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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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4. Heft
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Die Orgel,[2]: ihre Tonmittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0077

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parallel seyn, dürfen ketne Schweifungen,
Ritzen oder dergl. haben. Das Oberlabium
wird Lei Holzpfeifen ziemlich fcharf abge-
schrägt, damit die scharfe Kante die Luft desto
besser schneide -—das Randdach, dte Hal-
len. Die gehörige Einrichtung der Luftspal-
ten, der Aufschnitte und der Oberlabien, und
die richtige und verhältnißmäßige Stellung
dieser Theile gegeneinander zur Erzeugung
eines bestimmten Toncharaklers und einer Ton-
farbe, ift dte Jntonation eines Registers.
Die verfchiedenen Register einer Orgel alle
fehlerlos zu intontren, ist eine sehr geschätzte
Kunst des Orgelbauers. Jhr muß die sorg-
fältigste, genaueste Bearbeitung aller zu ihr
gehörigen Theile vorangehen, svnst ist es dem
crfahrensten Arbeiter fast unmöglich, seiue
Zwecke zu erreichen. Unkundigen darf es dar-
um nie erlaubt werden, an den die Jntona-
tion einer Pfetfe betreffenden Thetlen das Ge-
ringste zu ändern. Gewlssenhafte Orgelbauer
können alle davon erzählen, welche Erfahruug
und Geduld dieses Geschäft-— abgesehen von
den technischen Eigenschaften des Arbeiters —
erfordert.

Bei einigen Registern, dte nur wenig Wtnd-
zufluß und engen Aufschnitt haben, bedienen
stch die Orgelbauer noch eines Hülfsmittels,
um die schwiertge Ansprache der Pfeifen zu
erleichtern — derBärte, d.h.fchmaler Strei-
fen von Holz oder Zinn, die am Unterlabium
und den beiden Seiten des Aufschnittes ange-
bracht werden. Bet einzelnen Pfeifen anderer
Register zeugen sie von fehlerhafter Jnto-
nation.

Von der bisher beschriebenen Jntonations-
einrichtung macht unter den Labtalregistern
einzig die Querflöte eine Ausnahme, bei wel-
cher die Tonerzeugung auf eine ganz ähnltche
Weise geschieht, wie bei dem Blasinstrumente
gleichen Namens.

Der Körper der Pfeifen ist feiner Form
nach bei zinnernen rund, bei hölzernen vier-
eckig. Die etnen sind durchweg gleichweit, dte
andern haben oben oder unten größere Durch-
messer, als das entgegengesetzte Ende des

Körpers. Dte Form des Cylinders gibt ge-
wöhnlich den schönsten rundesten, die des Co-
nus etnen breiten und die des umgekehrten
Kegelö einen fanften leisen Ton.

Die Länge des Körpers bestimmt die Höhe
des Tones, setne Weite aber die Tonfarbe.
Das Verhältniß der Weite zur Länge des
Körpers wird die Mensur der Pfeife-— des
Registers -— genannt. Je enger die Mensur,
desto schneidender wird der Ton; je weiter sie
ift, desto voller wird er. Die vbere Oeffnung
heißt die Mündung der Pfeife. Theils um
an dem Material der Pfeifen sparen zu kön-
nen, theils um die Tonfarbe zu andern, wer-
den Pfeifen oben theilweise oder ganz mit
flachen Deckeln (Deckspund) oder mit coni-
schen, oft auch mit Röhren versehenen Hüten
bedeckt. Der Ton der Pseifen wird htedurch
um eine Octav tiefer, weil dte im Körper
schwingende Luftsäule oben nicht entweichen
kann, sondern wieder zum Aufschnitte zurück-
kehren und durch diesen austreten muß. Es
erfordern diese Pfeifen einen verhältnißmäßig
höhern Auffchnitt. Solche Regifter nennt
man Gedackte, oder sagt, sie seyen gedeckt.

Einzeln gebraucht ist ihre Tonfarbe etwas
dumpf, ja wohl düster, doch von wohlthuen-
der, sättigender Fülle. Letztere tritt aber erst
beim Zusammenspiel mit anderen Registern
recht hervor, wo sie vorzügltch wirkt, ja ihr
voller Ton sich zu verdoppeln schetnt.

Die Labialpfeifen werden gestimmt durch
die Verlängerung oder Verkürzung des Pfei-
fenkörpers. Statt einer kleinen Verlängerung
dient das Verengen, und statt einer kleinen
Verkürzung, das Erweitern der Mündung.
Gedackte werden einfach durch das niedriger
oder höher Stellen des Deckfpundes geftimmt.

Wesentlich verschieden von Labialpfeifen sind
die Zungen- oder Rohrpfeifen, dte aus
ihnen gebildeten Regtfter nennt man auch
Schnarrwerke, weil ihr Ton bei allerVer-
vollkommnung tmmer etwas Schnarrendes hat.
Der tonerzeugende Körper ist ein Metallstrei-
fen, metft von gehärtetem, oft auch gesütter-
tem Messing oder von einer andern Metall-
 
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