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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0105

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Vermischtes. — Zeitschriften.

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wie in so vielen anderen Füllen — der Gegenstand der Dar-
stellung zu jener Zuschreibung verführt hat. Außerdem
glaubte man in dem Buchstaben, der auf der Messerklinge
rechts im Vordergrunde des Mittelbildes angebracht ist, den
Anfangsbuchstaben des Namens Bosch zu erkennen. Nun

ist aber dieses sicher kein B, sondern eine ganz ge-

wöhnliche Form des M, wie sie sich genau gleich z. B auf
einem Stich des Meisters E. S. (Jahrb. der preuß. Kunst-
samml. XI, 81) wiederfindet. Der Buchstabe führt uns auf
die naheliegende Vermutung, der Maler des Bildes könnte
mit Jan Mandijn identisch sein, der nach Van Mander ,,seer
op zijn Jeronimus Bos fraey was van ghespoock en drollenje".
Jan Mandijn, 1500 (wahrscheinlich in Haarlem) geboren, war
in Antwerpen thiitig, wo er in den Jahren 1530—1557 Lehr-
linge, darunter 1550 Gillis Mostaert und 1557 Barth. Spranger,
aufnahm. (Van den Branden, Gesch. der Antwerp'sche
Schilderschool, 18S3, S. 159.) Der Charakter der Gemälde des
Triptychons widerspricht nun nicht einer Zuteilung derselben
an die Antwerpener Schule, deren Einfluss man besonders
in den Grisaillen der Außenseite der Flügel bemerkt. Da-
neben fallen einige Ähnlichkeiten mit den Werken des Herri
Bles, der gewiss auch zeitweise in Antwerpen thätig war,
auf, ohne dass man diesem einen Anteil an den weitläufigen'
trüben, etwas monotonen Landschaften einräumen möchte.
Ein Vergleich mit dem einzigen beglaubigten Werke des
Jan Mandijn, der mit vollem Namen bezeichneten Versuchung
des h. Antonius beim Princ. Corsini in Florenz (Bode im
Cicerone G. Aufl. 652 d), würde hier entscheidend sein; leider
konnte ich bei meinem letzten Aufenthalt in Florenz dieses
Bild nicht sehen.

Wien, November 1895. GUSTAV GLÜCK.

VERMISCHTES.

\* Die Kaiserin Friedrick hat das Protektorat über
den Verein für Originalradirung in Berlin aus Anlass seines
fünfzigjährigen Bestehens übernommen.

Das Kunstgewerbemuseum in Berlin veranstaltet in den
Monaten Januar bis März 1896 die nachstehenden Vor-
lesungen: a) Über Formenlehre für Möbeltischler hält Herr
Direktor Dr. P. Jessen zehn Vorträge, Montag Abends
8y2—9'/2 Uhr, Beginn: Montag, den 13. Januar 1896; b) über
Kunsttöpferei im Altertum hält Herr Dr. Franz Winter zehn
Vorträge, Donnerstag Abends 8l/2—9% Uhr, Beginn: Donners-
tag, den 16. Januar 1896; c) über Wandmalerei vom Alter-
tum bis zur Gegenwart hält Herr Dr. Friedrich Back zehn
Vorträge, Freitag Abends 8% — 91/, Uhr, Beginn: Freitag,
den 17. Januar 1896. Die Vorlesungen finden im Hörsaal
des Museums statt, der Zutritt ist unentgeltlich.

Düsseldorf. Ein neues Bild Eduard v. Gebhardt's be-
deutet für die Düsseldorfer Kunst stets ein Ereignis, denn
er ist ihr hervorragendster Vertreter. Sein jetziges Bild stellt
den „zwölfjährigen Jesusknaben im Tempel" will sagen „im
mittelalterlichen Bibliothekzimmer" dar, denn Gebhardt führt
uns, wie jedermann weiß, das Leben des morgenländischen
Religionsstifters im Gewände des 15. Jahrhunderts vor. —
Zu allen Zeiten und in allen Landen ist es Sitte der Künst-
ler gewesen, die heiligen Legenden Zeit und Land anzu-
passen, eine wertvolle Folge der ungetrübten Naivetät da-
maliger Geschlechter. Nur unser unpersönliches, exaktes
Jahrhundert hat bis kurz vor Thorschluss davon eine Aus-
nahme gemacht, — bis Gebhardt und Uhde kamen, zwei
originalitäthungrige Neuerer: Jener, kein moderner Mensch

