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Kunst- und Unterhaltungsblatt für Stadt und Land — 3.1854

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Gedichte / Buntes / Literarische Besprechungen
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157

Die Säume sprechen.
Da stehen sie, die Bäume,
In dem belaubten Waldeshaus
Und recken traulich grüßend
Die schwanken Arme nach mir aus,
Und durch die Wipfel kömmt es leis
Und ruft mich in den trauten Kreis.
Ihr Bäume, meine Freunde,
Aus meiner schönen Jugendzeit,
Wie mahnt ihr mich so innig
An manche Lust und manches Leid,
Daß ich bei euerm lieben Gruß
Aufjauchzen und doch weinen muß.
Du schlanke, junge Tanne
Mit deinem immergrünen Reis,
Du warst ja meiner Jugend,
Wohl meiner frühsten Jugend Preis;
Noch seh ich dich, gleichwie im Traum,
Als bunt umhängten Weihnachtsbaum.
Mir ist als läg' ich wieder
In meiner lieben Mutter Arm,
Als hielte sie noch immer
Mich fest am Herzen, liebewarm,
Als schaut' ich träumend noch hinein
In all der Lichter Hellen Schein.
Die Lichter sind erloschen,
Der Weihnachtsbaum, er ist verdorrt,
Und nur in meinen Träumen
Nahm ich ihn in die Fremde fort;
Zwar schlägt mir noch die Mutterbrust
Doch ferne nur und sonder Lust.
Und du, getreue Eiche,
Wie hebst dein Haupt du himmelan,
Als riefst du alle Winde
Zu einem kecken Streit heran.
Und morgen schlägt vielleicht ein Strahl
Hinunter schon dein Haupt zu Thal.
So ist Er auch gestanden
Wie du, in seiner Jugendkraft,
Da kam der Tod gegangen
Und hat mir ihn hinweggerafft,
Und wenn geweint ich einmal hab',
So war's an dieses Freundes Grab.
Doch stürb' er jetzt mir, heute,
Vielleicht ich weinte nimmermehr,
Ich hielt' ihn in den Armen
Und spräche, „daß ich bei dir wär!"
Und könnt' es gehn nach meinem Sinn,
Ich legte gern mich neben ihn.
Denn schön ist doch zu sterben,
So lang die Seele klar und frei,
Noch nicht das Herz zerschlagen
Von Haß und Trug und Heuchelei.

O schlief' auch ich, noch frisch und rein,
Recht wie ein Kind am Abend ein.
Ja, wie ein Kind mit Thränen
Nach seiner Mutter suchend blickt,
Und hat es sie gefunden,
An's treue Herz die Stirne drückt,
So kam ich auch zu dir hinaus,
Du grüne Au, du Waldeöhaus.
Wie beugten in der Runde
Die Bäume grüßend sich herfür,
Und mancher legte traulich
Die Arme auf die Schultern mir,
Und drüben sah in ernster Ruh
Der Berg im Abendrvth mir zu.
Drum, wem die kühle Erde,
Ein liebes Herz im Schooße trägt,
Wem frühe schon das Leben
Ein heimlich Leiden auferlegt;
Ein Leiden, namenlos und still,
Das er nicht nennen kann noch will; —
Geh' hin und sag's den Bäumen,
Du Armer, komm zum Wald hinaus,
Und Friede kann dir werden
Im heilig stillen Tempelhaus;
Es steht noch mancher Baum im Tann,
Der Trost in's Herz dir sprechen kann.
A. W.

Erklärung.
Wenn Du mich fragest: liebst Du mich?
So will ich Dir die Antwort sagen
In lebenden und todten Sprachen,
Doch bleibt's dieselbe sicherlich:
I love ^ou! sagt der Englishman,
()u6 g6 VOU8 aimo! der Franzose,
Mhnher klopft erst auf seine Dose:
stoukro^v! '.voU! spricht er dann.
Der Römer sagt mit kurzem Wort:
Te amo! — Griechisch hab' indessen
Ich beinah ganz und gar vergessen:
Ubileln heißt lieben, und so fort.
Jetzt kommt der Italiener noch:
Oaiissima amiea mm,
cko t'amo In OKnuna. via,
Um vio! das klingt am Besten doch!
Doch kürzer saßt der Deutsche sich:
Vier Sylben nimmt er nur zusammen,
Zu künden seines Herzens Flammen,
Denkt, fühlt und spricht: JchliebeDich!
.4.
 
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