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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Ausländische Fachleute über die deutsche Gruppe auf der Turiner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0092

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Ausländische ^achleuie über die deutsche <8ruppe aus der Turiner Ausstellung.

;28- 5alo», entworfen von L. lvitzemanu, ausgeführt von Sigmund
Oppenheim, Wien.

Nicht näher äußert der Verfasser sich über
Billings Mittelraum; von dem daran anstoßenden
Möhringschen Zimmer (vgl. fjeft s s des letzten
Jahrgangs, S. 2st7) sagt er, es sei in dem prunk-
haften Stil gehalten, „den die Norddeutschen lieben.

Dieser Raum ist übrigens von guter Wirkung.-

Wie die meisten Erzeugnisse preußischer Künstler,
hinterläßt dieser große Saal in seiner Gesamtheit
wohl den Eindruck großen Könnens, aber äiicht von
Anmut und Vornehmheit."

Das reizend lauschige Zimmerchen von K. Stö-
ving nennt Verneuil „einen Raum ohne großes
Interesse"; Anton Zubers Zimmer hält er für das
beste aus Preußen gekommene Zimmer. — Von
Greans Zimmer meint er, es sei etwas traurig und
von allzu großer Trockenheit in den Linien.

Über den keramischen Saal von Kreis spricht
er sich nicht recht begeistert aus; er findet die Säulen,
Friese, Masken schwerfällig, plump. Die in diesem

Saal stehenden sächsischen Porzellane
(von Villeroy & 3od}) hält er für
kaum verheimlichte Kopien nach
Arbeiten der Sevresschen Manu-
faktur und wünscht mehr Anmut
und Originalität (Verneuil scheint
irrtümlicherweise die Lüster- und
Kristallglasuren für ausschließliches
geistiges Eigentum, bezw. für Er-
findung der Nationalmanufaktur in
Sevres zu halten).

Weiterhin hebt er die Keramiken
von M. Länger,die Glasbilder von
p. Drinneberg, das Lichtgerät von
K. RI. Seifert, die Buchausstellung
hervor und reiht daran eine Be-
sprechung der Olbrichschen Räume,
die er besonders wegen ihrer Farben-
harmonie lobt: „Die Interieurs

von Olbrich bezaubern durch ihre
Färbung: durch das Gleichgewicht
und die glückliche Verteilung der
Farbenwerte, durch die immer har-
mouifchen Tonleitern, — mehr als
durch die Gestaltung, besonders der
Möbel, welche man oft bekritteln
könnte."

Sein Urteil über die deutsche Aus-
stellung faßt Verneuil zum Schluß
in den Worten zusammen:

„Wie man aus dieser flüchtigen
Übersicht erkennt, ist die deutsche
Ausstellung bedeutend und praktisch.
Und man wüßte nicht genug aus
diesen letzteren Punkt hinzuweisen. Die Ausstellung
ist unternommen worden mit der Absicht, die best-
möglichen praktischen Ergebnisse zu zeigen, ohne
deshalb sich der künstlerischen Rücksichten zu ent-
schlagen. Ist das nicht das Ideal dessen, was
erstrebt ist: eine wirkliche Ausstellung?"

Walter Trane schreibt in The Art Journal:

„Die deutsche Abteilung der Ausstellung, die
unter der künstlerischen Leitung perrn v. Berlepschs
stand, versprach sowohl in Bezug aus Ausdehnung
und Verschiedenheit des Gebotenen, als auch in Bezug
auf Neuheit und Kühnheit der dekorativen Wirkung
der Ausarbeitung der Einzelheiten, unser bedeutendster,
Konkurrent in Turin zu werden.

Der Eingang zur Ausstellung ist sehr eindrucks-
voll. Ein massiger palbkreisbogen, dessen Bogen-
laibung mit vereinzelten Bronzekränzen geschmückt

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