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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0029

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Vermischtes — Zeitschriften.

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sehen Eingreifen des Unterrichtsminister Bacelli, durch die
Herren Cantalainessa und Venturi, als Regierungsbevoll-
mächtigte hierhergeschickt, geschehen. Die Neuerung be-
steht nicht nur darin, dass die Gemälde nach Meistern und
Schulen aufgestellt wurden, sondern wichtig ist hauptsäch-
lich, dass alle Gemälde in der Tragweite unserer Augen
sich befinden. Wenige nur sind über der Augenhöhe auf-
gestellt. Früher war der symmetrischen Anordnung
jede andere Rücksicht geopfert. Es ergab sich jedoch
aus der Neuerung, welcher auch einige unwichtige Bilder,
als ausgeschlossen, zum Opfer fielen, dass die Wände der
großen hohen Säle auch oberhalb leer blieben. Diesem
Übelstande wurde nachgeholfen durch die Bekleidung der
sämtlichen Säle mit Stoff. Dieser jedoch, in der Eile nicht
vollkommen nach Wunsch zu beschaffen, entspricht in der
Farbe nicht immer dem Gewollten. Im großen Ganzen aber
hat die Galerie nach dem Vorgange Ludwig Passini's, der
durch seine hochherzige Schenkung dem Assuntasaale schon
vor zwei Jahren zu einer würdigen Damastbekleidung verhalf,
jetzt durch vollkommene Durchführung dieses Systems ein
sehr vornehmes Aussehen erhalten, wie solches den Schätzen,
die sie beherbergt, entspricht. Ganz besondere Sorgfalt
ward den interessanten Gemälden Carpaccio's zu teil, dem
Cyclus der Ursulalegende. Man verdankt diese würdige
Aufstellung dem Geschmacke des hiesigen Professors
Alessandri, dem es nach verschiedenen Versuchen gelang,
(endlich durch Verkleinerung des Saales) das Oberlicht auf
die Bildflächen zu konzentriren und den Bildern jene ge-
schlossene Wirkung wiederzugeben, die sie einst in dem
Bruderschaftsgebäude gemacht haben müssen, für welche sie
gemalt waren. Ein Gleiches gilt von dem anstoßenden
Saale, der Gentile Bellini's Prozessionsbild, sowie alle anderen
Darstellungen enthält, die sich auf das Wunder des heiligen
Kreuzes beziehen und welche einst der Scuola S. Giovanni
Evangelista angehörten. Die Ausschmückung dieses hoch-
interessanten Saales leitete der hier lebende spanische Maler
Fortuny. — Ganz besonders interessant ist ferner, dass
Tizian's „Tempelgang der Maria" nun wieder an der Wand
angebracht ist, für welche das Bild gemalt war, und zwar
über den in dieselbe einschneidenden Thüren des sog.
„Albergo", d. h. jenem kleinen, einer Sakristei ähnelnden
Zimmer mit geschnitzter Decke aus bester Zeit. Ich machte
schon vor Jahren in dieser Zeitschrift darauf aufmerksam,
dass dieses Bild, über welches neuerdings Paoletti die Be-
stellungsdokumente veröffentlicht hat, an diese Stelle gehöre.
Man kann einwenden, dass es an Wirkung eingebüßt habe
und nun zur Wanddekoration herabgewürdigt sei; aber eine
solche sollte es ja von Anfang an sein. Unbegreiflich viel
kleiner sieht das Bild aus, doch versteht man jetzt erst Kompo-
sition und Lichtführung vollkommen. In den großen Sälen
der Galerie wurden die hervorragendsten Bilder durch an-
gebrachte Sockel und Umrahmungen ausgezeichnet. So machen
denn jetzt der „Fischer" des Paris Bordone, die herrlichen
Bonifazio u. s. w. eine prachtvolle Wirkung. Auch sieht
man jetzt erst, welch große Anzahl von Bildern einzelner
Meister die Galerie besitzt. Das vergleichende Studium ist
unendlich erleichtert durch diese neue Anordnung der ein-
zelnen Meister in ungeteilter Reihe. In unglaublich kurzer
Zeit (ungefähr vier Wochen) wurde diese tiefeingreifende
Umgestaltung der so wichtigen Galerie ins Werk gesetzt.
Hoffen wir nun, dass dank dem Eingreifen Bacelli's und
infolge der ohne Rückhalt gebotenen reichen Mittel in der
Hand tüchtiger Leute diese Neuordnung eine endgiltige sei
und die Galerie auf einige Jahre zur Ruhe komme.

Ä. WOLF.

VERMISCHTES.

