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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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2. Heft
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Etwas über Stylformen und Technik der Stickerei: Zum II. Heft der "Geschichte der liturgischen Gewänder von Fr. Bock"
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Das Feldkreuz
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0035

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ckerei in dem schon geschilderten Hest- oder
Uebersangstich erzielen.

Ein ähnlicher Gedanke mag zu den soge-
nannten Stickereien a or dultu Anlaß ge-
geben haben, in welcher sich die Sticker von
Arras in Flandern auszeichneten. Durch Gold-
säden, der Länge nach gelegt, und mit Heft-
stichen, die selbst einem gewissen geometrischen
Desstn folgen, besestigt, ift der Grund figür-
licher Darstellungen gebildet. Auf diesen
festen Goldgrund ist denn die Figuralstickerei
in feiner Haarseide so angebracht, daß der
Goldgrund theilweise hervorschimmert.

Eine andere Anwendungsart dieses Gold-
grundes zeigt Taf. XVII, wo derselbe als
Hintergrund der Figuren benützt ist. Eben-
so zweckmäßig bietet er sich zu Heiligen-
scheinen dar. Taf.LVII, LVIII.

Auf einer Stickerei aus dem 16. Jahrhun-
dert, Taf. LIL, ist als Unterlage fleischfarbe-
ner Atlas angewandt. Aus diesem sind nun
die Gewänder tm Plattstich bunt ausgeführt,
so daß für den Kopf und die Hände der Atlas
offen bleibt, auf welchem dieLinien und Schat-
ten mit dunkler Seide eingenäht sind.

Bei größeren Figuren benützte man gern
die sogenannte Applikationstickeret, die wir
schon öfters in diesen Blättern beschrieben
haben. Ste besteht darin, daß einzelne Par-
tien, Gewänder, selbst Gesichter und Hände
durch ein ausgeschnittenes Stück von Untstoff
gebildet sind, auf welchem Schatten und Ltch-
ter aufgesetzt werden. Bei kleineren Sticke-
reien zog man es aber vor, Alles im Platt-
stich auszuführen, und gegen Ende des 15.
Jahrhunderts brachten die Sticker es hierin zu
solcher Vollendung, daß ihre Fleischpartieen
durch das zarte Jneinanderfließen der Farb-
töne mit der Oelmalerei wetteiferten.

Aus dem 16. Jahrhundert finden sich zu-
weilen noch Kaselkreuze von Wollenstoff
mit Stickereien in Gold und Seide, wovon
der Verfasser annimmt, daß sie dem Or-
den der Minoriten angehörten. Denn dieser
hat allein das Privilegium, wollene Altar-
gewänder zu tragen.

Jm Bisherigen ist von der Stramin-
stickerei nicht die Rede gewesen. Um diese
Kunstübung, welche ihre edleren Schweftern
überlebt und bislang eine faft ausschließliche
Herrschaft auf dem Arbeitstische der Frauen
behauptet hat, nichr ganz zu verbannen, ge-
nüge die Bemerkung, daß sie zu Herstellung
vonFußteppichen mitKreuzstichen inWolle
ganz an ihrem Platze ist.

Auch feinere Arbeiten mit Seide und im
Perlstich mögen hier und da Anwendung
finden. U.

Das Mdkreuz.

Es ist eine uralte Sille, an Wegen und
öffentlichen Plätzen das Kreuz als Sieges-
zetchen aufzupslanzen. Nach der moralischen
Ueberwindung des Heidenthums folgte dessen
politische Vernichtung, und diese knüpft sich
an den Namen Constanttn des Großen. Wie
er einerseits das heil. Zeichen zuerst auf die
Kriegsfahnen pflanzte, so ließ er auch für
öffentltche Plätze der Hauptstadt Konstanti-
nopel drei große Kreuze aus Erz gießen. Das
eine war vergoldet und stand aufdemTriumph-
bogen des Forums; das zweite hatte seinen
Srandort auf einer Porphyrsäule auf dem
Platze der,/Bruderliebe" das

dritte, von Conftantin,/Sieg", vonHeraklius
das //Unbesiegte" genannt, stand gleichfalls
auf etner Marmorsäule auf dem Brodmarkt
der Hauptstadt, wie uns Nice-
phorus im 8. Buche 32. Cap. setner Geschichte
erzählt. Eusebius rühmt es deßhalb demsel-
ben Kaiser nach, daß er statt der Götter-
ftatuen an den Wegen Kreuze errichten lteß.
Die Sttte wurde so allgemein, daß der hetl.
Johannes Chrysostomus in einer Predigt
sagen durfte, man könne jetzt allenthalben
sehen, daß das heil. Kreuz an öffentlichen
Wegen verehrt werde, daß aber auch Con-
stantin Copronymus beim Ausbruch des Bil-
derstreits eine Menge derselben an den Kreuz-
wegen zerstören lassen mußte, bis seiner fana-
tischen Wuth etn Genüge geschehen war.

Kirchenschmuck. 18SS. II.

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