(im Sinne der vibrationsbedürftigen, komplizirten Seelen-
künstler, genannt Neuidealisten), doch ein großer Künstler,
fühlte sich zu sehr mit den deutschen und holländischen
Meistern des 15. Jahrhunders verwandt, um nicht ihr Epigone
zu werden; dieser, ein Kind der neuen Zeit, löste in seinen
Bildern jene brennende Gegenwartsfrage, den altruistischen
Zeitgedanken aus, das Evangelium der „Liebe" predigend.
Dennoch fand Uhde nur geringen Beifall und Gebhardt,
der weit weniger auf neuen Bahnen wandelte, die all-
gemeinere Anerkennung, indem Uhde's Milieu - Auffassung
das Empfinden befremdete. Aber Uhde ist und wird von diesen
beiden Kunstpionieren der dauernd wertvollere bleiben, denn
Gebhardts Kunst fehlt, weil sie nur eine kluge Abschrift
einer vergangenen Epoche ist, der Pulsschlag unserer Zeit.
Sie wird nie ein Blatt im Kulturgeschichtebuch der Jahr-
hundertswende sein, das kommenden Geschlechtern von
unserm Empfinden beredt erzählt. Zwei andern Bibelmaler-
richtungen ist dies vorbehalten: Uhde und jenen, nach un-
befleckter Schönheit ringenden Träumern, deren neo-katho-
lische Sehnsuchtswünsche sich im Stile Burne-Jones' und
Puvis de Chavannes' äußern. — Abgesehen von dieser kultur-
geschichtlichen Wertminderheit ist Gebhardt's neues Bild
selbstverständlich wieder ein Kunstwerk ersten Ranges. Es
ist kaum denkbar, eine Anzahl Gelehrter in schwarzen pelz-
verbrämten Talaren, einem Knaben zuhörend, voll feinerer
natürlicherer Charakteristik zu gestalten, als es hier geschehen
ist. Für mein Empfinden sieht der Jesusknabe, gelinde ge-
sagt, ein wenig .beschränkt' aus, doch der Typus scheint
mir Absicht; was Gebhardt mit ihm sagen will, zu enträtseln,
würde mich hier zu weit führen. SCURATOW.

VOM KUNSTMARKT.

Leipzig. — Am 20. Januar gelangt durch die Kunst-
handlung von C. G. Boerner, Nürnbergerstr. 44, die hinter-
lassene Kunstsammlung des Generallieutenant von Blumröder
zur Versteigerung. Der Katalog umfasst 2578 Nummern
und weist eine reiche Porträtsammlung. Kupferstiche und
Radirungen, dabei ein Werk D. Chodowiecki's, Hand-
zeichnungen u. a. m. auf. Besonders erwähnenswert sind:
„Herzog von Weimar und Goethe beim Schachspiel" und
„Amor auf einem Löwen reitend"; beides Handzeichnungen
von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen.

Berichtigung. In der Kunstchronik lfd. Jahrg. Nr. 10
Sp. 154 Zeile 2 von unten lies Tierstudien statt Freistudien.

ZEITSCHRIFTEN.
Architektonische Rundschau. 189G. Liefg. ii.

Tafel 17 u. 18. Anbau zum Landhaus Nymanns b. Orawley (Eng-
land); erbaut von Prof. A. Messel in Berlin. — Tafel 19. Ent-
wurf zu einem Börsen- und Handelskammergebäude für Mailand
von Chiodera & Tschudy, Architekten in Zürich. — Tafel 20.
Fenstermotive von Privathäusern in Nürnberg, aufgenommen von
F. Walther daselbst. — Tafel 21. Wohnhaus Lohe in Düsseldorf;
erbaut von Baurat Otto March in Charlottenburg. — Tafel 22. Saal
im .Schlosse zu Muskau; erbaut von Prof. Gabr. Seidl in München.
— Tafel 23. Hestaurant Bachner in Stuttgart; erbaut von Eisen-
lohr & Weigle, Architekten daselbst. — Tafel 2i. Westansicht
der St. Annenkirclie in Danzig; aufgenommen vom Ueg.-Bau-
meister Cuny in Thorn

Die Kunst für Alle. 1895,9«. Heft 8.

Max Schmidt. Vom Herausgeber. — Neujahrskarten — Zwei
Portiätausstellungen in New-York. Von P. Hann.
 
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