Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0076

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Trebia: 1. Kontroverse.

55

Aber selbst wenn wir uns über diese Schwierigkeit hinweg-
setzen und annehmen wollten, die Numider hätten die Römer noch
vor Mamago eingeholt, so kommen wir dadurch nur in eine zweite
Unmöglichkeit hinein. Dann hätte ja Scipio bis zu seinem Marschziele
Rivaita noch 13 Kilometer durch die Ebene hindurch zurückzulegen
gehabt, und er wäre dann nicht durch den Trebiaübergang vor der
Reiterei der Feinde gerettet gewesen; wie das doch nach Polybios
Darstellung der Fall gewesen ist1). Im Gegenteil, es hätte dann erst
recht die Tätigkeit der numidischen Reiterei begonnen. Aber von dem
allem ist wiederum in unseren Quellen keine Rede. Vielmehr heißt
es bei Livius sogar ausdrücklich, daß die Übergangsstelle über die Trebia
im Angesichte des neuen römischen Lagers gewesen sei2}. —

Nicht weniger Bedenken erregen die Bewegungen, die Grundy die
beiden Heere vornehmen läßt, indem er, wie erwähnt, das erste Lager
Hannibals westlich von Placentia in die Gegend von Rottofreno verlegt.

Es ist schon soeben bemerkt worden, daß bei dieser Situation der
Marsch Scipios von Piacenza nach Rivaita geradezu als ein Vorstoß
gegen Hannibal erscheint, da Scipio damit auf dasselbe Trebianfer
übergeht auf welchem sich Hannibal befindet, und daß eine solche
Bewegung zu den Angaben unserer Quellen und zu der ganzen Lage,
in der sich Scipio befand, im schroffsten Widerspruche steht3).

Daß dieser Marsch zu gleicher Zeit ein sehr gefährlicher Flanken-

unwahrscheinlich es außerdem bei Scipios Vorsichtsmaßregeln ist, daß der Abmarsch
gleich erkannt wurde, bedarf keiner Auseinandersetzung. Scipios Aufbruch in der
Nacht und seine Vorsichtsmaßregeln s. S. 52 A. 1. Die Entfernung von Hannibals
Lager 50 Stadien Pol. III 66, 11.

1) III 68, 3: rco'Ü.oi'S av avrwv vrtd rcöv trnieaiv ev roZS tTzineSoiS ovveßr] bia-

cpd-aorjvai (wenn sich die Numider nicht beim Lager zu lange aufgehalten hätten).

vvv d oi nleiovs ecpd'aoav Siaßävres rdv Toeßlav norauör.

2) Liv. XXI 48, 6: cum iam transgressos Trebiam Romanos metantisque castra
conspexisset, paucos moratorum occiderunt citra flumen interceptos. Diese Quellen-
angaben könnte man nur erklären, wenu mau einen Übergang Scipios viel weiter
oberhalb etAva bei Molinazzo annehmen wollte. Aber das ist aus den oben er-
wähnten militärischen Gründen untunlich und wird auch von den Vertretern dieser
Theorie selber nicht angenommen.

3) Gegen einen Vorstoß sprechen auch noch die beiden Bemerkungen des Livius
XXI 48, 5 und 7: ad Trebiam . . . castra movet. minus quam ad Ticinum fefellit
und: Scipio nec vexationem vulneris in via iactati ultra patiens . . . locum, qui prope
flumen tutissimus stativis est visus, delectum communivit. Denn sowohl der Vergleich
mit dem Tiemus wie das Motiv, Halt zu machen, hat nur dann einen Sinn, wenn es
sich um einen erklärten Rückzug handelt.
 
Annotationen