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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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Vermischtes — Zeitschriften.

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ist und reiche Verzierungen in Bronze und Mosaik aufweist.
Man kann leider das Schirl' nicht ganz heben, sondern nur
Trümmer. Bis jetzt sind mehrere verzierte Balken und zwei
bronzene Tierfiguren, Löwe und Wolf, gerettet worden." Da der
Unterrichtsminister Baccelli sich der Angelegenheit ange-
nommen und den Fund untersucht hat, darf man bald er-
warten, Näheres zu erfahren. Wenn die Phantasie nicht
mitgewirkt hat, würde aus diesem Funde auch ein Gewinn
für die Kunstforschung erwachsen.

VERMISCHTES.

Wien. — Die/', k. Akademie der bildenden Künste wurde
im Studienjahr 1894/95, und zwar im Wintersemester von
225 Schülern und 52 Gästen, zusammen 277, im Sommer-
semester von 222 Schülern und 52 Gästen, zusammen von 274
Studirenden besucht. VondenStudirendenim Sinn imrsimester
entfallen auf die allgemeine Malerschule 103 Besucher, auf
die allgemeine Bildhauerschule 59, auf die vier Specialschulen
für Historienmalerei 20, die Specialschule für Landschafts-
malerei 9, fürTiermalerei 5, für Kupferstechcrei 3, fürGraveur-
und Medailleurkunst 2 (die aber gar nicht in der Akademie-
ausstellung vertreten waren), für Architektur 42, für höhere
Bildhauerei 25. — Besonders zurückgegangen ist die Graveur-
schule, sehr gut frequentirt die Architekturschule, speciell
die Wagner'sche Abteilung. Bl:-

Ai/ramerNational-Theater. — MsLn berichtet der N. Fr. Pr.
aus Agram, 14. Okt.: Heute findet die feierliche Schlussstein-
legung des neuen National-Theaters von Helmer und Fellner
durch den Kaiser statt. Das Theater, das sich auf dem Uni-
versitätsplatz erhebt, ist im reichen Barockstil im Sinne
Fischer's von Erlach gebaut und muss den hervorragendsten
Monumentalbauten der Stadt zugezählt werden. Das Theater
entspricht in Bezug auf klare Übersichtlichkeit der Kommu-
nikationen, auf Beleuchtung, Ventilation u. s. w. allen mo-
dernen Anforderungen. Die Fassade ist schön gegliedert, der
Mittelbau, welchem eine geräumige Unterfahrtshalle vorge-
legt ist, wird von zwei schmalen Risalitbauten flankirt, die
in einer gefallsam geschwungenen Kuppel ihren Abschluss
finden. Die plastischen Gruppen an der Attika sind von dem
Wiener Bildhauer Weijr modellirt. Durch fünf Eingänge
gelangt man in das säulengeschmückte Vestibül. Das Innere
ist reich mit Malerei und Bildhauerarbeit ausgestattet; wir
finden da zwei Logenränge und darüber eine zweite Galerie.
Der Zuschauerraum fasst nahezu 1100 Personen, das Parquet
etwa 500 Personen. Die elf Ausgänge sind so disponirt, dass
im Durchschnitte 1C0 Personen auf einen Ausgang von zwei
Metern Breite kommen und die Räumung des vollbesetzten
Hauses in zwei bis drei Minuten stattfinden kann. Die Bühne
hat eine Breite von 24 Metern und eine Tiefe von 15 Metern
und daran schließt sich eine Hinterbühne von 11 Metern
Tiefe. Die 7 Meter tiefe, zweigeschossige Unterbühne enthält
vier große Versenkungen. Das Haus wird selbstverständ-
lich elektrisch beleuchtet; im Ganzen sind auf der Bühne
und im Zuschauerräume 1250 Glühlampen und 7 Bogen-
lampen installirt. Die geschmackvoll umrahmten Decken-
gemälde sind vom Maler Qolz; überhaupt hat an diesem
Theater wieder eine große Anzahl von Wiener Künstlern
und Kunstindustriellen mitgewirkt, so der Maschinen-In-
spektor Rudolf, der Kunstschlosser Gridl u. s. w. Der Bau
wurde in der verhältnismäßig kurzen Zeit von IG Monaten
vollendet.

