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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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2. Heft
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Ueber die Albe und die Spitzen daran
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0027

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1859.

H i r c!i e n s cli m n c!r. s M

„Neber die Albe und die Spitzen
daran"

hat die Redaktion des „Kirchenschmucks" im
11. Hefte 1858 mit großer Unparteilichkeit
emer Meinungsäußerung des Herrn vr. H.
gegen den Aufsatz „die Alba" im dritten (nicht
im „ersten") Heft 1857 Raum gegeben; sie
wird auch einem Unbetheiligten Gehör ver-
schaffen, wenn er stch des Verfassers des ange-
griffenen Aufsatzes annimmt.

Die Annahme des Herrn vr. H., „Herr
Fey scheine sich die Alba der alten und mitt-
leren Zeit viel einfacher gedacht zu haben, als
ste wirklich war, und möchte ste auf diese ver-
meintliche Einsachheit eines schmucklosen Ge-
wandes wieder zurückführen", ist nicht begrün-
det. Herr F. hatte ja ausdrücklich gesagt, so-
gar mit Anführung eines Schriftstellers aus
dem I Z.Jahrhundert, die Goldverbrämung der
Albe sey der Vorzeit geläufig, hatte dann hin-
zugefügt, die nach kirchlicher Vorschrift gefer-
tigte Albe sey jedoch „schon etwas durchaus
Schönes", erklärte sich aber mit der'„zierenden
Zuthat zu dem rituell Gebotenen vollkommen
einverstanden", und wies hin auf Mufter von
Säumen „mit gothischen Laubgewinden oder
romanischen Motiven oder mit Schristzeichen
in buntem Zwirn, in Gold- und Seidenfäden
gestickt". Nur die ächten, wie die unächten
Spitzen als Säume der Alba angewendet, er-
klärte er für einen „die Würde des Kleides
beeinträchtigenden Mißgriff". Dabei fiel es
ihm nicht ein, zuzugeben, dessen er zweimal be-
schuldigt wird, daß an der Alba „die Spitze
auf die Leinwand ausgenäht" werde, sondern
er sagte: „selbst die Darnen würden die
Spttze nicht als Saum unten an, sondern als
Falbula auf das Kleid setzen". Die gänz-
liche Unzulässtgkeit der Spitzen als Saum der
Albeaberbewieserhauptsächlich aus dem prak-
tischenGrunde: daß dieEnden derKleider, als

mehr angestrengt leichter reißbar, anstatt ver-
dünnt und geschwächt, eher verdichtet und ver-
stärkt zu werden bedürfen, wie schon Moses
anerkannt habe; sodann aus dem ästhetischen
Grunde: daß der naturnothwendig ftärkere
Theil auch stärker aussehen und deßhalb die
Verzierung eine Verstärkung seyn müsse, wo-
bei etne Analogie aus der Baukunst angeführt
wurde. Dieses „Beispiel aus der Architektur"
verwirft Herrvr.8. als „gewiß nicht passend"
mit der Bemerkung: „zwischen einem Mauer-
sockel und einem Albensaum sey der große
Unterschied, daß jener das Tragende, dieser
das Getragene, jener das Feste, dieser das
Weiche ist und seyn soll". Die Vergleichung
ist eine andere: beide, Mauersockel und Alben-
saum stnd, wenn auch aus verschieden wirken-
den Ursachen, die angestrengtesten Theile des
Ganzen, zu dem sie gehören, und bedürfen
aus diesem Grund der Verstärkung. * Leicht
wird also die Wahl seyn zwischen dem von
Herr F. angedeuteten, allgemetn anerkannten
Grundsatz von der Uebereinftimmung des zie-
renden Scheins mit dem nothwendigen Zwecke,
und dem von Herr vr. U. aufgestellren: daß
die allmälige Verdünnung des Kleidsaums
„als mildernderUebergang von dem massivern
Stoff des Tuchs zu den andern benachbarten
Gegenständen oder auch nur zur athmosphä-
rischen Luft naturgemäß und zweckmäßig" sey!

Jn der dem alten Binterim betreffs der
„Praris des Fältelns" enthobenen Stelle über
die V68t>8 no6ulLta ist derselbe anderer Met-
nung; sie sey nämlich „so genannt von den
Falten, dte das Kleid beim Anziehen warf."
Nicht leicht wird man diese sich von selbst wer-
fenden Wellenfalten mit den in gesteiften Lei-
nen künftlich gekneiften und gepreßten Falten

* Vergl. Col. 1, S.40 des I. Bandes. Wir
bitten überhaupt den angezogenen Artikel nachzu-
lesen. Die Sache wird sich dann alsbald entschei-
den. Anm. der Red.

Kirchenschmuck. 1859. II.

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