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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0012

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Ausgrabungen und Funde. — Kunsthistorisches. — Vermischtes.

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sehen Jugendzeichnungen, vom gewissenhaften alten Rat
nachgebessert, sind für den Schätzer von Goethe's späteren
Kadirungen als erste Stufen in der Entwicklung seiner
Praxis in der graphischen Kunst sehr wertvoll. Auch eine
Reihe von Gemälden ist ausgestellt, die der kunstsinnige
Kölligslieutenant Graf Thoranc von Frankfurter Künstlern
anfertigen ließ. Nicht ohne Interesse — es ist ein rein
antiquarisches — sind die aus dem Jahre 1820 stammenden
Entwürfe für ein Goethedenkmal auf der Maininsel, eine
Art Mausoleum, Entwürfe für Goethestatuen ete.

0 Die Sammlung der italienischen Bronzen im Ber-
liner Museuni hat in diesem und im vorigen Jahre einen so
reichen Zuwachs erhalten, dass sie aus dem vor einigen Jahren
neu errichteten Renaissancesaal entfernt und nach einem
anderen Räume des Museums überführt werden musste. Es
war um so notwendiger, als die Sammlung der italienischen
Renaissanceskulpturen wiederum durch mehrere Bildwerke
aus farbigem Thon u. dgl. m. bereichert worden ist. Leider
bietet der den Bronzen bewilligte Raum im neuen Museum
nur ein ungenügendes Licht; auch ist er so eng, dass die
Bronzen nicht zur vollen Geltung gelangen können. Jeder
Versuch der Abteilungsdiroktoren, mit den alten Räumen
auszukommen und sich darin wenigstens provisorisch ein-
zurichten, führt immer zu einem unbefriedigenden Resultat,
und der seit fünfzehn Jahren geplante Neubau für die könig-
lichen Museen scheint jetzt mehr als je zuvor der Verwirk-
lichung fern zu sein. — Für die Gemäldegalerie ist jüngst
ein interessantes Frauenbildnis des Piero della Francesea an-
gekauft worden, das ein Seitenstück zu einem ähnlichen
Bildnis im Museum Poldo-Pezzoli in Mailand zu sein scheint.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

—:— In der Pfarrkirche von Lörzweiler bei Mainz ist
ein kostbares Altarbild entdeckt worden. Man ist an der
Wiederherstellung eines aus dem 17. Jahrhunderte stammen-
den Altares, der früher im Mainzer Dome seinen Platz hatte,
beschäftigt und dabei wurde auch das dazu gehörige Altar-
bild untersucht. Da es durch Firniss und Schmutz ziemlich un-
kenntlich war, beschloß man es durch einen tüchtigen Künstler
wieder herstellen zu lassen. Die Arbeit hatte ein vorzüg-
liches Ergebnis: der Schöpfer des schönen Werkes ist kein
geringerer als Jean Baptist de Ruel, in Deutschland von Hüll
genannt, der 1GS5 in Würzburg starb. Das farbenprächtige
Bild stellt, wie das „Mainzer Journal" mitteilt, Mariens
Himmelfahrt dar. Besonderen Reiz verleiht dem Bilde die
bunte Schar von Engeln und Engelsköpfchen, dreißig an der
Zahl, die die Madonna umschweben. Feinheit und Zartheit
des Ausdruckes, gepaart mit Kraft des Kolorits, zeichnen das
Bild aus. Der Künstler hat es mit seinem Namen und der
Jahreszahl 1G64 signirt.

Delphi. — Das französische Unterrichtsministeriums hat
für die diesjährigen Ausgrabungen 150 000 Franks ausge-
worfen. Die Ausgrabungen nehmen etwa zwei Hektaren ein
und bis jetzt sind über 70000 Kubikmeter bewegt worden.
Das aufgedeckte Schatzhaus der Athener, das Pausanias nur
beiläufig erwähnt, und das der Siphnier haben große, über-
raschende Resultate geliefert. Der Boden gab dort größtenteils
beschädigte, teilweise aber auch tadellos erhaltene Marmor-
reliefs — dreißig an der Zahl — heraus, die das zum Danke
für den Sieg von Marathon errichtete Gebäude auf allen
vier Seiten schmückten. Im altertümlichen Stile erscheinen
Zeus, Hera, Athene, Dionysos, Apollo und Herakles als Be-
sieger der Giganten, dann je sechs Darstellungen von Thaten

