wand der dekorativen Dereinfachung, der
Mchenhaft ornamentalen Wirkung macht
sich eine Rohheit der Zeichnung breit, wie
sie bisher in der Kunstgefchichte ohne Beispiel
dastsht. Unb während die Führer dieser
exprefsionistifchen oder kubistischen Bewe-
gung wenigstens zeichnen können, wsnn ste
es auch — infolge verdrehter psychologischer
Theorien — nicht wollen, hat die Iugend, die
ihnen in hellen Hausen nachläust, Zede zeich-
nerische Fähigkeit, jeden Zusammenhang mit
der Natur eingsbüßt. Ganz besonders ist
aber das Publikum so ungebilüek in diesen
Mngen, daß es die Aohheit üieses Muster-
primikivismus gar nichk merkk.
Wie es mit den fonstigen Techniken steht,
weiß ich nur von früher her aus eigener Er-
fahrung. Was aber üie Gegenwar! betrifft,
so ist mir wenigstens durch Erzählung be-
kannt, welche Mühe die Schüler nach dem
Berlassen der Schule haben, die Lücken ihrer
zeichnerischen Borbildung auszufüllen. Unü
nun bedenke man einen wie großen Bedarf
an zeichnerisch geschulten Technikern wir bei
der neuen rapiden Entwicklung diefer Fächer
haben, daß das Zeichnen nicht nur für die
Architekten und Kunstgewerbler, sondern
auch für die Zngenieure, Maschinenbauer,
Geometer, Landwirte und Offiziere geradezu
unentbehrlich ist,daß es genau so ihreSprache,
ihr Ausdrucksmittel ist, wie die wirkliche
Sprache das Ausdrucksmittel der Redner,
Gslehrten usw.!
Dabei wil! ich von anderen Berufen sel-
tener Art wie dem kunsthisiorischen ganz ab-
sehen. Es isi mir aber immer ein Aätsel
gewesen, wie Leute, deren Arbeitsfeld die
bildende Kunst ist, zeichnerisch oft so gar
keine Fähigkeiten und Borkenntnisse haben
KSnnen. Man mutz nur sehen, wie sie sich
benehmsn, wenn man ihnen in der Prüsung
die Ausgabe stellt, den Grundriß einer roma-
nischen Basilika zu zeichnen. Oder welche
Mühe es ihnen macht, den Unterschied des
Strichs in den verschiedenen graphischen
Berfahren zu versiehen. sich muß leider fest-
stellen, daß es in dieser Beziehung neuer-
dings nicht besser geworden ist. Den Zeichen-
unterricht allein kann man dasür natürlich
nicht verantwortlich machen. Aber seine Er-
folge wären gewitz größer, wenn lhm mehr
Raum im Lehrplane gsgönnt würde.
Man hat bisher in den Kreisen der Zei-
chenlshrer immer den allgemeinbildenden
Charakter des Zeichenunterrichts besonders
betont. And das war vielleicht vom Stand-
punkt der Bolksschuls aus ganz richtig. Aber
unsere Gymnasien und Asalschulen, die un-
mittelbar auf dte Hochschulen vorbereiten,
haben längst ausgehört, lediglich dsr allgemei-
nen Bildung zu dienen. Schon durch dis
Trennung des humanistischen und realistrschen
Schultypus ist ein fachliches Element in fie
hinelngekommen, das sich bei der immer
größer werdenden Arbeitstsilung und Spe-
zialisierung notwendig weiter enkwickeln muß.
Das alte humanistische Adeal der Allgemein-
bildung hatte seine Berechtigung in einer
Zeik, in der die Universität auf alle höheren
Berufe vorbereiteke und das Gymnasium die
einzige Borbereitung auf dis Aniversikät war.
Seitdem die technischen Hochschulen gegrün-
det worden sind, haben sich neben den Gym-
nasien die Aealschulen entwickelt, ein Beweis,
daß erstere als Borbereikung für die Technik
Latsächlrch nicht genügen. stetzt bildet das
Gymnasium die weitaus beske, zurzeit fogar
einzige Borbereitüng für alle Geisieswissen-
schaften, d. h. das Studium der Sprachen,
Literatur, Geschichte, Theologie und sturis-
prudenz. Dagegen erhalten Mathematiker,
Aaturforscher und Mediziner ganz ohne
Zweisel — man lasse sich durch abweichende
Arteile nicht täuschen — die bessere Bor-
bildung auf der Aealfchule. Es wäre zu wün-
schen, datz dieser Anterschied immer schärfer
herausgearbeite! würde, siatt daß man ihn
immer wieder verschleierte; daß die Ber-
mittlungsversuche wie das Realgymnasium
allmählich ganz von der Bildsläche ver-.
schwänden; dah die Gymnasien den Anspruch
Natursorscher, die Aealschule den Sprach-
forscher, wenn auch nur Aomanisken und
Anglizisien zu erziehen definitiv aufgäben.
