unter Namen von Mäander oder Ornamente
u 6rec:<iu6 auch tn weiteren Kreisen bekannt
sind. Diese sogenannten Mäanderformen, aus
dem hohen, vorchristlichen Alterthume stam-
mend, haben sich als traditionell feststehende
Desstns das ganze Mittelalter hindurch er-
halten und sind namentlich in der romanischen
Kunstepoche sehr beltebt gewesen, da stch die-
selben sowohl in der Weberei, als auch in der
Stickerei techntsch leichtdarstellen ließen. Was
nuu die Form der eingewirkten Ornamente
betrifft, die aus dem Thierreich entlehnt sind,
so findek man hier in mehr ornamentaler und
nicht naturalistischer Aufsassung dargestelltjene
verschiedenen kleinen Thierunholde, wie sie die
^ phantasievollen Kleinkünstler im Mittelalter
in reichster Formenfülle darzustellen pflegten.
Vor allem erblickt man auf dem Gürtel ein-
gewebt die so oft vorkommenden biblischen
Thtere als: ven Löwen, dte Taube, den
Hirsch, den Greif, das Einhorn, den Straußrc.
> Diese sämmtltchen Thierbtlder scheinen uns
der mittelalterlichen Thierfabel entlehnt zu
seyn, und sprachen diese Thiere in jenen kind-
lichen Tagen, den heut noch aufbewahrten mit-
> telalterlichen Phystologen zufolge eine Sprache
mit moralisirenden Nutzanwendungen. die un-
serm frostigen und prosaischen Jahrhundert
unbekannt geworden ist.
Die Pflanzenornamente, die abwechselnd in
diesem Cingulum vorkommen, fornüren viel-
> fach ein Kreuz und imitiren meistens die Form
der im 12. und 13. Jahrhundert so sehr be-
liebten öeur 6s Ü8, der als Muttergotteslilie
eine hohere symbolische Bedeutung untergelegt
werden kann. Neben diesen vielgestaltigen
Ornamenten erblickt man zu beiden Seiten,
! leider äußerfl beschädigt und durch Alter un-
kenntlich geworden, der ganzen Länge des
Gürtels nach, zwei horizontal fortlaufend ein-
gewirkte Jnschriften, die nur nüt großer Mühe
zu erkennen sind. Wir haben mit Mühe ein-
zelne Stellen dieser kunstreich eingewebten Jn-
schristen mit scharfen Loupen sestzustellen ge-
sucht und glauben daraus hin annehmen zu
können,idaß dieselben sich beziehen auf die be-
kannten Worte des verkündigenden Engels.
Aus der einen Seite fanden wir Anhaltspunkte
genug, um folgendes Legendarium zu consta-
tiren, das in romanischen Majuskelschrtften
gehalten lautet:
,ÜNA1'688U8 LI1A6lu8 uäNuriuni 6ixit! UV6
^rutin iil6UL clouiinu8 toouiu li6U6Üiotu
tu in Uiu1i6ribu8 6t 1i6U6cliotu8 kruotU8
V6utri8 tui".
Möglich ist es, daß dieser bekannte Schrist-
tert sich immer wiederholt. Dieser interessante
GürtelmitseinenJnschriften ifleinBeleg dafür,
daß sich auch im Mittelalter, wie dieß im
höchsten Alterthume der Fall war, die Sitte
erhalten hatte, Gewandstücke zu tragen, in
deren Rändern und Säumen eingestickte Schrif-
ten sich befanden. Man pflegte dieselben V68t68
litorutue zu bezeichnen.
Der Gelehrte Channat führt an, daß fchon
der heilige Martin von Tours eine „Ltolu
litorutn" besessen und getragen habe, worin
eingewebt gewesen wären die Worte: „iu uo-
iniue clouüui orn pro uio".
Solche eingewebte Sprüche an profanen
und liturgischen Gewändcrn kamen namentlich
bei der höheren Entwickelung und Ausbildung,
die die Weberei und Stickerei im 11. und 12.
Jahrhundert genommen hatte, umdieseZeiten
sehr häuflg in Gebrauch.
Auch unsere Sammlung besitzt mehrere sol-
cher liturgischen Gewandstücke mit eingewebten
Legendarien an der „Pervclisis" und umer-
lassen wir nicht als Parallele zu dem eben-
beschriebenen kostbaren Gürtel der heiltgen
Landgräfin Elisabeth zu erwähnen, eine
reich gewirkte „umuijiuln litorntn" in der-
selben technischen Fabrikation, und mit ganz
analogen eingewebten orientalen Darstellungen
verziert, die an den beiden Rändern mtt in-
teressanten Legendarien kunstvoll ausgestattet
ist. An dem unteren Ende beginnt die Jn-
schrist in romantschen Majuskelbuchstaben in
folgender Weise: „0 8^68 cliviuin, vin tutn,
jiot6U8 iu6clioiuL, porriA6 8ub8icliuui iui86ri8,
0 83.uLtn Nurin." Jn dem darunter bestnd-
lichen parallel lausenden Rande liest man die
u 6rec:<iu6 auch tn weiteren Kreisen bekannt
sind. Diese sogenannten Mäanderformen, aus
dem hohen, vorchristlichen Alterthume stam-
mend, haben sich als traditionell feststehende
Desstns das ganze Mittelalter hindurch er-
halten und sind namentlich in der romanischen
Kunstepoche sehr beltebt gewesen, da stch die-
selben sowohl in der Weberei, als auch in der
Stickerei techntsch leichtdarstellen ließen. Was
nuu die Form der eingewirkten Ornamente
betrifft, die aus dem Thierreich entlehnt sind,
so findek man hier in mehr ornamentaler und
nicht naturalistischer Aufsassung dargestelltjene
verschiedenen kleinen Thierunholde, wie sie die
^ phantasievollen Kleinkünstler im Mittelalter
in reichster Formenfülle darzustellen pflegten.
