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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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4. Heft
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Das fürst-erzbischöfliche Consistorium in Prag über die Form des Meßgewandes und der Assistenten-Kleidung
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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0065

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50

des Celebranten, wenn er die Hände zum Ge-
bet zusamrnenlegt, erinnert an die ruhige
Geistessammlung und tiefe Ehrfurcht, die der
heilige Opferdienst in Anspruch nimmt; die
Falten auf den Armen bezeichnen die guten
Werke, jene auf den Schultern dagegen die
Lasten des priesterlichen Amtes; und schmiegt
sich dte alte Oasulg- so vollkommen an den
ganzen Letb an, daß der Priester vom Haupt
^ bis zu den Füßen würdig bekleidet erscheint,
so deutet dies auf seine innige Verbindung
mit Christus, von welchem, als dem Haupt
der Kirche, die Salbung der Wahrheit und
Gnade sich ergießt bis in den äußersten Saum
des hochzeitlichen Gewandes. *

Wie schwer stch dieser von den ehrwürdtg-
sten Liturgikern der Vorzeit gerübmte S ym-
boltsmus in dem dermaligen Schnitt und
Umfang des Meßgewandes auffinden läßt, be-
darf wohl keiner weiteren Erörterung.

War schon der im zehnten Jahrhundert all-
mälig eingeführte Ausschnitt an den bei-
den Armseiten und die Verkürzung der
OLsuls. bedenklich, weil die Bequemlich-
keitsgründe, welche diese Sitte veranlaß-
ten, begreiflich auch zu anderenAbweichungen
führen mußten,** so blieb doch das Meßge-
wand damals immer noch ein weites, sal-
tenreiches Gewand, bei welchem die sy m-
bolischen Zwecke der Liturgie, wie auch die
ästhetischen Anforderungen gebührend be-
rückstchtigt waren, indem bei dem geringen
Seitenausschnitt die Schultern und Ober-
arme würdig umhüllt blieben, und die brei-
ten, gefaltetenHaupttheile vorn und rückwärts
dieselbe kleidsame Form bildeten, wie das

* IiiQoo. III. äs Ll^st. 8. Äliss. 8L6riI. U. I,
ox. 58 st 64. — LwrLnäi: UMionLls äiv. ow.

0. III, Sp. 1 — 17. Bgl. ÜXP08. VSStiiriQ LQLA.
glls^. st troxol. iir Og.vg.nti lib. st loo. oit.

** ^xuä Orisntglsin Hoolssigill snnt stigin
boäis ogsnlgs (glltigllgs) s)llsäsill lorings; in Og-
tillg vsro Heolssig gä svitgllänill illooillinoällill
provsnisns sx gwxlitlläills tglis lorrags (olgllsgs)
xlgllstgs totllin oorxlls oirollinollläslllss g Igtsri-
blls xglllgtiin soilläi st äsellrtgri oosxsrullt; —
gugin seissionsin vsro nullo kolltitiollill ssu 8;uio-
äoilllli äsorsto stgbilitgiu iuvellio. Ogrä. Long
lib. st loo. eit.

frühere über die Arme gelegte Meßgewand.—
Darum hat sich auch der heil. Karl Bor-
romäus bemüht, wenigstens diese zweite
Form annäherungsweise zu erhalten. Auf
Grund eines über setne Veranlassung auf dem
dritten Mailänder Provinzial-Concil gefaßten
Beschlusses publicirte er seine Jnstruktionen
über die Einrichtung der Kirchen und threr
liturgischen Geräthschaften, worin u. A vor-
geschrieben wird, daß die beiläufig

Fuß oder etwas darüber breit sey, so daß
sie, über dte Schultern herabhängend, wenig-
stens noch auf eine Spanne unter jeder Schul-
ter zusammengefaßt werden könne. Sie soll
zum Mindesten eben so lang, ja wo möglich
noch länger seyn, daß sie fast bis an die Fer-
sen reiche; sowohl auf dem Vordertheil
als auf der Rückseite soll sich in der Mitte
ein etwa sechs Zoll breiter, ornamentaler
Streifen hinabziehen, oben aber ein eben so
breiter Querstreifen angebracht seyn, damit
sich auf diese Art zu beiden Seiten ein Kreuz
gestalte. *

Leider führt auch der flüchtigste Vergleich
unserer gegenwärtigen Meßgewänder mit
der eben beschriebenen oder mit der primitiven
Form der Oaslllg. zu dem unerfreulichen Er-
gebntß, daß sich die gedankenloseRücksicht auf
Bequemltchkeit und die Geschmacklosigkeit
einer entarteten Kunstrichtung an den ehr-

* Ogslllg cubitos Irss st pgulo gmplius luts
xgtslls sit; itg ut gb bllinsris pro)sstg, soin-
pliogtionsill llllius sgltsill pgluii iulrg utrumgus
bllllisruill rseipsrs xossit. Oon^g gutsill eubitos
totiäsm gut gliguglltum louAius äswissg sit, ut
xslle gä tglos usgus psrtillALt. — Ogssigill itsiu
Igtgill lluciis ooto gä miuiillllill, gugs gssutg sit,

gb giitsriori st postsriors pgrts usgus gä sxtrs-
mulli äspslläsutsm Iigbsgt, cui gltsrg Igsoig trgus-
vsrsglis iu summg xrops xgrts st g Ironts st g
tsiAv gä)lliiotg, cruosm utriugus sxprimgt." ^.otg
Oool. Nsäiol. g Ogrolo Lorrom. oouäitg, 01. ^otor.
k. I. Oono. krov. „Os iis, gugs psrtiusllt gä
orngtllm st ellltum soolss." st Oib. II. Instruot.
Igbrio. st suppsl. soolss. „Os plgustg." — Nach
genauem Vergleich des damaligen, der Jnstruktion
beigefügten MailanderAusmaßes beträgt die oben
angeführte Elle drei Viertel der böhmischen Elle
und acht Nnzien gleichen so ziemlich einem Viertel
unserer Elle.
 
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