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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Vom Kunstmarkt. — Zeitschriften.

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schlössen, an seinem Geburtshause eine Gedenktafel anbringen
zu lassen.

Andreas Achenbach'8 SO. Geburtstag am 29. Sept. 1S95.
Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ist es mir, als schriebe
ich den Nekrolog eines großen Toten — das Wort „de mor-
tuis nil nisi bene" kommt mir unwillkürlich auf die Zunge
— und dennoch steht A. Achenbach gerade heute im Zenith
seines Ruhmes, er ist populär geworden. Aber das ist sonst
kein günstiges Zeichen, und um die große Bedeutung Achen-
bachs zu würdigen, müssen wir uns zurückversetzen in die
Zeit, da er nicht populär, da er der Bahnbrecher war, vor
dessen Bildern das große Publikum die Hände über dem
Kopf zusammenschlug und sich entrüstet von ihm wandte,
wie heute etwa vor den ketzerischsten Sccessionisten. Und
wenn wir uns fragen, wie kommt es, dass die Werke dieses
bedeutenden Malers auf uns modern Empfindende nicht mehr
die große Wirkung ausüben, so liegt der Grund darin, dass
bei Achenbach das rein empfindende Element — das der
moderne Subjektivismus ruhlos sucht — zu kurz bemessen
war, und der Erstaunlichkeit seiner klug berechneten tech-
nischen Fertigkeit immer nachstand. Wenn man ihn z. B.
mit den großen Meistern von Fontainebleau vergleicht, so
tritt dieser Mangel evident hervor; man erkennt unschwierig,
doch um so sicherer darin, dass Achenbach dramatisch be-
wegte Scenen — die er stets überzeugend zu gestalten ver-
stand — besser gelangen als ruhevolle Stimmungsmalereien;
denn zu letzteren, die auf die Empfindung allein angewiesen
sind, fehlte ihm der einheitliche Schwerpunkt, von dem die
vegetative Ruhe ausstrahlt. — Doch lassen wir für heute das
Aufdecken der Mlingel und gedenken der großen Verdienste
und seines großen Könnens, denn selbst an der Tagesware,
die aus dem Atelier des rastlos arbeitenden SOjährigen
Meisters fließt, erkennt man immer noch die Klaue des
Löwen. — Die Bewohnerschaft Düsseldorfs feierte ihren
Ehrenbürger gebührend. — Die Schadowstraße, in der er
wohnt, war mit Flaggenmasten bepflanzt, die mit Guirlanden
bekränzt und mit Lampionkelten und bunten Wimpeln behängt
waren. Bei Einbruch der Dunkelheit zog am Vorabend
durch diese via triumphalis der kostümirte Fackelzug; nach-
her Festbowle im Malkasten, wo Maler Erdmann den Meister
in begeisterten Worten pries. Die übrigen deutschen Kunst-
centren hatten ihre Delegirten gesandt. Der Kaiser beehrte
den Jubilar mit seinem Porträt nach Lenbach in Heliogravüre,
das er mit seiner Unterschrift versehen hatte. SCÜRATOW.

=tt. München. Den beiden Ständekammern Bayerns
wurde vom Königlichen Kultusministerum die Bewilligung
von 24 200 Mk. zur Restauration des Sankt Marien-Domes
in Augsburg, ferner von 32 700 Mk. zur Restauration des
Sankt Petersdomes in Regensburg und von'27 450 Mk. zur
Instandsetzung der Königlichen Burg in Nürnberg, welche
Staatseigentum ist, im Budget der Jahre 189G und 1897 vor-
geschlagen.

Brüssel. — Das im Jahre 184S enthüllte Reiterdenkmal
Gottfried von Bouillons, ein Werk von Simonis, erhielt erst
kürzlich den ihm seit langem vorenthaltenen Schmuck der
Basreliefs, die Gottfried als Krieger und Gesetzgeber feiern.
Im Jahre 1852 wurden beide Arbeiten — nachdem die Aka-
demie vier Jahre zur Beschlussfassung über die Themen ge-
braucht hatte — bei De Groot in Brüssel bestellt, der ihre
Lieferung trotz aller Urgenz verzögerte, bis der Kultus-
minister auf Rückzahlung des Vorschusses oder Lieferung
des Reliefs klagte. De Groot lieferte die Arbeit, und jetzt
ist die Brüsseler Presse damit beschäftigt, die übrigens
sehr gelungenen Arbeiten in langen Aufsätzen zu feiern.

