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Kromayer, Johannes [Editor]; Veith, Georg [Editor]
Antike Schlachtfelder: Bausteine zu einer antiken Kriegsgeschichte (Band 3: Antike Schlachtfelder in Italien und Afrika, 1. Abtlg.): Italien — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.7593#0134

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Der Apeiminübergang. 1. Der Weg.

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durch Anwendung' des Kolmatensystems und durch hunderte von kleinen
und großen Kanälen fast ganz ausgetrocknet, und die Flüsse der
Gegend, besonders auch der Serchio und Arno selber, durch hohe
Dämme an Überflutungen gehindert1). Aber noch die Karten des
18. Jahrhunderts zeigen diese Sumpfseen in einer Ausdehnung-, daß sie
fast die ganzen Talkessel zwischen den genannten Hügeln füllen2),
und Targioni Tozzetti, dem wir die genaueste Beschreibung dieser
Gegenden aus dem 18. Jahrhundert verdanken, schätzte den Umfang
des Sees von Bientina auf 30 toscanische Miglien oder 7 deutsche
Meilen, während er von der Berechnung der Länge der Kanäle des
Marschlandes überhaupt absieht und nur die Summe der Hauptkanäle
auf 270 Miglien ansetzt3). Diese bekannten Tatsachen geben eine
schwache Ahnung davon, wie diese Gegend vor zwei Jahrtausenden aus-
gesehen haben mag, ehe noch die römische Kultur hier eingezogen war, und
wie hier bei einer Frühjahrsüberschwemmung Arno und Serchio mit
ihren Nebenflüssen das ganze Land weit und breit überfluten mußten.

Aber gerade diese übergroße Fülle von Sumpfland, die vielleicht
im ersten Augenblick verführen mag, hier die Marschroute Hannibals
durch die Sümpfe zu suchen, hat von jeher und mit Recht auf die
wirklichen Kenner des Landes die entgegengesetzte Wirkung hervor-
gebracht. Es ist doch bezeichnend, daß von Villani und Vettori an,
soweit mir bekannt, außer Montanari kein Italiener für diese Marsch-
route Hannibals eingetreten ist. Den überwältigenden Eindruck der
Schwierigkeiten, die einem Marsche durch diese Landschaften entgegen-
stehen mußten, gibt wohl am besten Major Pittaluga wieder, wenn er
nach genauer Besichtigung dieser Gegenden sagt, es würde selbst
heute keinem General in den Kopf kommen, sogar mit einem kleineren

1) Orsini p. 208.

2) So eine mir im K. u. K. Kriegsarchiv in Wien freundlichst zur Verfügung
gestellte sehr ausführliche Karte im ungefähren .Maßstabe von 1 :200 0Ü0, deren Ver-
fasser leider nicht angegeben war.

2) a. a. 0. (Nr. 12) Bd. II, S. SS und 105—109. Über die Entwässerungsarbeiten II
103; über den See von Bientina I 304. Nach Alberti (Nr. 2) p. 37, reicht der See im
16. Jahrhundert nördlich über die Linie Lucca-Montecarlo hinaus und südlich bis
Bientina. Noch von Martens in seiner Beschreibung Italiens I 261 gibt den See
in der ersten Hälfte des 19. Jahrb. auf 12 Quadratmeilen (1 Meile = 1.85 KU.)
also etwa 40 K2 an, und nach Beclus geographie universelle I 413, der überhaupt
eine recht anschauliche Schilderung dieses Gebietes gibt, bedeckt er noch jetzt bei
Überschwemmungen ein Areal von 10 000 Hektar. Man vergleiche darüber besonders
die Auseinandersetzung von Nissen, (Nr. 22) S. 570f., dem die vorstehenden Daten
zum großen Teil entnommen sind, und Neumann (Nr. 25) S. 33t.

Kromayer-Veith, Antike Schlachtfelder III. 8
 
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