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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0240

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Nekrologe. — Preisverteilungen. — Sammlungen und Ausstellungen.

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Harmloses kaum gethan; denn für ein derartiges langes
wörtlich angepasstes Referat Honorar nehmen, heißt doch
wohl, aus anderer Leute Leder Riemen schneiden. Im Falle
einer Nachdrucksklage würde Herr Prof. Dr. Muther wohl
verurteilt werden; denn wenn sein Aufsatz (durch die übliche
Formel) pressgesetzlich geschützt ist, so ist dies ahne Zweifel
auch der geistige Brunnen, aus dem er so ergiebig geschöpft
hat. Prof. Muther wendet sich dann noch gegen die An-
griffe, die bei dieser Gelegenheit auch gegen sein Buch, die
Geschichte der Malerei des 19. Jahrhunderts, gerichtet wurden.
Hier liegt die Sache aber doch ganz anders; denn der eigen-
tümliche Wert des geistvollen und dankenswerten Buches
wird durch die nachgewiesenen Parallelstellen anderer Bücher
kaum beeinträchtigt.

NEKROLOGE.

0 Professor Dr. Fried/rieh Freiherr Goc/er von Ravens-
burg , früher Direktor der herzoglichen Kunstsammlungen
auf der Veste Koburg, ist am 29. Mai in Karlsruhe in Alter
von 42 Jahren gestorben. Vor Übernahme des Amtes in
Koburg war der Verstorbene mehrere Jahre Direktorial-
assistent an der Nationalgalerie in Berlin gewesen. Als
solcher hat er einen (nicht in den Handel gekommenen)
Katalog der Handzeichnungen verfasst. Nach dem Tode des
Herzogs Ernst von Sachsen-Koburg-Gotha wurde er von
dessen Nachfolger zur Disposition gestellt. Als Kunstschrift-
steiler hat sich Goeler auch noch durch ein Buch über
„Rubens und die Antike" und durch einen im Auftrage des
preußischen Kultusministeriums herausgegebenen „Grundriss
der Kunstgeschichte" vorteilhaft bekannt gemacht, der aus
seinen an der kgl. Kunstschule in Berlin gehaltenen Vor-
lesungen erwachsen ist.

*** Henri Barbct de Jouy, der langjährige Konservator
am Louvre, der 1879 auch zum Administrator der National-
Museen ernannt worden war, ist Ende Mai in Paris im Alter
von 84 Jahren gestorben. Seine Studien waren vornehmlich
auf die Plastik der italienischen Renaissance gerichtet, über
die er mehrere wertvolle Bücher und Aufsätze in Zeitschriften
veröffentlicht hat. Seit 1881 lebte er im Ruhestande.

PREISVERTEILUNGEN.

0 Die Ehrenmedaillen des Pariser Salons. Die Ehren-
medaille fuV Malerei hat Benjamin Constant erhalten, der
aber nicht eines seiner farbenglühenden Bilder aus dem
Orient, sondern zwei Bildnisse ausgestellt hat. Die Ehren-
medaille für Plastik fiel dem Bildhauer Gustav Michel für
die Statue „der Gedanke" und die Gruppe „der Blinde und
der Lahme", die für Architektur dem Architekten Sccllier de
Qisors zu. Die Ehrenmedaille für graphische Künste wurde
dem Radirer Henri Lefort für eine große Radirung nach
Tintoretto's „Wunder des hl. Marcus" zu Teil.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

*„* Auf der internationalen Kunstausstellung in Berlin
hat die Landeskunstkommission eine Reihe graphischer Ar-
beiten angekauft: das Bildnis des Historienmalers Eduard
von Gebhardt in der Originalradirung von Ernst Forberg-
Düsseldorf; die Lithographie „Cantate" und „Christus vor
dem Volke" von Alexander Frenz-Düsseldorf; die ausgestellten
Holzschnitte von Martin Hoenemann-Berlin, darunter ein
Bismarck-Porträt nach Lenbach und der „Elfenbeindrechsler"
nach Menzel; drei Trockenstiftradirungen von Wilhelm Rohr-

München, die Originalradirung „Sturm" von Hugo Ulbrich-
Breslau, „Der Weg zum Hades" von Albert Welti-München und
„Motiv aus Burghausen" von Walter Ziegler in Wanghausen.