*.Jf Die Mcdieäergräber in Florenz. Auf Anordnung
des italienischen Unterrichtsministers sind am 2. Oktober die
in der Sakristei von St. Lorenzo zu Florenz befindlichen
Gräber des Giuliano und des Lorenzo de Medici eröffnet
worden, um festzustellen, ob sie auch wirklich deren Gebeine
enthielten. Berichten italienischer Blätter zufolge soll das
Ergebnis der Nachforschung ein bestätigendes sein. Man
fand nach Wegnahme der Madonna des Michelangelo und
der Statuen der heiligen Cosmas und Damian unter der
Grabplatte zwei aufeinandergestellte Holzsärge, deren ober-
ster noch gut erhalten, während der unterste völlig ver-
modert war. Auf dem ersten war mit Tinte geschrieben:
Giuliano di Pietro di Cosimo de' Medici, und drinnen lag
ein Gerippe, dessen Schenkelknochen gegen den Brustkorb
hinaufgebogen waren und an dessen Schädel und Schienbein
man Verletzungen von einer Schnittwatfe bemerkte. Diese
Verletzungen sollen mit der Beschreibung übereinstimmen,
welche Macchiavelli von der am 26. April 1478 erfolgten
Ermordung Giulianos gieht. Das Gerippe des andern Sarges
war stark vermodert, doch konnte man den Schädel mit dem
Bildnis Lorenzos vergleichen und die Ubereinstimmung der
Hauptlinien sowie eine für ihn charakteristische Missbildung
des Knochens unter der Nase feststellen. Nachdem die beiden
Schädel photographirt worden waren, wurden die Gebeine
in zwei neue Holzsärge mit einer auf die Eröffnung des
Grabes bezüglichen Urkunde und Inschrift gelegt und die
Gruft wieder geschlossen. Der alte Sarg Giulianos wird dem
Florentiner Museum einverleibt werden.

ZEITSCHRIFTEN.
Der Formenschatz. 1895. Heft 8/9.

Nr. 113. Helm in Form einer phrygischen Mütze. Bronce, jetzt
in der Bibliotheque Nationale in Paris. — Nr. 114. Sogenannter
Apollo Pourtales im britischen Museum zu London. Römische
marmorkopie nach einem griechischen Originale. — Nr. 115.
Thürklopfer in romanischem Stil; Kathedrale von Lausanne. —
Nr. 118. Aufsteigendes Pflanzenornament in S. Michele in Venedig
Italienische Skulptur vom Ende des XV. Jahrhdts. — Nr. 117.
Das segnende Christuskind und der Schmerzensmann. Zwei
Blatt Stiche des sogen. Meisters des Amsterdamer Kabinetts von
1480. — Nr. 118. Treppe am Kathaus in Lübeck; deutsche Arbeit
des XVI. Jahrhdts. — Nr. 119. Albrecht Dürer (1471—15281:
Maria mit dem Christusknaben; Ölgemälde in der Kaiserlichen
Gemälde-Galerie in Wien. — Nr. 120. Detail von der Chorbühne
in Limoges; fianzös. Renaissancearbeit. — Nr. 121. Juan de
Yciar (Spanischer Maler und Schreibmeister um 1550): Zwei
weitere Blätter aus dessen Vorlagenwerke „Arte subtilissima por
la qual se essenna a escrivir perfectamente." Zaragoca 1550. —
Nr. 122. Allessandro Vittoria (Bildhauer des XVI. Jahrhdts.,
gest. Hi05). Statue des Heiligen Hieronymus in S. Maria gloriosa
de' Frari in Venedig. — Nr. 123. Michel le Plön. (Goldschmied
und Kupferstecher von Frankfurt a/M., geb. das. 1530, gest zu
Amsterdam 1656): Drei Blatt Ornamente für Messergriffe Kupfer-
stich. — Nr. 124. Paul Ponce gen. Trebati: Schreitender Löwe
an der Fassade des Hotel Camavalet in Paris. — Nr. 125 Daniel
Marot (Französischer Architekt und Zeichner, 1650-1712)- Ent-
wurf zu einer Plafond-Dekoration. Stil Louis XIV. Kupferstich

— Nr. 126. Pierre-Charles Tremolieres (Französischer Maler
geb. 1703 zu Chollet, gest. 1739 zu Paris): Minerva lernt den
Nymphen die Stickereikunst. Deckengemälde im Staats-Archiv
™ Paris. — Nr. 127. Hubert-Francois Bourguignon Gravelot:
litelbild und Schlussvignette aus „Decameron de Jean Boccace"
Londres 1757-1761. Kupferstich. — Nr. 128. Pierre-Jean David-
Portrat des Generals Bonaparte in der Biblioteque Nationale in
Paris. — Nr. 129 u. 130. Viergespann des Herkules Melampygos.

— Nr. 131. Schlafender Satyr; im Museum von Neapel —
Nr. 132. Romanisches Portal an der Kirche in Avalion (Frank-
reich). - Nr. 133. Kopf einer Statue des heil. Jacobus; Museum
von Beauvais. — Nr. 134. Grabstein des Fürsten Wilhelm, Grafen
und Herrn zu Henneberg. Marmorarbeit vom Ende des XV. Jahr-
hdts. an der Pfarrkirche in Bozen. — Nr. 135. Hans Memline :
Maria mit dem Jesusknaben; Ölgemälde in der Galleria Brignole
bale m Genua. - Nr. 136 Giovanni Bellini: Venus als Herrin
der Welt — Nr. 137. Gg. Haas; ein weiteres Blatt aus dem
Vorlagenwerke für Schreinerarbeiten. — Nr. 138. Paul Ponce•
Kriegerische Trophäen, und Jean Goujon: Kindergruppe —
Nr. 139. Peter Paul Rubens: Die Erziehung der heil. Jungfrau

— Nr. 140 Hugues Brisville: Vorlagen für Schlosserarbeiten-'
btil Louis XIV. - Nr. 141 u. 142. Francois Girardon: Badende
Lymphen, Basrelief im Garten von Versailles. — Nr 143 Gio
vanm Domenico Tiepolo: ein weiteres Blatt aus der Folire Flucht
ÄÄ:;r- Nr- ^ J^-s Louis David :Blld'Ä
 
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