des Herakles und Theseus, Amazonenkämpfe, die Geryonie,
zwei galoppirende Amazonen, die als Akroterien die Giebel
krönten. Diese Arbeiten stammen aus der großen Übergangs-
epoche zwischen 480 und 470: der Archaismus verschwindet,
eine neue Auffassung meldet sich. — Von dem ursprünglich
gegen 28 Meter messenden Friese sind über zwanzig ge-
rettet; er stellt die Apotheose des Herakles, das Wettfahren
des Pelops und Onomaos, den Kampf um Sarpedons Leiche
und die Gigantomachie dar. An der Arbeit scheinen Künstler
der älteren und neuen Richtung gearbeitet zu haben; Poly-
ohromie hebt die Darstellung: die an Haaren, Augen, Lippen,
Waffen und Gewandteilen bemalten Figuren heben sich im
Marmorton hell vom blaugefärbten Grunde ab. R- B*-

KUNSTHISTORISCHES.

* Von dem emsig thätigen Dr. Th. v. Frimmel in Wien
liegen mehrere Specialarbeiten zur Bilderkunde vor: zunächst
zwei Lieferungen der neuen Folge seiner „Kleinen Galerie-
studien" und dann ein neues Verzeichnis der Gemäldesamm-
lung zu Pommersfelden. Von den Galeriestudien ist die
erste der Gemäldesammlung in Hermannstadt (Siebenbürgen)
gewidmet, auf deren Bedeutung Frimmel unlängst in der
,,Kunstchronik" hinwies; die zweite Studio gilt den Nieder-
ländern der kais. Galerie in Wien; diese wurden bekanntlich
in letzter Zeit umgehängt und es wäre sehr zu wünschen, dass
bei dieser Neuordnung die vielfach sehr einschneidenden Er-
gebnisse Frimmel'sBerücksichtigung gefunden hätten. Derneue
Katalog der Galerie zu Pommersfelden, mit allen von der
neueren Wissenschaft geforderten Nachweisen ausgestattet,
giebt endlich wieder einmal einen sicheren Anhaltspunkt für
den gegenwärtigen Zustand der dortigen gräfl. Schoenborn-
schen Galerie und enthält auch über zahlreiche Bilder in
anderen Sammlungen schätzenswerte Daten.

VERMISCHTES.

Ratzeburg\ — Wie die „Allg. Ztg." meldet, wird auf An-
ordnung des Großherzogs von Mecklenburg - Strelitz die
Restaurirung der interessanten Kreuzgänge im Ratxeburger
Dome vorgenommen werden, sobald die Brandschäden von
1893 beseitigt sind. Die Wände erhalten den ursprünglichen
Farbenanstrich, die Fenster sollen teils in gotischen, teils in
romanischen Stilformen ausgeführt werden. Die Fenster an
der Südseite des Querschiffes werden in Glasmalerei die
Porträts des jetzigen Großherzogs und der Großherzogin von
Mecklenburg-Strelitz und das Bildnis des Gründers des Domes,
des Herzogs Heinrich des Löwen, enthalten. In den Seiten-
schiffen sind die Malereien bereits fortig. Der durch den
Brand von 1893 arg mitgenommene wertvolle Kronleuchter
soll auf Kosten des Ministers von Bülow - Rodenwalde
restaurirt werden. Der bei dem Dome gelegene alte Fried-
hof soll in einen freien Platz verwandelt und wird wahr-
scheinlich mit der Nachbildung des Bi aunschweiger Löwen-
monumentes geschmückt werden. Dieser von der Groß-
herzogin geschenkte Abguss des Löwen in Braunschweig
stand früher in der Vorhalle des Domes. In etwa andert-
halb Jahren werden die Restaurirungsarbeiten beendet sein.

Dr. Th. v. Frimmel wird im Laufe des Oktobers seinen
Ours über Gemäldekunde von neuem beginnen (Dienstag von
6—V28). Anmeldungen erreichen den Dozenten im See-
walehen am Attersee in Oberösterreich.

0 7mt Erinnerung an den HO. Geburtstag Andreas
Achenbachs hat der Magistrat seiner Vaterstadt Kassel be-
 
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