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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 3.1923

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Heft 4 (Juli 1923)
DOI Artikel:
Dietl, Johann Baptist: Umgestaltung des Zeichnens, [2]: eine Kulturaufgabe
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https://doi.org/10.11588/diglit.22197#0074

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Losung müßte also sein, Kulkuraufgaben erfaffen,
Lrfahrungs- und Forschungsergebnisse aneinander-
reihen, breike unverrückbare Grundlags für die Wei-
kerarbeit schaffen! (Siehs Kriegers „Neuland der
Zeichenwissenschafken" und „Kannsk du zeichnen".
Zeichemvisfenschafk-
licher Verlag, Zwei-
brücken.) Die Erfah-
rungen von kausenden
von Zeichenlehrern
bleiben bei diesen und
werden mit ihnen zu
Grabe gekragen, der
Aufbau beginnt im-
mer bei jedem Kandi-
daken von vorn, aus
sich selbsb heraus.

Eine unverankworkliche geistige Gü-
terverschwendung., die wir Zeichenlehrer zu
treiben gezwungen sind! -

Da der Zeichenunterrichk nur mik der Zeichen-
lehrerbildung gemeinschastlich umgebildek wer-
den kann, sei nur noch geskaktet, auf ihre Ausbildung
zu sprechen zu kommen.

„Und der Unsinn unserer Mekhoden wird gemilderk
durch die Dernunft und die Güte derer, die fle an-
wenden." Roorda.

3n Bezug auf Zeichenlehrererziehung wird vom
„Erziehungäsyndikat"daä unlohnendfle, unvernünfkigste,
schädlichste und rückständigske Berfahren angewandt.
Sie mutz eine andere Gestalk bekommen, um Schaf-
fenstrieb und Schaffensfreude von zielbewußt
statk nur gefühtsmäßig arbeikenden Lehrern
ausbilden laffen zu können, nakionalökonomisch nutz-
bringend im weikesten Sinne des Mortes.

Herskellung und Berwendung der Güker sind doch
die Grundlagen von Handel und Wandel, also alles
geht auf das Zeichnen, auf das „geschmackvolle* For-
men, auf das durchdachke Ma-
chen. auf scharfsinniges Zerlegen,
aüf berechnendes Zusammensstzen
und gefühlvolles Aufbauen zu-
rück.

Zeichnen ist der erske Aus-
druck des Denkens im
Schaffen. Wer sich nichk vor-
stellen kann, wie in dem Gehirn
eines Technikers gearbeitek wird
und wie ein Kunskwerk geboren
wird, wie der Körper enkskeht
und was dem Kynsiwerk die
„Sichkbarkeit", seins Macht vsr-
leiht, wie der Techniker auS dem
Gehirn und der Künstler aus sei-
nem Herzen gleichsam abschreibt,
kann sich niemals berechtigk sr-
klären, das Zeichnrn bzw. die
zeichnerische Pädagogik aus dem
Kreis der Wissenschafken zu ver-
bauen. Linien sind Baujksine
für den, der probierk, ob Las
Gebilde uuch ferkigzuslellen isk auf
einec angsnommenen Boraus-
setzung, Zeichnen bringt in alles
körperhaft Gedachke wie die

Mathematik Klarheit in Zufammenhänge, die vvn
Gesetzen abhängig sind, schsidek Mögliches und Un-
mögliches mik sicherer Wirkung.

Der Zeichenunkerrichk isk die Kon-
trolle für die Borstellungsenkwick-

lung, nur das
was wir durch
Zeichnen wie -
dergeben kön-
nen und wieder -
gegebsn haberr,
ist eine klare,
für die Umwelk
werkvolle Bor-
skellung. Zeichnen
ist Borstellungsbildung
gediegenster Art. Un-
ser sehiger Zeichenunrerrichk ist nfchk Borstellungsbil-
dung. weil er nur Abze > chnen lehrt und wir dem
Schüker als Abzeichnenmeisker erscheinen, seineGe-
dankenlosigkeit dabei noch unkerstützen und durch Kor-
rekkuren beschönigen. Wir müßten also den Zeichen-
unterrichk zu eiuem Borstellungsunterricht umgestal-
ten, nur dann wird er seinem Sinn und seinen er-
ziehenden Möglichkeiten der Geistesbildung und
BorstsllungsbilLung gerecht. Es müßke ein zu-
sammenfassendes Zeichnen an dis Skelle der ein-
zelnen Gegenstände treken, ein Zeichnen, das alles
umfahk, was den Menschen umgibk, seine Sesle und
sein Denken bewegt, das ailes zerlegk und mit Hilfe
von Merkmalen in Gruppen zwingk, faßlich und ver-
ständlich, der Borstellungskraft Mitkel
an die Hand gibt, dre sie aus sich selbst
nichk findet. „Aus Nichis wird nichts, eine Ent-
stehung ohne Arsache (Urzeugung) gibt es in der Welt
der Vorstettungen ebensowenig wie sonstwo." (Die
nakürliche Willensbildung. Levy.) Und den Zeichsn-
lehrern ist dies ebensowenig möglich ohne Wissenschafi
wie sonst einem.

Das sächsisch« VauerilhauS und f«!ne Dorfgenossen vo» Yr. Schmidt kssehe Besprechung).

DaS säHsische Dauellnhaus und seine Dorfgenossen von Br. Schmidt
(siehe Beiprechung).
 
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