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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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2. Heft
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Miszellen
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Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0042

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32

Miszellen.

Zur Geschichte des Altars. — Jn den Stn-
tuten des Generalkapitels des Cisterzienserordens
vom Jahre 1L40* findet sich nntcr Nr. 12 folgende
Vorschrift: Huouium äo euriositLts tLduiuruw,
guL6 Llturidus oräiuis supsrxouuutur, elLmosu iu-
siuuutio vsuit uä enchtuluiu AooerLle; prLsechitur,
ut OMU68 tLdulLs äspietLs clivsrsis eoloribus LINO-
vsLntur, Lut eolors Lldo eolorsntur; d. h. es sey
über svnderbare Gemälde(?), die auf rie Altäre der
Ordenskirchen gestellt werbcn, laute Klage beim
Geueralkapitel eingelaufen; es werde also die Vor-
schrift gegeben, daß allc mit verschiedenen Farben
bemalten Tafeln entfernt oder mit weißer Farbe
überpinselt werden.

Die Erkläruug dieses Gebots ist mit Schwierig-
keiteu verbunden. Wir versuchen sie einstweilen in
fvlgenden Fragen anzudeuten, in der Absicht, eine
richtige Deutung und Uebersetzung um sv eher an-
zubahnen, je mehr wir durch Fehler den Wider-
spruch reitzen.

1. Waren die tLbuIus Gemälde an der Wand
hinter dem Altare, oder Tafeln von Holz, mit ver-
schiedenen Farben bemalt, Ornamente oder Figuren
darstellend, ähnlich den Nücktafeln?

2. Wenn, wie es scheint, letzteres der Fall ist,
hat das Verbot mehr die ouriositLs pioturLs, als
die Tafeln an sich im Auge?

3. Und wcnn, wären daun nicht im Cisterzien-
serorden die Rücktafeln der Altäre schon anfänglich
im Gebrauche gewesen, da dieser Orden sehr streng
an den einfachsten der hergebrachten Gebräuche
hieng, und nicht leicht eiue Veränderung zuließ?

4. Wäre dann, die Richtigkeit des Vorstehenden
vorausgesetzt, die Rücktafeln nicht schon Anfangs
des 12. Jahrhunderts nachweisbar in Gebrauch
gewesen?

Es mögen dazu „Studien über die Gefchichte
des christlichen Altares" S. 53 f. verglichen werden.

Korrespondenzen.

B. (Korresp.) Betreffs der Kirchenkleidung
der Meßner herrfcht meines Wissens ein reiches
Quodlibet. Was hierin Styl ist, will ich der Re-
daktion des „Kirchenschmucks" zu beftimmen über-
lassen, und hier nur ein Beispiel anführen, wie
diese Gewandung nicht Leschaffen seyn soll. Das
Beispiel ist aus Jtalien genommen.

„Die Kirchendiener in Brescia sind durch ihre
höchst originelle und auffallende Gewandung, die
sie spezifisch von dem Costüme dieser Menschenklasse
in andern katholischen Städten unterscheidet, einer
besondern Beachtung werth. Diese Herren tragen

* Illes. Kov. ^nscä. sä. LlLrtsus st vurLnä
3?. IV, ool. 1252.

Beinkleider, welche gewöhnlich in jenes ungewisse
Grau hinüberspielen, das zwischen weiß und schwarz
stch bewegt. Das Oberkleid besteht in einem Frack,
und das Kirchenkleid in einem kurzen Rokett
darüber, so daß es den Frackschößen hinlänglich
vergönnt ist, sich nach Art von Käferflügeln, die
eben unter der Flügeldecke hervorkommen, um sich
vollends zum Fluge auszuspannen, zu zeigen, wie
auch selbstverständlich sich das ganze Beinkleid
präsentirt. Wenn es die Pflicht dieser Männer
wäre, Berge zu besteigen, so würde sich für den
carrikirten Anzug noch der Grund des Ausschrei-
tens angeben lassen, da dieselbcn aber nur auf
glattem Marmor zu wandeln haben, kann das
Nachdenken über diese Garderobe-Erfindung nicht
so leicht zu einem Resultate führen." (Seb.
Brunner, Ein eigenes Volk. Aus dem Venedi-
ger- und Lvngobardenland. Wien 1859, S. 377.)

Um aber etwaige, hoffärtige Gelüste, die in eine
Bemitleidung italienischer Zustände ausarten, nie-
derzuschlagen, will ich auch ein anderes Beispiel,
das auf Nachahmung wartet, aus der allegirten
Schrift (S. 61) anführen.

„Ein Umstand, auf den wir die Kirchenvorsteher
in Deutschland und Oesterreich vorzüglich aufmerk-
sam machen möchten, sind Kirchenlampen und
Kirchenleuchter. Die vergoldeten Hölzer nnt
weißer Pape überstrichen* und mit Flittergold
beklebt, sind doch eine Misere, elendiglich und lang-
weilig anzuschauen, geschmacklos und stofferlogen,
denn es prasentirt sich das Holz als Metall, und
dabei noch kostspielig und nicht auf die Dauer,
auch die Leuchter aus weißem Metall und versil-
bert, sind fad und geschmacklos in der Farbe, und
wegen der öfternVersilberung sind sie auch nichtpro-
fitabel für das Kirchenvermögen. Alsv Geschmack-
losigkeit, Fadeffe, Gebrechlichkeit u. Kostenaufwand,
Hand in Hand. Wenn nur einmal ein tüchtiger,
geschickter Metallgießer und Metalldrechsler da
hieher käme nach Venedig, die nächste italieni-
sche Stadt, und sich das Messing, die Metall-
mischung anschauen möchte, und einen Zeichner
mitnähme, der ihm die schönsten Formen kvpirt, so
könnte dieser Mann ein in jeder Beziehung glän-
zendes Geschäft machen, unc> wir könnten in unsern
Stadt- und Landkirchen von einem Möbel aus der
Zopfzeit der Kunst befreit werden, das gar nicht
mehr anzuschauen ist, wenn man die herrlichen
Kirchenleuchter in Jtalien gesehen hat, vou einem
Kirchenmöbel, welches wahrhaft das hölzerne, von
Gold vder Silber nur lügnerisch überhauchte Zeit-
alter darstellt."

* Es sind wohl Ornamente aus Maffe ge-
meint, ähnlich denen der Goldrahmen.

Anm. der Red.
 
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