Es ist ein Nonsens, daß eine Schule, in der
man von Chemie und höherer Mathematik
so gut wie nichts lernt, Natursorscher vor-
bilden will, und es ist ebenso ein Nonsens,
datz eine Schule, auf der kein griechisch und
nur wahlfreies Latein getrieben wird, künf-
Mchenhaft ornamentalen Wirkung macht
sich eine Rohheit der Zeichnung breit, wie
sie bisher in der Kunstgefchichte ohne Beispiel
dastsht. Unb während die Führer dieser
exprefsionistifchen oder kubistischen Bewe-
gung wenigstens zeichnen können, wsnn ste
es auch — infolge verdrehter psychologischer
Theorien — nicht wollen, hat die Iugend, die
ihnen in hellen Hausen nachläust, Zede zeich-
nerische Fähigkeit, jeden Zusammenhang mit
der Natur eingsbüßt. Ganz besonders ist
aber das Publikum so ungebilüek in diesen
Mngen, daß es die Aohheit üieses Muster-
primikivismus gar nichk merkk.
Wie es mit den fonstigen Techniken steht,
weiß ich nur von früher her aus eigener Er-
fahrung. Was aber üie Gegenwar! betrifft,
so ist mir wenigstens durch Erzählung be-
kannt, welche Mühe die Schüler nach dem
Berlassen der Schule haben, die Lücken ihrer
zeichnerischen Borbildung auszufüllen. Unü
nun bedenke man einen wie großen Bedarf
an zeichnerisch geschulten Technikern wir bei
der neuen rapiden Entwicklung diefer Fächer
haben, daß das Zeichnen nicht nur für die
Architekten und Kunstgewerbler, sondern
auch für die Zngenieure, Maschinenbauer,
Geometer, Landwirte und Offiziere geradezu
unentbehrlich ist,daß es genau so ihreSprache,
ihr Ausdrucksmittel ist, wie die wirkliche
Sprache das Ausdrucksmittel der Redner,
Gslehrten usw.!
Dabei wil! ich von anderen Berufen sel-
tener Art wie dem kunsthisiorischen ganz ab-
sehen. Es isi mir aber immer ein Aätsel
gewesen, wie Leute, deren Arbeitsfeld die
bildende Kunst ist, zeichnerisch oft so gar
keine Fähigkeiten und Borkenntnisse haben
KSnnen. Man mutz nur sehen, wie sie sich
benehmsn, wenn man ihnen in der Prüsung
die Ausgabe stellt, den Grundriß einer roma-
nischen Basilika zu zeichnen. Oder welche
Mühe es ihnen macht, den Unterschied des
Strichs in den verschiedenen graphischen
Berfahren zu versiehen. sich muß leider fest-
stellen, daß es in dieser Beziehung neuer-
dings nicht besser geworden ist. Den Zeichen-
unterricht allein kann man dasür natürlich
nicht verantwortlich machen. Aber seine Er-
folge wären gewitz größer, wenn lhm mehr
Raum im Lehrplane gsgönnt würde.
Man hat bisher in den Kreisen der Zei-
chenlshrer immer den allgemeinbildenden
Charakter des Zeichenunterrichts besonders
betont. And das war vielleicht vom Stand-
punkt der Bolksschuls aus ganz richtig. Aber
unsere Gymnasien und Asalschulen, die un-
mittelbar auf dte Hochschulen vorbereiten,
haben längst ausgehört, lediglich dsr allgemei-
nen Bildung zu dienen. Schon durch dis
Trennung des humanistischen und realistrschen
Schultypus ist ein fachliches Element in fie
hinelngekommen, das sich bei der immer
größer werdenden Arbeitstsilung und Spe-
zialisierung notwendig weiter enkwickeln muß.
Das alte humanistische Adeal der Allgemein-
bildung hatte seine Berechtigung in einer
Zeik, in der die Universität auf alle höheren
Berufe vorbereiteke und das Gymnasium die
einzige Borbereitung auf dis Aniversikät war.
Seitdem die technischen Hochschulen gegrün-
det worden sind, haben sich neben den Gym-
nasien die Aealschulen entwickelt, ein Beweis,
daß erstere als Borbereikung für die Technik
Latsächlrch nicht genügen. stetzt bildet das
Gymnasium die weitaus beske, zurzeit fogar
einzige Borbereitüng für alle Geisieswissen-
schaften, d. h. das Studium der Sprachen,
Literatur, Geschichte, Theologie und sturis-
prudenz. Dagegen erhalten Mathematiker,
Aaturforscher und Mediziner ganz ohne
Zweisel — man lasse sich durch abweichende
Arteile nicht täuschen — die bessere Bor-
bildung auf der Aealfchule. Es wäre zu wün-
schen, datz dieser Anterschied immer schärfer
herausgearbeite! würde, siatt daß man ihn
immer wieder verschleierte; daß die Ber-
mittlungsversuche wie das Realgymnasium
allmählich ganz von der Bildsläche ver-.
schwänden; dah die Gymnasien den Anspruch
Natursorscher, die Aealschule den Sprach-
forscher, wenn auch nur Aomanisken und
Anglizisien zu erziehen definitiv aufgäben.
Es ist ein Nonsens, daß eine Schule, in der
man von Chemie und höherer Mathematik
so gut wie nichts lernt, Natursorscher vor-
bilden will, und es ist ebenso ein Nonsens,
datz eine Schule, auf der kein griechisch und
nur wahlfreies Latein getrieben wird, künf-