Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:
Archäologisches zur Geschichte des christlichen Altars
DOI Artikel:
Miszellen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0059

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
47

> Mittelalter gebräuchlich gewesen sey.* Nun
aber lesen wir in den Statuten des General-
Cavitels des Cisterzienserordens vom Jahre
1199 folgende Vorschrift: „Es wird ver-
boten, Tücher mit Bordüren (der Tert sagt:
innxxne linidntns) anf unsern Altären auf-
znlcgen. Jm Uebertretungsfall hat der Sakri-
stan, sowie der, welcher es ihm zu thun be-

! sohlen, drei Tage Buße leichten Grades zu

! üben."**

Um dieß recht zu verstehen und stchere
Schlüsse auf die damals übliche Behandlungs-
weise der Altartücher zu ziehen. ist der Begriff
von muxxu limllutu festzustellen. Die Römer
kannten das Wort Iimbu8 als allgemeine Be-
zeichnung jeder Art von Bordüren, von denen
der 1imbu8 x>mtU8, der 1imbu8 uureu8, 0ILVU8,
xutuAium und andere einzelne Gattungen sind.
Der 1imbu8 uursu8 war nach Ferrari*** ein
Vorrecht der Matronen, welche damit den
Ansatz der tuuiou, die Schleppe nämlich (in-
8titu), verzierten. Da die Alten die Gold-
stickerei und Weberei, wie wir sie jetzt haben,
nicht kannten, so stellten sie diese „goldenen
Säume" durch feingeschlagenes und aufgehef-
tetes Goldblech oder durch eingezogene gedie-
gene Goldfäden her. Diese Goldblechstücke
kommen unter dem Namen 86Ameutu oder
lumillue vor. Nebenbei wtrd es nicht über-
flüssig seyn, zu bemerken, daß die tunieu,
die nicht weit über die Knie reichte, in Ver-
bindung mit der also verzierten, an die tuuiou

> angenähten Schleppe, welche die Füße ganz be-
deckte, das Matronenkleid ausmachte und 8to1u

> (so^) hieß. Außerdem gab es limbi xiati,
d. h.'nicht ein-, sondern vielfarbig gestickte

* Studien über Geschichte des christl. Altars
S. 36.

** krobibetur, us iu ulturibu8 uo8tri8 babs-
untur ruLppa.6 lirubLtas. Huoä si ulitsr kusrit,
sLorista. äomus ilbus, iu gua kusrit kuoturu, tribus
äiebus 8it iu levi oulpu. tzui boo tiori 1u88srit,
8imili culpu 8ub1acsbit. 8tut. cup. Zsu. Orä.
0>8tsre. Xui 1199. Xro. 3, mitgetheilt im ibiov.
^bs8. Xusoä. IV. ool. 1257.

*** Xuulsota äs rs vs^tiuria. oap. XXII. im
VI. Band des 1bs8Nuru8 Xlltiguitutum kowanu-
rum x. 1092.

Bordüren, von denen z. B. Virgil I.. IV.
^susiä. spricht:

Vuuäsm xroZrsäitur MLAUU 8tipuuts oatsrva,

8><b>uium xioto cblamväsm eireumäata. bwbo.

Wir können noch hinzufügen, daß die Pracht
solcher Säume zuweilen durch aufgenähte Per-
lenschnüre erhöht wurde. *

Daß diese Stickmanier unter Anwendung
von Perlen, von Gold- und Silberplättchen
mit Szenerien im Mittelalter (13. und 14.
Jarhundert) zu kirchlichen Zwecken im Ge-
brauch war, ist anderwärts nachgewiesen wor-
den,^* worauf wir der Kürze halber ver-
weisen.

Somit stnd unter muxxus limbutLs Altar-
tücher zu versteheu, deren Säume mit viel-
farbigen Stickereien oder sogar mit Gold und
Perlen verziert waren.

Jndem durch obiges Verbot des Cisterzien-
ser-Generalkapitels deren Gebrauch auf den
Altären der Kirchen dieses Ordens als mit
dem strengen und einfachen Geiste desselben
nicht vereinbar, untersagt wird, ist durch eben-
dasselbe zugleich der Beweis geliefert, daß
diese Mappen wenigstens im 12. Jahrhundert
und vielleicht schon früher in andern Kirchen
gebräuchlich waren.

Miszellen.

Reimgung der Corporalien. — Wir lesen
in alten Synodalstatuten die Vorschrift, daß die
Corporalien nicht einfach durch einen Priester oder
Diakon dcr erstcn Ablution zu unterziehen seyen.
sondern daß sich dabei diese der Chorkleidung zu
bedienen haben. Eine dieser Vvrschristen ist den
Clementinischen Dekreteu entnommen und lautet:
„Der Priester oder Diakon soll. angethan mit dem
Superpellicium, die Corpvralien in einem reinen,
eigens dazu bestimmten Gefäße. mehrmals wa-
schen. Alle Ablutionen sollen wo möglich in die
Plscina ausgeschüttet werden, wenigstens die erste.
die übrigen aber in der Taufkapelle." 8tg.iut.
8)moä. Leol. iX3.unet6U8i8 Xro. XIX. (aus dein
Ende des 14. Jahrhunderts?). Die Sammlung
siehe in ^bs8. Xlov. ^.usoä. IV. col. 934. Der

* Böttiger, Sabina S. 360 und 367 f.

** Siehe „Kirchenschmuck" I. Bd.. S. 57 und
Bocks „Geschichte der liturgischen Gewänder des
Mittelalters" S. 209 ff. (II. Lief.).
 
Annotationen