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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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5. Heft
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Die Orgel, [3]: einiges über den Charakter und die Anwendung der Tonmittel
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Das "Missale Romanum im mittelalterlichen Style"
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0091

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von den Mirturen" könnte man auch uns zu-
rufen, und wir antworten: „Ncin! weil die
Natur der Töne selbst ntcht davon läßt; aber
nur keine im Uebermaß."

Jn unserer Zeit, in welcher ächte Kirchlich-
keit von Einigen mit düsterem, kopfhängert-
schem Wesen verwechselt werden möchte, scheint
stch diese Meinung auch in manche Orgeln
verirrt zu haben, indem ihnen ein Uebermaß
von größten und großen Pfeifen gegeben wird,
neben deren dumpfem Gebrumm unmöglich sich
freudige Kraft und fröhlicherJubel emporrin-
gen und erkltngen kann. Dasiir sollen alle
Stimmen angenehm, sanft, lieblich, zart,
lispelnd, ja sogar reizend seyn. Jn Folge deffen
überladen einige ihre Orgeln mir schwachen
Flötenstimmen, geben auch ihren Prinzipalen
sanfte Jntonation und bearbeiten ihre Gam-
ben so, daß man kaum zu erkennen vermag,
ob das sanfte Streichen von den Tönen selbst
oder aber von dem Geräusche des Windes her-
komme. Dieser Ton kommt auch dem über-
mäßigen Sparsystem sehr zu statten, da er
weiches Material erlaubt. Solide Dauer
bleibt außer Acht. Wir kennen neue Orgeln
von 14—18 Registern in Gemeinden von
circa 1200 Einwohnern, die aus übergroßer
Lieblichkett in ihrer vollen Kraft zur Beglei-
tung des Gemeindegesanges nicht genügen.
Neben diesen vielen großen Registern disponirt
man gerne möglichst wenige 4füßige; und
sagt, zwei kräftige solche Stimmen ersetzen
viele schwächeren. Dabei ergibt sich jedoch un-
abweisbar derUebelstand, daß sich starke vier-
füßige Stimmen nur schwer mit den 8füßigen
gehörtg verschmelzen, wenn nicht ein in Stärke
und Tonfarbe ganz ähnliches 8füßtges mit
ertönt. Wentgstens ein 4füßiges von minder
starkem, aber recht klarem Ton ist Bedürfniß.
Auch dürfen die 4-Fußstimmen von den klei-
neren Tongrößen nicht übertönt werden, weil
stch sonst zwischen den kleinen und großen
Pfeifen eine trennende Kluft befindet, die beide
isolirt und sie nicht gemeinsam wirken läßt.
So soll das Hauptmanual einer vor noch
nicht 20 Jahren erbauten großen Orgel, das

19Register zählt, zwei 16füßtge, acht8füßige
und nur zwei 4füßige enthalten, nämlich Oo
tav und Kleingedakt. Etn auf diesem Manual
befindlicher 5facher Cornett ändert diesen Uebel-
stand nicht wesentlich.

Einer anderen großen Orgel rühmt man
nach, daß sie den Donner, und in leisem wun-
derbarem Gelispel den^Gesang der Sphären"
oder gar den Gesang des Himmels darzustellen
vermöge. Eine wettere Orgel der Neuzeit hat
24 größere als achtfüßige und 33 achtfüßige
Stimmen, ohne die achtfüßigen gemischten
Register. Welches Uebermaß von Mitteln sür
die Tiefe!

Fassen wir nun im Nachfolgenden in den
Rahmen der gestellten Anforderungen die
Art der Register zusammen, die geeignet
seyn könnten, diesen Erwartungen zu ent-
sprechen, und schließen wir dann mit der
Mittheilung eintger sür unsere Verhältniffe
passender Dispositionen.

AüS „Nlssale Loing,riuiri ilN Mlttei-
attertichcn Styte".

Von dem Projekte dieses Prachtwerkes hat
unser Archiv schon Band II, S. 55—57 aus-
führlichen Bericht erstattet. Eben sind die
Einladungen zur Subscription versendet wor-
den und es ist unsere Pflicht, unseren Leser-
krets dazu kräftigst zu ermuntern. Ueber die
Ausführung des ursprünglichen Planes gibt
der Herausgeber, Herr H. Reiß, und die Ver-
lagshandlung, Keck L Comp., Leopoldstadt,
Donaustraße blro. 4 in Wien einen Bericht,
aus dem wir Folgendes ausheben:

f,Das Schönste und Kostbarfte, was sich in
zerstreuten Missalen und handschriftlichen Per-
gamentbüchern vieler Bibltotheken findet, ist
in dieser Ausgabe vereinigt; aus den herrlich-
sten Werken deutscher „„burgundtscher"" Mi-
niaturen, Jnitialen und Ornamenten des 14.
und 15. Jahrhunderts der k. k. Ambraser-
Sammlung, der k. k. Hof- und Staatsbiblio-
thek, sowie vieler im Jn- und Auslande be-
 
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