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Dengler, Georg [Editor]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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5. Heft
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Das "Missale Romanum im mittelalterlichen Style"
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0092

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rühmter Stifts-, Stadt- und PrivatLiblio-
theken wurde das zum Missale geeignete, was
Lis jetzt nur als eristirte, zur

Ausschmückung des Werkes gesammelt und
nach sorgsältiger Auswahl bestimmt. Bei all
dtesem ist dennoch Maß gehalten, um den hei-
ligen Ernst, die Hauptsache des Meßbuches
nicht zu beeinträchtigen. Der Jllustrationsplan
zum Missale wurde von mehreren sachkundi-
gen katholischen Priestern geprüft und nach
dem vwöotorium KOMLUUIQ für 1858 revidirt
und geordnet, so daß durch die Jllustration
die Feier des Feftes u. s. w. erkannt wird. Bei
Festen xrimao olassis (erster Klasse) lausen
von derMiniatur oder demJnitial-Ornamente
aus, die die Seite theilweise umranken; Lei
Festen Loouuäao olassis (zweiter Klaste) zieren
breite Ornamente die Miniatur, und gewöhn-
liche Feste der Heiligen zeigen kletnere Minia-
turen oder Miniaturinitialen an; Sonntage
sind durch größere Jnitialen mit Verzierung,
Wochentage durch kleinere verzierte Jnitialen
u. s. f. illustrirt. Der Tert ist mit leicht les-
barer, Lesonders dazu gefertigter Schrift ge-
druckt, so daß das Werk im Ganzen einen
einheitlichenStyl zeigt. Um jedoch allen
Wünschen zu genügen, werden auch Erem-
plare mit römischer Schrift gedruckt
werden."

Diese letzte Zusage könnte aber nur in dem
Falle verwirkltcht werden, wenn sich für die
Ausgabe in der einen wie der andern Schrist
eine hinlängliche Zahl von Subscrtbenten fin-
det. Deßwegen macht der Herausgeber am
Schluß seines Cirkulars den wohl zu beach-
tenden Beisatz: „Um Mi^verständnissen
für alle Fälle vorzubeugen, mache ich darauf
aufmerksam, daß falls sich nicht genug
Subseribenten auf die Ausgabe in
der einen oder andern Schriftart
sinden sollten, allenDenjenigen die sodann
erscheinende einzigeSchriftausgabe zu-
gesendet wird, dte nicht die ausdrückltche
Bemerkung dazu machen, daß ste ihre Sub-
scription nur in dem Falle als bindend an-

sehen, daß eine Ausgabe in der betreffenden
Schrtftart erscheinen wird."

Dte Bestimmungen, welche bei der künstle-
rischen Ausstattung des Missale zu Grund ge-
legt wurden, setzten unter Uio.VII. a. fest,
daß für die Schrift kräftige, scharfe und leser-
liche Typen in mittelalterlicher Form,
ftreng übereinstimmend mit besonders schönen
Originalschrtftzügen verwendet werden sollen.
Jnsosern schließt die Abstcht, nebenbei eine
Ausgabe mit römischer Schrift zu veranstal-
ten, eine Abweichung von dem ursprünglichen
Plane ein. Obgleich wir theils wegen der
Styleinheit und der dadurch erzeugten Har-
monie zwischen Schrist und Ornament, theils
wegen der vortrefflichen, leichter lesbaren Let-
tern, theils wegen des historischen Vorgangs
ähnlicher Behandlung lateinischer Terte der
Ausgabe mit mittelalterlichen Typen entschie-
den den Vorzug geben, so können wir doch
die zweite Ausgabe mit Antiqua nichts weni-
ger als mißbilligen. Zwar ist die lateinische
Schrist nach der durch beide uns vorliegenden
Druckproben ermöglichten Vergleichung, wie
uns scheint, nicht so lesbar, als die gothische,
aber sie wtrd doch der größeren Verbreitung
wesentlichen Vorschub leisten, besonders in
außerdeutschen Ländern. Auch würden wir es
für einen sehr großen Mangel der gothischen
Kunftprodukte halten, wenn sie so erclusiv
wären, daß sie nur in einer vollständig reinen
und gleichgesinnten Umgebung für schön gel-
ten könnten. Ueberdieß hat ja die romanische
Kunstperiode, so wesentltch deutsch und ori-
ginell, wie die gothische, der römtschen Schrift-
zeichen sich bedient. Da wir den Wunsch hegen,
daß das besprochene Missale alle andern bis-
her erschienenen Pracht-Ausgaben überflügeln
und setnen Weg über den ganzen katholischen
Erdkreis nehmen möge, so ift uns die beab-
sichttgte zweite Ausgabe sogar sehr erwünscht;
doch sügen wir die eine Bedingung hinzu, daß
dte gothischeAusgabe dadurch nicht unmöglich
gemacht wird.

BeideAusgaben enthalten 236 größere und
kleinere Miniaturen mit Ornamenten, viele
 
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