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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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3. Heft
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Erklärung der Beilage II
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0055

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43

Hand des emfachen altdeutschen Handwerks-
manns geleitet war. Daher hat er nicht blos
den Prachtwerken des Mittelalters seine Auf-
merksamkeit zugewendet, denen seine gelunge-
nen Zeichnungen, z. B. der Frauenkirche in
Eßlingen, eine Anerkennung in weiteren Krei-
sen verschafft haben, sondern mit gleicher
Liebe auch kleinere Gegenstände abgezeichnet,
deren Studium für die Neuschaffung eines
gesunden Kunsthandwerks unentbehrlich ist.

Von der Kanzel, welche in dem Dorfe Roß-
waag an der Enz, bei Vaihingen, noch steht,
werden wir in der Folge des Weiteren reden.
Hier mögen nur einige Worte über das mit-
getheilte Laubwerk stehen.

Es ist bestimmt, rechteckige Füllungen zu
bekrönen, und wird aus einem etwa einen Zoll
dicken Brett, dessen Stirnseite nach oben steht,
herausgeschnitten. Soll das Laubwerk ver-
goldet werden, so nimmt man Lindenholz, soll
es die natürliche Holzfarbe behalten, so wird
das Eichenholz besser dazu passen.

Der ausmerksame Arbeiter wird von selbst
bemerken, wie er von diesen schönen Verzie-
rungen auch anderweitigen Gebrauch machen
kann.

tVr«. 3 u. 4. Eine Stola.

Um unsere treuen Leserinnen zu überzeu-
gen, daß wir die hochgehaltene Fahne der
Paramentik und Stickeret nicht sinken lassen,
begjnnen wir mit dieser Stola wieder eine
Reihe von zusammenpassenden Musterzeich-
nungen, die nach und nach eine ganze Kapelle
bilden werden.

Die Zeichnung der Stola ist so weit ge-
geben, daß die weitere Fortsetzung ohne Ver-
jüngung leicht zu bewerkstelligen ist.

Man wird bemerken, daß innerhalb der
halbkreisförmig geschlängelten Ranken dreier-
lei Pflanzenmotive abwechseln, nämlich Lilie,
Passionsblume und Distel.

Diese Reihe wird bei der Verlängerung
des Dessins eingehalten werden. Die Länge
von der Hälfte der Stola mag etwa 1 Meter,
25 Centimeter betragen.

Um dte Andeutungen über die Ausführung
dieses Musters zu beginnen, setzen wir bei-
spielsweise voraus, daß ein violetter Grund-
ftoff aus dem Rahmen zubereitet wird, und
zwar über einer zuvor aufgespannten groben
Leinwand. Am besten ift es, wenn in einem
schmalen und hinreichend langen Rahmen die
beiden Hälften der Stola nebeneinander auf-
gespannt werden.

Nach der Vollendung kann man dieselben >
herausschneiden und zusammensetzen, und das

in der Umgegend der Naht, wo ein kleines
Kreuz anzubringen ift, etwa noch Fehlende
ergänzen.

Auf den Grundstoff, der ein schwerer Taf-
fe t seyn soll, wird nun die Zeichnung auf-
getragen.

Dann führt man zuerst die Contouren des
ganzen Musters mit schwarzer oder brauner
Häkelseide aus.

Die Lilie (1) wird weiß, die Passions-
blume (2) rosa, in feinem Plattstich gear-
beiter; erstere wird mit Goldfaden, letztere mit
Silbercordonet eingefaßt.

Die Staubfäden werden ebenfalls von
Silber- und Goldfäden gemacht, die man
nebeneinanderlegt und anheftet.

Die Stiele oder Ranken (4) können in
verschiedener Weise ausgefüllt werden. Ent-
weder führt man ste im Häkelstich mit gold-
brauner Häkelseide und feinem Goldcordo-
net aus.

Oder man macht mit brauner Flocksetde
schräge Stiche, welche dann mit mehreren
Linien von Gold der Länge nach eingefaßt
werden. Diese Art ist in Nio. 4. veranschau-
licht.

Endlich kann man einen braunen Seiden-
und einen Goldfaden von gleicher Dicke so
lange abwechselnd nebeneinander heften, bis
der Stiel ausgefüllt ist. Die Ueberstiche sind
dann so zu ordnen, daß je ein Stich einer
folgenden Reihe zwischen zwei Stiche der vor-
hergehenden Reihe kommt.

Die Blätter (5) führt man mit nicht zu
stark gedrehter Seide so im Plattstich aus, daß
die eine Seite hell-, die andere dunkelgrün
wird.

Diese Stiche laufen in schräger Linie von
der Mitte des Blatts gegen den äußern Um-
riß hin, wie solches bei (7) veranschau-
licht ist.

Noch bessere Wirkung werden diese Blätter
machen, wenn man vorher die Mitte der
beiden Seiten durch einige Längenftiche etwas
erhöht hat.

Nachher werden Umrisse und Adern der
Blätter mit Goldcordonet bezogen.

Auch könnte man zur Abwechslung die
grünen Blätter des Lilienstengels, wie auch
die goldenen Adern derselben im Häkelstich
ausführen.

Ebenso kann man die grünen Blätter des
Distelstengels (3) und der Sternblumen hal-
ten (6).

Die Distelblume (3) unterlegt man mit
Flockseide mit Stichen, die guer von einer
 
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