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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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5. Heft
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Das "Missale Romanum im mittelalterlichen Style"
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Vorschlag oder Antrag an Metallgießer, Gürtler oder auch Silberarbeiter
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0094

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möchten ohnehin einer so werthvollen Mufter-
sammlung von klassischen Miniaturen ohne
Schaden nicht entbehren können.

Das Comitö, welches die künstlerische Aus-
stattung der besprochenen Missal-Ausgaben
festgestellt, hat zur einheitlichen Durchführung
dieses Werkes auch die Einbände in den Kreis
seiner Thätigkeit gezogen. Die von Architekt
Essenwein gefertigten, vom Comitö genehmig-
ten Entwürfe für zweierlei Einbände in einer
der mittelalterlichen Technik nachgeabmten
Lederplastik haben nun allerdings um dieses
ihres Ursprungs willen ein günstiges Vorur-
theil für sich. Aber da wir selbst eine Zeich-
nung davon noch chicht zu Gesicht bekommen
haben, so sind wir außer Stand, hierüber
unser eigenes Urtheil auszusprechen, ohne daß
wir aber hiemit der gleichzeitig ausgegangenen
Subscriptions - Einladung des Buchbinders
August Habenicht in Wien, dem das Comitö
die Ausführung anvertraut hat, auch nur im
Geringsten entgegentreten wollten. Vielleicht
kommt Hr. Habenicht unserem in den letzten
Worten liegenden Wunsche entgegen.

So möge denn das in seiner Art einzige
Unternehmen, die Frucht eines jahrelangen
Sammelns, eines vereinten gewissenhaften
Prüfens sich den kirchlichen und künstlerischen
Kreisen kuhn, wie es das Recht hat, präsen-
tiren und mit glücklichem Erfolge die auf das-
selbe verwendete Mühe lohnen, nicht weniger
aber in reichlicher Ausbreitung eine Schule
werden, in der ein besserer Geschmack sich bil-
det und die Vorliebe für altdeutsche Malerei
erstarkt. Vom Stundpunkt unseres Archivs
aus liegt uns aber noch ein anderes Motiv
nahe, das uns eine große Verbreitung des
Missale wünschenswerth macht. Nach den hl.
Gefäßen, welche die heil. Eucharistie tragen
oder einschließen, ift das Meßbuch der ehr-
würdigste Gegenstand, den der Altar während
der heil. Messe trägt. Die Offenbarungen
Gottes, die es einschließt, die heil. Handlun-
gen, deren genaue und göttlich geordnete Voll-
bringung es vorschreibt, bilden den Herzschlag
des Lebens, das von Jesus Christus in die

Kirche und von ihr und ihren Geheimnissen
aus auf dte Gläubigen überströmt. Zum
größten Theil enthält es — im Jntrottus, den
Offertorien, in der Comunio, den Lektionen
und Evangelien den Kern Alles dessen, was
der heil. Geist „durch die Propheten gespro-
chen", oder was der menschgewordene Gott
uns in eigener Person geoffenbart hat. Als
Evangelienbuch ist es der Jnhalt des Wortes
Gottes, und hat deßhalb immer das „Wort
Gottes, das Fleisch geworden ist" gesinn-
bildet. Darum wird ihm, als dem Evange-
ltenbuche, auch die Ehre der Jncensation zu
Theil, wie den Oblaten. Seine nahe Bezie-
hung zum heil. Opfer und Sakrament, zum
Wort Gottes, mtt einem Worte die liturgi-
schen Gestchtspunkte sinddie innersten und tief-
sten Gründe, die unsere Freude über ein so
vollendetes Kunftwerk vollständig machen. Sie
ist ganz derselben Art, wie diejenige, welche
wir beimAnblicke schöner Kelche und Ciborien
aus edlem Metall, in ebenso würdigen For-
men als Ornamenten prangend, empfinden.
Dieses Gefühl wird Jedermann gern mit uns
theilen.

Vorschlag oderAnlrag an Melallgießer,
Gürtler oder auch Silberarbeiier.

DasHochw. bischöflicheOrdinariat inRot-
tenburg hat seiner Zeit durch einen eigenen
Erlaß Geistlichkeit und Laien gemahnt, bei
Errichtung oder Wiederherstellung von Feld-
kreuzen dte Regeln der christlichen Kunst nicht
zu vergessen und sich deßhalb vorkommenden
Falls vonKunstverständigen berathen zu lassen.
Es gibt aber Kruzistre, die der öffentltchen
Kritik weniger unterworfen werden, weil sie
weniger in die Augen fallen, die aber nur
um so mehr einer Ceüsur bedürftig erschei-
nen. Nicht nur in Privathäusern —> wie man
besonders bei Provisionen von ihrem Anblick
überrascht wird — sondern sogar in Gottes-
häusern auf Altären trifft man häufig Kruzi-
fire an, die mehr eine Karrikatur als den
 
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