JOHN FLAXMAN, DIE ERFINDUNG DES SPIEGELS. ZEICHNUNG
JOHN FLAXMAN
VO N
E. STRÖBING
John Flaxman war der gefeiertste Bildhauer, der
in England um die Wende des achtzehnten
Jahrhunderts gelebt hat. Als er im Jahre 1827 die
Augen geschlossen hatte, konnte sein Nachfolger
auf dem Lehrstuhle für Bildhauerkunst an der
königlichen Akademie in London, Sir Richard
Westmacott, mit Stolz sagen, daß „nicht nur Eng-
land den Tod dieses Künstlers beweine: ganz
Europa mache mit Recht Anspruch auf ihn und
trauere um ihn". Und in Deutschland heißt es
wenig später (Kugler, Kleine Schriften, III. S. 61):
„Es ist der einzige Flaxman, und wieder nur Flax-
man, zu dem man unter den englischen Bild-
hauern gern zurückkehrt, der einen Geist voll
Tiefe und unerschöpflicher Phantasie hat, der sei-
nen Gestalten das Gepräge eines eigentümlich edlen,
sittlichen Charakters mitzuteilen weiß, wie keiner
seiner Landsleute."
Flaxman der Bildhauer ist in Deutschland jetzt
so gut wie gar nicht bekannt. Seine Denkmäler
stehen in der Londoner Paulskathetrale, in der
Westminster Abbey, in Ostindien, in englischen
Privatsammlungen. Nach Deutschland ist wohl
nichts davon gekommen. Und Abbildungen der
Werke finden sich nur ganz selten in älteren Zeit-
schriften oder in einzelnen Gesamtdarstellungen
der englischen Bildhauerkunst.
Viel näher steht uns Flaxman der Töpfer.
Zwar wissen um den Namen auch nur die Fach-
leute, die Sammler wie die Gelehrten. Alle die
vielen Freunde der kleinen, feinen Wedgwood-
arbeiten ahnen meist nicht, daß ein berühmter
Bildhauer namens Flaxman als junger Mensch diesen
Zweig der Töpferkunst erst zu Ansehen gebracht
hat. Flaxmans Verdienst gegenüber den 48 Mo-
delleuren Wedgwoods ist es gewesen, die Produk-
299
JOHN FLAXMAN
VO N
E. STRÖBING
John Flaxman war der gefeiertste Bildhauer, der
in England um die Wende des achtzehnten
Jahrhunderts gelebt hat. Als er im Jahre 1827 die
Augen geschlossen hatte, konnte sein Nachfolger
auf dem Lehrstuhle für Bildhauerkunst an der
königlichen Akademie in London, Sir Richard
Westmacott, mit Stolz sagen, daß „nicht nur Eng-
land den Tod dieses Künstlers beweine: ganz
Europa mache mit Recht Anspruch auf ihn und
trauere um ihn". Und in Deutschland heißt es
wenig später (Kugler, Kleine Schriften, III. S. 61):
„Es ist der einzige Flaxman, und wieder nur Flax-
man, zu dem man unter den englischen Bild-
hauern gern zurückkehrt, der einen Geist voll
Tiefe und unerschöpflicher Phantasie hat, der sei-
nen Gestalten das Gepräge eines eigentümlich edlen,
sittlichen Charakters mitzuteilen weiß, wie keiner
seiner Landsleute."
Flaxman der Bildhauer ist in Deutschland jetzt
so gut wie gar nicht bekannt. Seine Denkmäler
stehen in der Londoner Paulskathetrale, in der
Westminster Abbey, in Ostindien, in englischen
Privatsammlungen. Nach Deutschland ist wohl
nichts davon gekommen. Und Abbildungen der
Werke finden sich nur ganz selten in älteren Zeit-
schriften oder in einzelnen Gesamtdarstellungen
der englischen Bildhauerkunst.
Viel näher steht uns Flaxman der Töpfer.
Zwar wissen um den Namen auch nur die Fach-
leute, die Sammler wie die Gelehrten. Alle die
vielen Freunde der kleinen, feinen Wedgwood-
arbeiten ahnen meist nicht, daß ein berühmter
Bildhauer namens Flaxman als junger Mensch diesen
Zweig der Töpferkunst erst zu Ansehen gebracht
hat. Flaxmans Verdienst gegenüber den 48 Mo-
delleuren Wedgwoods ist es gewesen, die Produk-
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