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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Lory, Karl: Monismus der Kunst?
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0057

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Jakob Ejoffmamts Plastiken.

?t> Grabstein; von Jak. ksosfmann, München,
(fföhe 2, ;o m.)

sprechen; wir wollen uns aber genauer ausdrücken
und es lieber die gemeinsamen treibenden Kräfte im
verzweigten Kunstschaffen ein und derselben Epoche
nennen; der Maler wie der Architekt sind Kinder
derselben, kein Wunder also, daß ihre Arbeiten zu-
sammenstimmen, ob sie schon ursprünglich ganz
selbständig und unabhängig voneinander geschaffen
wurden, „Sachkunst" in unserem Zinne des
Wortes wird das Bild des Walers in den:
Augenblick, da es in dem geeigneten Raum
zu lebendiger Wirklichkeit gelangt.

Anders im Sinne jenes psychologischen „Monis-
mus der Kunst", von dem hier die Rede sein soll.
Er verlangt ein bewußtes, von vornherein be-
absichtigtes Ineinandergreisen der verschiedenen
Kunstzweige, geleitet von einer gemeinsamen
Grundidee alles künstlerischen Schaffens, ge-
leitet von dem Streben nach der großen „Einheit
der Form", „die eben nur von der Idee geschaffen
werden kann".

Bartning wendet sich hier zunächst an die
verschiedenen Zweige der Sachkunst, und was er
hier auszusetzen hat, findet gewiß ebenfalls unsere
Zustimmung.

„Ein modernes Haus ist: ein vielgestaltiges
Dach, ein hübscher Fries, ein merkwürdiges Portal,
ein Kronleuchter, eine Treppe usw.; kurz, glänzendes

Material, mehr oder minder gutes Detail, Kunst-
gewerbe, aber nimmer Architektur. Nimmer ein
Raumgebilde nach außen, eine Raumfolge
nach innen."

Die Forderung einer inneren Harmonie
zwischen dem Ganzen und seinen Teilen, zwischen
der architektonischen Grundform und den Einzel-
heiten der Ausstattung erscheint uns heutzutage als
etwas so Selbstverständliches, daß wir uns zwar
freuen, immer neue Bundesgenossen im Kampf
gegen sinnloses Drauflosornamentieren und Zu-
sammenkomponieren anzutreffen, daß wir aber die
Notwendigkeit nicht einsehen können, für etwas, das
nicht nur theoretisch sondern auch praktisch längst
als berechtigt anerkannt wurde, ein verblüffendes,
dunkles, geheimnisvolles Schlagwort wie das vom
„Monismus der Kunst" auszugeben.

Und doch steckt in den angeführten Worten
mehr, als im vorstehenden herausinterpretiert
wurde; was das nun schon so oft zitierte neue
Schlagwort will, steht hier bereits schwarz auf Weiß
zu lesen; desgleichen auch, inwiefern wir es oben
als Symptom eines kritischen Augenblicks im mo-
dernen Kunstschaffen bezeichnen konnten.

Man erinnert sich der idealistischen Träume
eines Zola und Wagner: der größte Dichter sollte

72. Grabrelief (zu Abb. ?; gehörig).

*2
 
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