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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 6.1871

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27

nach ihnen ausgeführten Gemälde. Sie sind var der
Natur entstanden und danken ihr Dasein meist der mo-
mentanen Begeisterung für den flüchtig notirten Stoff.
Bei den so erhaschten Motiven stnd es aber oft nebeu-
sächliche Momente, denen sie ihre Aufzeichnung zu danken
haben: die graziösc Silhouette eines Baumes, eine in-
teressante Lichtwirkung, und manches Andere mehr, was
den Künstler reizt, und was später theils abstchtlich mit
Rüchsicht auf eine zu erreichende Bildwirkung, oder wider
Willen nicht wiedergegeben wird, iudem die angestrengteste
Meditation oft nicht im Stande ist, einen empfangenen
Eindruck so frisch wiederzugeben, wie es die momentane
begeisterte Jnspiration vermochte. Ein Blick in die gei-
stige Werkstätte des verstorbenen Meisters zeigt, mit
welcher Liebe und mit welcher feinfühligen Beobachtungs-
gabe er der Natur gegenüber stand. Wenn uns au seinen
Bildern die allzuglatte Behandlung hie und da störend
entgegentritt, so gaben diese Studien unverfälscht uud ge-
sund die Natur wieder, uud das war es, was sie uns
seinen ausgeführten Werken in entschiedenster Weise vor-
ziehen ließ. — Matejko hatte eine Kindergruppe, wie
wir erfahren, Portraits seiner eigenen Kinder, ausgestellt,
ein Bild, das vermöge seines wenig künstlerischen Ar-
rangements und der vielen grellen, unvermittelten Far-
bentöne seinen früheren Werken allerdings nachsteht, das
aber doch noch immer ein Gefühl der größten Hochachtung
im Beschauer hervorzurufen im Stande ist. — Nngeschickt
komponirt und von gemarterter Farbe war Roller's
„Heidenröslein"; dagegen von koloristischem Reize, aber
fehlerhaft in der Zeichnung und ausdruckslos „Hero uud
Leander" von Victor Müller. Wenn wir nun noch
einige lebensvolle Portraits von Angeli, eine Serie
von Architekturstudien aus Venedig von Echtler, die
zwei großen Altarbilder von Eichler und Ruß hervor-
heben, so können wir getrost sagen, daß wir bei der No-
vemberausstellung angelangt sind, ohne uns einer groben
Unterlassungssünde schuldig gemacht zu haben. Eine ein-
gehende Besprechung der Novemberausstellung selbst, die
jedoch schon in der zweiten Hälfte des Oktobers eröffnet
wurde, würde sich ob ihrer großen Bedeutung nicht mehr
in unseren beschränkten Rahmen fügen. Die herrlichen
Alt'schen Aquarelle, die ihr jene Bedeutung verleihen,
werden in diesen Blättern von einer anderen Feder einer
eingehenden Kritik unterzogen werden; nnd so dürfen wir
uns begnügen, nur noch kurz auf die wesentlichsten Num-
Mern außer den Aquarellen hinzuweisen. Brion's
Komposition „Der Gaukler" erfreut mehr durch interes-
santes Licht als durch scharfe Charakteristik, die doch dieser
Stoff in erster Linie erfordert. Flüggen's „Abend in
Genua", Beischlag's „Jdyll", Gierymski's „Jagd-
gesellschaft" u. A. haben wir bereits gelegentlich der Be-
sprechung des Käser'schen Salons gewürdigt. Auch die
„Hundevisitation" von Gysis hat schon in einerMünch-

ner Korrespondenz dieses Blattes ihre Berücksichtigung
gefunden; ein männliches Portrait von George-May er,
das sich durch große Leuchtkraft der Farbe auszeichnet,
möge unsercn „Rückblick" beschließen.

B. Goldschcider.

Äuiisttttkratur und Kuiisthandkt.

