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Der zweite Punische Krieg bis Cannae.
den Anblick und Geruch der Elefanten nicht, sondern flohen. Die
Fußtruppen aber gingen, wiewohl sie von der Kälte, dem Fluß, der
Müdigkeit ermattet und geschwächt waren, dennoch den Tieren
mutig entgegen und verwundeten sie und hieben mehreren die
Sehnen unten durch und waren auch schon im Begriffe, das Fußvolk
zu schlagen. Als Hannibal das sah, gab er der Reiterei das Zeichen,
die Feinde zu umzingeln. Da aber die römische Reiterei wegen der
Elefanten zerstreut und das Fußvolk allein war und litt und die Um-
zingelung fürchtete, entstand eine allgemeine Flucht ins Lager. Und
die einen gingen durch die Reiter zu Grunde, die das Fußvolk natür-
lich einholten, die anderen durch den nahen Fluß. Denn da die Sonne
den Schnee geschmolzen hatte, war der Fluß groß, und sie konnten
weder darin stehen noch schwimmen wegen ihrer Waffen. Scipio aber
folgte ihnen und ermahnte sie, wurde verwundet und wäre fast ge-
tötet worden. Mit Mühe wurde er nach Cremona getragen und
gerettet.
4. Zonaras.
VIII 23 P I 410 C: Darauf (nach Hannibals Alpenübergang und
Scipios Ankunft in Italien) trafen sie zusammen, um mit den ganzen
Heeren zu kämpfen. Als Scipio aber mit der Reiterei gekämpft und
viele Leute verloren hatte und selbst verwundet war und ge-
tötet worden wäre, wenn nicht sein 17jähriger Sohn ihn geschützt
hätte, fürchtete er, auch mit dem Fußvolk eine Niederlage zu erleiden,
zog sich zurück und marschierte in der Nacht ab.
24: Hannibal bemerkte am Tage seinen Abmarsch und kam zum
Eridanos, und da er weder Flöße noch Kähne hatte — sie waren
nämlich von Scipio verbrannt — ließ er seinen Bruder Mago mit der
Reiterei den Fluß durchschwimmen und die Römer verfolgen, er selbst
aber marschierte stromauf nach den Quellen zu und ließ die
Elefanten oberhalb durchgehen, und da so das Wasser durch die Masse der
Tiere gehemmt und zerteilt wurde, konnte er unterhalb leichter durch-
schritten werden. Scipio blieb nun so eingeholt an Ort und Stelle und
hätte gekämpft, wenn nicht des Nachts die Galater bei ihm überge-
laufen wären. Darüber beunruhigt und an seiner Wunde leidend,
brach Scipio in der Nacht wieder auf und schlug sein Lager an einem
hohen Orte auf. Eine Verfolgung fand nicht statt. Dann kamen auch
die Karthager und lagerten sich, den Fluß in der Mitte.
Der zweite Punische Krieg bis Cannae.
den Anblick und Geruch der Elefanten nicht, sondern flohen. Die
Fußtruppen aber gingen, wiewohl sie von der Kälte, dem Fluß, der
Müdigkeit ermattet und geschwächt waren, dennoch den Tieren
mutig entgegen und verwundeten sie und hieben mehreren die
Sehnen unten durch und waren auch schon im Begriffe, das Fußvolk
zu schlagen. Als Hannibal das sah, gab er der Reiterei das Zeichen,
die Feinde zu umzingeln. Da aber die römische Reiterei wegen der
Elefanten zerstreut und das Fußvolk allein war und litt und die Um-
zingelung fürchtete, entstand eine allgemeine Flucht ins Lager. Und
die einen gingen durch die Reiter zu Grunde, die das Fußvolk natür-
lich einholten, die anderen durch den nahen Fluß. Denn da die Sonne
den Schnee geschmolzen hatte, war der Fluß groß, und sie konnten
weder darin stehen noch schwimmen wegen ihrer Waffen. Scipio aber
folgte ihnen und ermahnte sie, wurde verwundet und wäre fast ge-
tötet worden. Mit Mühe wurde er nach Cremona getragen und
gerettet.
4. Zonaras.
VIII 23 P I 410 C: Darauf (nach Hannibals Alpenübergang und
Scipios Ankunft in Italien) trafen sie zusammen, um mit den ganzen
Heeren zu kämpfen. Als Scipio aber mit der Reiterei gekämpft und
viele Leute verloren hatte und selbst verwundet war und ge-
tötet worden wäre, wenn nicht sein 17jähriger Sohn ihn geschützt
hätte, fürchtete er, auch mit dem Fußvolk eine Niederlage zu erleiden,
zog sich zurück und marschierte in der Nacht ab.
24: Hannibal bemerkte am Tage seinen Abmarsch und kam zum
Eridanos, und da er weder Flöße noch Kähne hatte — sie waren
nämlich von Scipio verbrannt — ließ er seinen Bruder Mago mit der
Reiterei den Fluß durchschwimmen und die Römer verfolgen, er selbst
aber marschierte stromauf nach den Quellen zu und ließ die
Elefanten oberhalb durchgehen, und da so das Wasser durch die Masse der
Tiere gehemmt und zerteilt wurde, konnte er unterhalb leichter durch-
schritten werden. Scipio blieb nun so eingeholt an Ort und Stelle und
hätte gekämpft, wenn nicht des Nachts die Galater bei ihm überge-
laufen wären. Darüber beunruhigt und an seiner Wunde leidend,
brach Scipio in der Nacht wieder auf und schlug sein Lager an einem
hohen Orte auf. Eine Verfolgung fand nicht statt. Dann kamen auch
die Karthager und lagerten sich, den Fluß in der Mitte.