Die Zerstörung von Ninivc. — In der Akademie der
Wissenschaften zu Paris wurde kürzlich mitgeteilt, dass der
Dominikaner Pater Scheil im Museum zu Konstantinopel
auf einer Basaltstele eine wichtige Entdeckung gemacht
habe. Auf der Stele befindet sich in sechs leider arg ver-
stümmelten Kolumnen eine Inschrift aus der Zeit König
Nabonids (0. Jahrhundert v. Chr.), worin neben anderen
historischen Ereignissen auch die Zerstörung von Ninive
erwähnt wird, für welche bisher noch kein inschriftliches
Zeugnis vorlag. —: —

VOM KUNSTMARKT.

Versteigerimg /In- Sammlung Lanfrwneoni. Die Firma
J. M. Heberle (H. Lempertz Söhne) in Köln versteigert vom
21. bis 23. Oktober in Köln, Breitestraße 125—127, die nach-
gelassene Gemäldesammlung des Herrn Graxioso Enea
Lanfranconi. Der verstorbene Besitzer war, wie schon der
Name vermuten lässt von Geburt Italiener, gründete sich aber
in Ungarn eine zweite Heimat und machte sich durch hydro-
technische Werke über die Wasserstrassen Mitteleuropa's,
über die Wichtigkeit der Donauregulirung und andere
hervorragende Publikationen vorteilhaft bekannt. Seine
einzig dastehende Sammlung Hungarica und die kost-
bare Bibliothek wurden den Staatssammlungen in Budapest
einverleibt. Von seinem Kunstsinn zeugt die bedeutende
Gemäldesammlung alter und neuer Meister, die aus 221
Nummern bestehend, nun unter den Hammer kommen soll.
Die Sammlung ist bei Lebzeiten des Besitzers von Kunst-
kennern oft besucht worden; unter den altern Meistern, die
sie enthält, finden sich Namen ersten Ranges. Von den alten
Meistern, derenWerkeimKatalog abgebildet sind, heben wir her-
vor: Paul Morcelse, Bildnis, Gönz. Coeques, Gesellschaftsstück
(wahrscheinlich nicht von G. Coeques, sondern von Janssens le
Danseur); Isaac Salomonsz van Ruisdacl, Landschaft; Al-
bert Ouyp (Landschaft) und P. Godde (Staffage, vornehme
Familie), A. Palamedesz, Lustige Gesellschaft; F. Pourbus,
Bildnis; D. Velazquez, desgl.; B. v. d. Heist, Familienbild;
M. d' Hondekocter, Geflügelbild; Jan Booten, Waldlandschaft
(fälschlich M. Hobbema bezeichnet); Murillo, der hl. Antonius
(in schönem, altem Rahmen); M. Pepyn, Darstellung Jesu
im Tempel; Bembrandt, Susanna und die beiden Alten; J. M.
Rottmayr, das jüngste Gericht; Rubens, Dido; Schäferscene;
Deckenbild (Phaeton); Miniaturporträt Alberts v. Österreich,
Gou verneurs der Niederlande und, als Gegenstück, seiner
Gattin Bildnis; Gesare da Sesto, Madonna mit Heiligen in
altem, geschnitztem Rahmen; Jan Sibcrcchts, Interieur; D.
Teniers d. J., die Jagd auf Schloss Perk; Tizian, heil. Fa-
milie; Porträt; Lavinia als Judith; P. Veroncse, Anbetung
der hl. drei Könige, und zwei Flügelbilder eines Altars. Von
den modernen Meistern sind vor allem zu erwähnen: Drei
Bilder von Pettenkofen, ferner Makart (die Walküre), Benczur,
Mildthätige Burgfrau.

ZEITSCHRIFTEN.
Repertoriom der Kunstwissenschaft. 1895. Heft 3.

Die Hochlitzer Steinmetzen. Von Dr. W. C. Pfau. — Neue
archivalische Forschungen über venezianische Kunst. Von H.
Thode. — Bemerkungen zu der hl. Dreieinigkeit, Gemälde in
der Art des Haus Baldung in der öffentlichen Kunstsammlung zu
Basel. Von G. v. Terey.
Gazette des Heaux-Arts. Nr. 459. 1. Sept. 1895.

Jean-Baptiste Tiepolo et Dominique Tiepolo. I. Von J. Buisson.
— L'art decoratif dans le vieux Paris. XVIII. Von A. de
Champeaux. — Note sur un tableau du Louvre naguere attri-
bue ä Gentile Bellini. Von C. Sehefer. — L'armeria de Madrid.
I. Von M. Maindron. — La d6coration de Versailles au XVIII.
siecle. II. Von P. de Nolhae. — ün vitrail de la cathedrale
de Beauvais repiesentant la vie de Saint Martin de Tours. Von
A. Pigeon. — A propos d'une gravure inedite de G.-F. Schmidt.
Von M. Scheikewitsch. — L'exposition Cosway a Londres. —
Les arts ä la conr dn duc de Berry. Von B. Prost
 
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