—n. Dcr „Leitfaden für dcn Unterricht in dcr Knnst-
geschichte", (Stuttgan, Ebner u. Seubert) hat bereits eine
zweite Auflage erlebt, was wohl als Beweis dafür gelten kann,
daß das Biichelchen dem Zwecke, dem es dienen sollte, ent-
sprochen hat. Die Berfasserin hat hauotsächlich die höhere
Töchterschule bei der Ausarbeitung desselben im Auge gehabt
und sich deßhalb gehütet, allzu große Boraussetzungen än das
Denkvermögen und das Wifsen zu stellen, weßhalb auch das
Technische der Kunstübung einleitungsweise verständlich, wenn
auch nicht völlig genügend, auseinandergesetzt ist. Das
Werkchen hat an Professor Lübke, dessen Grundriß fast
sämmtliche Jllustrationen hergeliehen hat, einen gewichtigen
Fürsprecher gefunden. Wegen einer in dieser Fürsprache ge-
machten Bemerkung sandte uns derselbe die nachstebende Er-
klürung, zu deren Veröffentlichung die Anzeigc des Buches an
dieser Stelle die schicklichste Gelegenheit bietet:

Erklärung.

Jn der Borrede zu dem von Ebner u. Seubert in
Stuttgart herausgegebenen „Leitfaden für den Unterricht in
ver Kunstgeschichte", welche ich auf den Wunsch der Verfasserin
und der Verlagshandlung dem lleinen Schriftchen hinzugefügt
habe, wird des von Ernst Förster publicirten „Abrisses der
Kunstgeschichte" gedacht. Herr vr. Förster theilt mir nun
mit, jene Veröffentlichung sei eine betrügliche, wie er bereits
anderwärts erklärt habe. Die Arbeit stamme zwar aus seiner
Feder, allein sie sei vor langer Zeit nur für eiuen Privatzweck
entstanden und niemals für die Oeffentlichkeit bestimmt ge-
wesen. Jch bedaure, daß mir jene Erklärung des Herrn
Förster entgangen ist, mehr aber noch, daß ich scine Berich-
llgung erst näch dem Erscheinen der zweiten Auflage des
„Leitfadens" erhalten habe. Lübke

Vom vicrten Bande der deutschen Malerradirer des

neunzehnten Jahrhunderts, bearbeitet von Andreas Andresen,
ist nunmehr auch die zweite Hälfte erschienen. Dieselbe be-
handelt folgende Meister: Joh. Georg v. Dillis (Schluß),
Joh. Danhauser, Emil Ebers, Ed. Clemens Fechner, Herm.
Plüddemann, Rob. Eberle, Friedr. Ezborf, Aug. Löfsler,
Christ. Friedr. Fues, Gust. Phil. Zwinger.

Aunstvkreinr, Sammlungen und Ausstrllnngrii.

Ansstellung dcr österreichischen Knnstgewerbc im Jahre
1871. Nachdem die Anmeldungen für die Musterausstellung
des österreichischen Museums nunmehr geschlossen, ist der geeig-
nete Zeitpunkr gekommen, um über den gegenwärtigen Stand
der Angelegenheit Bericht zu erstatten. Die Zahl der An-
meldungen beträgt 303. Die Mehrzahl der AuSsteller hat
auch bereits ihren Raumbedarf angegeben und die vorgenom-
menen Berechnungen geben zu der Vermuthung Anlaß, daß
den Ausstellern volle Berücksichtigung der speciellen Wünsche
zugestchert werden kann. Nach den Kronländern vertheilen
sich die Anmeldungen folgendermaßen: Böhmen 34, Tirol l o,
Oberösterreich 9, Salzburg 6, Steicrmark 5, Niederösterreich
ohne Wien 4, Mähren 4, Militärgrenze 4, Ungarn 2, Krain I;
die übrigen Aussteller fallen anf Wien. Folgende Zusarnmen-
stellung zeigt das Verhältniß der einzelnen Jndustriezweige zu
der Ausstellung: Korbflechter 1, Leinenfabrikanten 2, Druck-
fabrikanten 3, Seidenfabrikanten 4, Stickerei 14, Teppich-
fabrikanten 3, Shawlfabrikanten 1, Tapisseriewaarenfabrikanten
1, Nähmaschinenfabrikanten 1, Bettwaaren l, Posamentirer 2,
Tapezierer und Dekorateure 3, Tapetenfabrikanten 4, Spitzen-
fabrikanten 1, künstliche Blumen 1, Maler 11, Musterzeichner 7,
Wappenmaler 1, Glasmaler 2, Porzellanmaler 1, Dekorations
maler 1, Anstreicher 1, Kupferstecher l, Holzschnitt-Anstalten 3,
likhographische Austalten 10. Buchdruckereien 6, Buchbinder S,
Buntpapierfabrikanten 2, Kunsthandlungen 2, Photographen,
 
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