Vor allem erblickt man auf dem Gürtel ein-
gewebt die so oft vorkommenden biblischen
Thtere als: ven Löwen, dte Taube, den
Hirsch, den Greif, das Einhorn, den Straußrc.
> Diese sämmtltchen Thierbtlder scheinen uns
der mittelalterlichen Thierfabel entlehnt zu
seyn, und sprachen diese Thiere in jenen kind-
lichen Tagen, den heut noch aufbewahrten mit-
> telalterlichen Phystologen zufolge eine Sprache
mit moralisirenden Nutzanwendungen. die un-
serm frostigen und prosaischen Jahrhundert
unbekannt geworden ist.
Die Pflanzenornamente, die abwechselnd in
diesem Cingulum vorkommen, fornüren viel-
> fach ein Kreuz und imitiren meistens die Form
der im 12. und 13. Jahrhundert so sehr be-
liebten öeur 6s Ü8, der als Muttergotteslilie
eine hohere symbolische Bedeutung untergelegt
werden kann. Neben diesen vielgestaltigen
Ornamenten erblickt man zu beiden Seiten,
! leider äußerfl beschädigt und durch Alter un-
kenntlich geworden, der ganzen Länge des
Gürtels nach, zwei horizontal fortlaufend ein-
gewirkte Jnschriften, die nur nüt großer Mühe
zu erkennen sind. Wir haben mit Mühe ein-
zelne Stellen dieser kunstreich eingewebten Jn-
schristen mit scharfen Loupen sestzustellen ge-
sucht und glauben daraus hin annehmen zu
können,idaß dieselben sich beziehen auf die be-
kannten Worte des verkündigenden Engels.
Aus der einen Seite fanden wir Anhaltspunkte
genug, um folgendes Legendarium zu consta-
tiren, das in romanischen Majuskelschrtften
gehalten lautet:
,ÜNA1'688U8 LI1A6lu8 uäNuriuni 6ixit! UV6
^rutin iil6UL clouiinu8 toouiu li6U6Üiotu
tu in Uiu1i6ribu8 6t 1i6U6cliotu8 kruotU8
V6utri8 tui".
Möglich ist es, daß dieser bekannte Schrist-
tert sich immer wiederholt. Dieser interessante
GürtelmitseinenJnschriften ifleinBeleg dafür,
daß sich auch im Mittelalter, wie dieß im
höchsten Alterthume der Fall war, die Sitte
erhalten hatte, Gewandstücke zu tragen, in
deren Rändern und Säumen eingestickte Schrif-
ten sich befanden. Man pflegte dieselben V68t68
litorutue zu bezeichnen.
Der Gelehrte Channat führt an, daß fchon
der heilige Martin von Tours eine „Ltolu
litorutn" besessen und getragen habe, worin
eingewebt gewesen wären die Worte: „iu uo-
iniue clouüui orn pro uio".
Solche eingewebte Sprüche an profanen
und liturgischen Gewändcrn kamen namentlich
bei der höheren Entwickelung und Ausbildung,
die die Weberei und Stickerei im 11. und 12.
Jahrhundert genommen hatte, umdieseZeiten
sehr häuflg in Gebrauch.
Auch unsere Sammlung besitzt mehrere sol-
cher liturgischen Gewandstücke mit eingewebten
Legendarien an der „Pervclisis" und umer-
lassen wir nicht als Parallele zu dem eben-
beschriebenen kostbaren Gürtel der heiltgen
Landgräfin Elisabeth zu erwähnen, eine
reich gewirkte „umuijiuln litorntn" in der-
selben technischen Fabrikation, und mit ganz
analogen eingewebten orientalen Darstellungen
verziert, die an den beiden Rändern mtt in-
teressanten Legendarien kunstvoll ausgestattet
ist. An dem unteren Ende beginnt die Jn-
schrist in romantschen Majuskelbuchstaben in
folgender Weise: „0 8^68 cliviuin, vin tutn,
jiot6U8 iu6clioiuL, porriA6 8ub8icliuui iui86ri8,
0 83.uLtn Nurin." Jn dem darunter bestnd-
lichen parallel lausenden Rande liest man die