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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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Unser Programm
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Hefele, Karl Joseph: Über einige Hindernisse der Wirksamkeit des kirchlichen Kunstvereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0014

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starren Ausschlteßlichkeit das Wort reden oder sie überhaupt für den Geist
des katholischen Mittelalters ansehen.

Ebenso verwahren wir uns gegen den Vandalismus, der um blos ästhetischer Zwecke
willen einen Bildersturm anfachen möchte, der Altäre aus der Kirche wirft, um andere von
sehr zweifelhaftem Kunstwerthe und geringerer Fähigkeit zur Weckung der Andacht an ihre
Stelle zu setzen; der für beliebte Devotionalien, Reliquien, alteRechte und Ueberlieferungen kein
Herz hat, bestehenden Kirchen der Gothisirung zu lieb Gewalt anthut, Altes entfernt ohne
etwas Besseres zu bieten, vorschnell und ungeduldig niederreißt, ohne festen Plan, Neues zu
schaffen.

Dieß ist der Geist, von welchem unser Archiv geleitet worden und in dem es wirken soll.
Und für wen? Dem Clerus zum Rath, den stickenden Frauen und bildenden Meistern zur
That, auf daß Kirche und Kunst in gegenseitiger, wohlgegründeter Eintracht wachsen und
wachsend gedeihen.

Neber eimge Hindernijse der Wirklam-
keii deb kirchlichcn Kmchvereins. *

Jn einer Zeit, welche so vorherrschend
materielle Jnteressen verfolgt, wie die unse-
rige, ist der unbestreitbar gegenwärtig überall
sich kundgebende Eifer für Verschönerung der
Kirchen eine ebenso staunens- als lobenswerthe
Erscheinung. Dieser Eifer ist ein Beweis,
daß man doch auch noch Anderes kennt und
achtet, als Fabriken, noch an Höheres glaubt,
als an Maschinen, und noch nach Edlerem
trachtet, als nach Fütlung des eigenen Geld-
beutels; ja, jener Eifer ist ein Beweis, daß
noch Opferwilligkeit für die Sache Gottes und
noch Sinn sür die Zierde seines Hauses vor-
handen ist. Und wir achten dieß um so mehr,
je lebhafter wir uns erinnern, daß es vor nicht
gar langer Zeit anders war, und damals
weder von Priestern noch von Laien für Ver-
schönerung der Kirchen Nennenswerthes ge-
schah. Jeder Blick in die Paramentenkästen
der Sakristeien und in die Rechnungen der
Heiligenpflegen überzeugt uns davon. Jch

* Der Herr Verfasser, Vorsitzender des Ans-
schuffes des Rottenburger Diözesan-Vereins für
ehristliche Kunst, hat mit Gegenwärtigem zunächst
diese Diozese und deren Verein im Auge. Wenn
auch die Schilderungen auf die ubrigen Vereine
nicht ganz passen sollten, so hoffen wir doch mit
nnsern Erfahrungen Allen zu nützen.

Anm. der Red.

glaube sagen zu dürfen, daß in den letzten 8
Jahren in unserer Diözese mehr neue Altäre
aufgestellt worden sind, als in den vorausge-
gangenen 80 Jahren, der ungemein vielen
neuen Meßgewänder, Pluvialen, ganzen Or-
nate, Fahnen, Velen u. dgl. gar nicht zu er-
wähnen, die in unseren Tagen allüberall bei-
geschafft wurden, theils durch freiwillige Bei-
träge Einzelner, theils aufKosten der Kirchen-
pstegen. Aber so sehr wir diesen Eifer loben,
so wenig dürfen wir verschweigen, daß das
wirklich Geleistete mit ihm nicht im rechten
Verhältnisse steht, und es ist vielleicht nicht
unnütz, einige Gründe dieser unangenehmen
Erscheinung zu besprechen.

1) Der erste Hauptgrund, glaube ich, be-
steht darin, daß trotz der bischöflichen Mah-
nnng vom 17. November 1854 in gar vielen
Fällen der Ausschuß des Kunstvereins bei
Reparaturen , Anschaffung von Paramenten,
Bestellung von Altären, Kanzeln, Beicht-
stühlen, Statuen, Altarbildern, Fahnen und
dgl. durchaus nicht um Beirath und Gutach-
ten angegangen wird, und manche Geistliche
hierin noch immer völlig nach eigenem Er-
messen verfahren, ganz nach eigenem Gutdün-
ken Künstler oder Psuscher wählen und mit
Aufträgen bedenken. Eigentlich noch ver-
letzender ist die Praris Einiger, zuerst ganz
auf eigene Faust zu handeln und dann, wenn
das Bestellte fertig ist, dem Ausschuß des
 
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