Padua. — Anlässlich des siebenhundertjährigen Geburts-
tages des heiligen Antonius hat man dem Hochaltare, der
im 17. Jahrhunderte von seiner alten Stätte entfernt und in
der Kirche verstreut wurde, Donrtello's gewaltiges Bronze-

werk zurückgegeben. Der Meister führte diese Bronzen
gelegentlich eines mehrjährigen Aufenthaltes in Padua aus,
als er nach dem 1443 erfolgten Tode des Gattamelata be-
rufen ward, um dem Kriegshelden das ber-ühmte Reiterdenk-
mal neben der Fassade des Santo zu setzen. Seine zahl-
reichen Gehilfen entdeckt man leicht an einzelnen Reliefs
und Statuen des Bronzeschmucks am Hochaltare. Fünf breite
Stufen, abwechselnd aus rotem und gelbem Marmor, führen
heute zum Altare, an dessen Vorderwand die Hochreliefs
jener derben musizirenden Engel prangen, die ihre Instru-
mente mit so kindlichem Ernste und Eifer handhaben. In
der Mitte sehen wir den toten Heiland, das Haupt in
stummem Schmerze gesenkt, auf dem Sarge sitzend, über
dem weinende Engel einen Teppich emporhalten. In gleicher
Höhe mit der Altarplatte springt nach beiden Seiten die
Rückwand noch über die Altarstufen hinaus vor und bildet
in ihren Ecken das gefällige Postament für je eine Statue.
Auch die etwa einen Meter über dem Altartische sich er-
hebende Hochwand ragt über diesen nach rechts und links
ein wenig heraus, wird durch Doppelpilaster in drei Abtei-
lungen gegliedert und oben durch ein reiches Kranzgesimse
gekrönt. —:—

Constanz. —Für die Wiederherstellung des Domes, dessen
Ausbau der badischen Regierung durch den letzten Geschichts-
kongress empfohlen wurde, liegen aus früherer Zeit bereits
mehrere durch Essenwein, Friedrich Schmidt und Bär er-
stattete Gutachten vor. Von keinem der Sachverständigen
ist die große Schwierigkeit verkannt worden, die sich aus
einer Instandsetzung dieses interessanten Bauwerkes ergeben
muss, an dem alle Kunstepochen vom 12. bis 19. Jahr-
hundert ihre Spuren hinterlassen haben. Die gotischen
Baumeister wussten trotz der großen, durch sie veranlassten
baulichen Veränderung doch eine gewisse harmonische Er-
scheinung des Inneren zu wahren, und die Künstler der
Hochrenaissance gingen bei der Innenausstattung in ihrem
Sinne äußerst maßvoll vor. Nur die barocken Zuthaten an
Altären, Stuck und Figuren, die im 17. Jahrhundert und
nachher noch eingefügt wurden, machen sich etwas störend
bemerkbar, weshalb Dombaumeister Schmidt den Zustand
vom Ende des 10. Jahrhunderts wiederhergestellt wissen
wollte. Bevor man an die Herstellungsarbeiten geht, soll
ein neuer Plan und ein Kostenüberschlag aufgestellt werden,
auf Grund dessen man nötigenfalls im Wege einer Lotterie
die erforderlichen Gelder aufzubringen hofft. —: —

Aviynon. — Der Bürgermeister von Avignon, Abgeordneter
Pourpery de Boisserin, hat die Zustimmung des Gemeinde-
rates zu seinem Plan erhalten, das päpstliche Schloss wieder
in Stand zu setzen und zu einem Museum der Christenheit
umzugestalten. Die Stadt hat 400,000 Francs zu leisten, um
eine Kaserne für die Soldaten zu bauen, die jetzt im ehemaligen
päpstlichen Palaste untergebracht sind. Die große Kapelle und
der Konklavesaal sollen dem Papste zur Verfügung gestellt
werden. Die zur Ausführung des Planes erforderlichen sechs
Millionen Francs sollen durch freiwillige Beiträge, Verlosungen
u. s. w. beschallt werden. —:—

ZEITSCHRIFTEN.

Die Kunst für Alle. 1895/9G. Heft 2.

Friedr. Pecht. Die Jahresausstellung 189S der Künstler-
genossenschaft zu München. (III). — Ein Brief aus Worpswede. —
Mrs. W. K. Cliff ord. Die letzten Pinselstriche. (Forts.) —
Paul Schumann. Die Akademische Kunstausstellung in
Dresden.

Zeitschrift für christliche Kunst. 1895. Heft 7.

Zweites Muster eines neuen gotischen Beichtstuhls im Kölner
Dom. — Spätgotische Skulpturen und Malereien zu Lendersdorf.
— Über alte und neue Mosaik!echllik. — Ausstellung für Kunst
und Altertum in Elsass-Lothringen in Straßburg.
 
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