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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 19.1921

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Heft 2
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Lessing, Waldemar: Münchener Malerei um 1800: Ausstellung der Galerie Heinemann
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https://doi.org/10.11588/diglit.4746#0083

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keiten im Gegensatz zur größeren Universalität des Rokoko.
Um so reizvoller ist es zu erkennen, wie die Münchener
Malerei zwischen Eklektizismus und trockenem Klassizismus
einen Weg in freie Bahnen zu finden wußte und eine
durchaus eigenartige Kunst erstand: die Münchener Land-
schaftsmalerei. Der bayerische Boden zeigte wieder seine

Landschaft und das Alpenvorland wurde das Gebiet,1 das
ihnen nun die Motive lieferte. Die melodischen Linien des
leichtgewellten Terrains und der Seenränder im vorderen
Plane, der in der Ferne sich tektonisch aufbauende Orga-
nismus der hohen Berge, die klare Luft, boten sich zu
klassizistischen Kompositionen an, wie Georg Dillis Land-

J. G. EDLINGER, BARBARA EDLINGER

AUSGESTELLT IN DER GALERIE HEINEMANN, MÜNCHEN

künstlerische Nährkraft: bald hatten sich die eingewanderten
Pfälzer in München zu Hause zu fühlen gelernt. Sie und
autochthone bayerische Künstler verband bald die Liebe
zum herrlichen bayerischen Bergland, das noch so vielen
später zur Wahlheimat geworden ist. Sie machten sich frei
von den einzig bisher als darstellungswürdig anerkannten
Motiven der italienischen, holländischen, allenfalls nordischen

schaft Reitberg bei Dietramszell. Wir werden erinnert an die
Worte in Salonion Geßners Brief über die Landschaftsmalerei
vom Jahre 1770: ,.Ich habe auf den gleichen Spaziergängen
mit Erstaunen Situationen in Poussins Geschmack gefunden,
wo ich vorher nur mittelmäßige und kleine Sächelchen
sah." Hochgebirgslandschaften, wie die Josefs Anton Kochs
entsprachen nicht dem lyrischen Sinne dieser Künstler.

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