%* Der deutsehe, Kunstverein hat auf der Berliner inter-
nationalen Kunstausstellung folgende sieben Werke angekauft:
die Bronze „der Violinspieler" von Georg Busch-München,
die Gemälde „Pietä" von Ernst Pfannschmidt-Berlin, „Durch
die Treiberlinie" von Hugo Mühlig-Düsseldorf, „Vor dem
Schlosse" von Wilhelm Velten - München, die „Landschaft
aus Cervara di Roma" von Franz Paczka-Berlin, „Beratung"
von Max Volkhart-Düsseldorf und das Aquarell „Sommertag
auf der Düne" von German Grobe-Düsseldorf.

A. R. In der Berliner Nationalgalerie ist wiederum im
zweiten Corneliussaale eine Sonderausstellung veranstaltet
worden, die etwa 100 Ölgemälde, Ölskizzen und Aquarelle
und über 200 kleine Zeichnungen und Studien aus dem Nach-
lasse des am 28. Mai 1895 in Weimar verstorbenen Tier-
und Landschaftsmalers Albert Brendel enthält. In weiteren
Kreisen war Brendel, ein geborener Berliner, nur als „Sehaf-
maler" bekannt, und er hat sich auch dem Studium der
Schafe mit besonderer Liebe gewidmet. Im Grunde ge-
nommen war er aber erheblich vielseitiger. Er hat nicht
nur mit gleichem Glück Pferde, Esel, Rinder, Federvieh,
Füchse, Hasen etc. gemalt, sondern er war auch ein tüchtiger
Landschaftsmaler. Nachdem er aber einmal mit einem Schaf-
bilde einen großen Erfolg gehabt, ließ er diesem andere folgen,
und seine Schafställe, seine zur Weide ausziehenden und
von der Weide heimkehrenden Schafe wurden seine Spe-
cialität, an der er bis zu seinem Tode festhielt. Sein letztes,
unvollendet gebliebenes Bild zeigt eine weidende Schaf-
herde. Brendel war einer der ersten Berliner Maler ge-
wesen, die ihre Ausbildung in Paris vervollkommneten.
Schon 1851 machte er dort seine Studien, zuerst bei Couture,
dann bei dem aus Italien eingewanderten geistvollen Tier-
maler Palizzi, und durch diesen wurde er auf die Meister
von Fontainebleau, besonders auf Troyon, hingewiesen, an
die er sich so eng anschloss, dass er 1854 seinen Wohnsitz
in Paris, später in dem Dorfe Barbizon am Rande des Waldes
von Fontainebleau nahm, wo er bis zum Ausbruch des
Krieges von 1870 blieb. Seine ersten Bilder tragen denn
auch ganz das Gepräge der französischen Landschaftsmalerei
der fünfziger und sechziger Jahre. Erst geraume Zeit
später ging Brendel zu einer helleren Tonart, zu einer stärkeren
Heranziehung der Wirkungen des Sonnenlichts über. Nach
mehrjährigem Aufenthalt in Berlin wurde er 1875 als Lehrer
an die Kunstschule in Weimar berufen, an der er bis zu
seinem Tode, vier Jahre lang auch als Direktor, gewirkt hat.
Die Ausstellung seines Nachlasses wird hoffentlich das all-
gemeine Urteil über ihn soweit korrigiren, dass er keines-
wegs ein einseitiger Specialist war, sondern dass seine ein-
gehenden Studien auf verschiedenen Gebieten der Tier- und
Landschaftsmalerei ihn auch zu einer umfassenderen Be-
tätigung seines Könnens befähigt hätten, wenn er nicht das
Opfer seiner eigenen Erfolge geworden wäre.

A.-C. Leipzig. Mit der Sächsisch-Thüringischen Industric-
wnd Gewerbe-Ausstellung xu Leipzig ist bekanntlich auch eine
Kunstgewerbeausstellung und eine Vorführung alter kunstge-
werblicher Gegenstände verbunden. In der neuesten Nummer
der „Leipziger Ausstellungs-Zeitung" erlässt nun der geschäfts-
führende Ausschuss einen Aufruf an alle Künstler, die in dem
Ausstellungsgebiete wohnen oder in demselben geboren sind,
zunächst unverbindliche Anmeldungen, betr. Beschickung mit
Werken, baldmöglichst an Herrn Prof. Dr. Schreiber, Direktor
des städtischen Museums der bildenden Künste in Leipzig, ge-
langen zu lassen. Das Ausstellungsgebiet umfasst das König-
 
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