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Kromayer, Johannes [Hrsg.]; Veith, Georg [Hrsg.]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0073

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52

Der zweite Panische Krieg bis Cannae.

marschieren. Er will also von der Umgehung1 der Römer durch Hannibal
nichts wissen, alles andere spielt sich bei ihm ebenso ab.

Was zunächst die Bewegungen Scipios angeht, so wird uns aus-
drücklich berichtet, daß durch den Abfall der gallischen Hilfsvölker
sein Heer schwer erschüttert war und er sich in seinem Lager nicht
mehr sicher gefühlt habe. Deshalb sei er in der Stille der Nacht
heimlich nach der Trebia und auf die Vorhöhen der Apennin zurück-
gegangen1); Ist nun die Bewegung aus der schützenden unmittelbaren
Nähe von Placentia nach dem etwa 14 Kilometer entfernten, im freien
Felde liegenden Rivaita wirklich eine Maßregel, die diesen Absichten
entspricht? Das wird man nicht behaupten wollen. Bei Annahme
von Grundys Rekonstruktion charakterisiert sie sich sogar geradezu
als ein Vorstoß. Scipio geht auf das Trebiaufer über, auf dem Hannibal
steht. Schon aus diesem einen Grunde sind alle besprochenen Rekon-
struktionen unmöglich.

Aber auch die Bewegungen Hannibals unterliegen den schwersten
Bedenken. Es soll Hannibals Absicht gewesen sein, sich zwischen die
Armeen der Konsuln zu werfen, um ihre Vereinigung zu hindern.
Dieser Zweck aber wurde durch eine Stellung bei Pontenure nicht
erreicht, wenn Scipio in Placentia stand. Die Römer hatten die Stütz-
punkte Placentia und Cremona am Po und damit die Poübergänge
in ihrer Hand2). Sempronius, der von Ariminum her im Anmärsche
war3), konnte also bei Cremona auf das nördliche Ufer gehen und bei
Placentia dem Scipio wieder die Hand reichen. Erst wenn Scipio

rois tovtco owänrovras yeoAdtpovs. Entsprechend Livius XXI 48, 3f: quarta vi-
gilia noctis insequentis tacito agmine profectus ad Trebiam fluvium iam in loca
altiora collisque, impeditiores equiti castra movet. Die Nachtwache ist im Winter
ca. 4 Stunden lang. S. die zusammenhängende Darstellung des Polybios im An-
hange S. 79 ff.

2) Placentia und Cremona waren neugegründete Kolonien der Körner (Polyb.
III 40, 5, Liv. XXI 25, 2). Die Römer haben hier nach der Niederlage au der Trebia
überwintert (Liv. XXI 56, 9).

3) Pol. III 69, 13: ad'goio&EVTcov rcov arparinnü/v eis Aglfitvov. Liv. XXI 51, 7:
Ariminum pervenit.

Kritik von
Niebuhr und
Macdongall.

Diese Rekonstruktionen fordern die militärische Kritik in hohem
Maße heraus.
 
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