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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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207

Vermischtes

208

A. Liedtke, A. Trümper, M. Lazarus, W. Brühe und N.
Schwabe. Außerdem wurden noch, dem Preisausschreiben
entsprechend, eine größere Anzahl von Bildern angekauft,
darunter ein zweites hübsches Stadtbild aus Düsseldorf
von M. Stern, eine sehr wirkungsvolle Ansicht des Leip-
ziger Augustusplatzes bei Abendregen von W. Matthes und
ein paar recht anmutige, waldige Landschafstveduten von
K- Sinchwitz (Heidelberg, Gummersbach usw.). Unter den
mit »Lob« ausgezeichneten Entwürfen sind vor allen Dingen
zwei sehr fein empfundene, frische Ansichten von Rügen
von E. Büttner, die bunte, aber doch ganz famos stim-
mungsvolle Krahntor-Ansicht aus Danzig von 77z. Urt-
nowski, sowie mehrere geschmackvolle bunte Pastelle von
Fr. Herde (Marburg a. d. Lahn, Erfurt usw.) aufgefallen.

M. Bernath.

Der Verkauf der Tanzstunde von Degas für 435000
Franken hat den seit Jahren in Paris besprochenen Oedanken,
den Urhebern- der Kunstwerke einen Anteil an der
Preissteigerung zu sichern, wieder aktuell gemacht.
Eine Delegation von Künstlern, an ihrer Spitze die Zeichner
Willette und Ibels, sind von dem Ausschuß der Kunst und
des Unterrichts der Deputiertenkammer empfangen worden,
um ihre Ansichten darzulegen. Demnächst soll im Namen
des Ausschusses der Kammer ein Oesetzentwurf vorgelegt
werden, wonach bei allen Versteigerungen und sonstigen
Verkäufen von Kunstwerken der Urheber oder seine Erben
50 Jahre lang nach dem Tode des Urhebers zwei Prozent
der Kaufsumme erhalten sollen.

X Ein Zimmer von Max Pechstein. In einer kleineren
Villa, die sich ein junger Kunstfreund in Zehlendorf-West
bei Berlin mit ungewöhnlichem Geschmack erbauen ließ,
hat Max Pechstein das Speisezimmer ausgemalt. Es ist
wohl das erstemal, daß sich einem Vertreter der jüngsten
Berliner Generation Gelegenheit bot, seine künstlerische
Kraft an einer größeren und anspruchsvolleren Aufgabe
zu erproben. Pechstein hat dies Probestück mit über-
raschendem Gelingen durchgeführt und ein Werk geschaffen,
das wie kein zweites bisher Sinn und Wirkung der neuen
Strömung in der Malerei offenbart. Es ist ein rechteckiger
Raum im Erdgeschoß mit drei bis zum Fußboden herab-
geführten Türen, durch die man in eine Gartenloggia
gelangt. Die gesamte Wandfläche, die übrig bleibt, also vor
allem das große Feld gegenüber diesen Glastüren, sodann
die kleineren Stücke über den fünf Zimmertüren und die
beiden Pfeiler der Fensterwand sind mit Leinewand über-
spannt, auf der Pechstein eine zusammenhängende, ganz
frei gehaltene Idealkomposition angeordnet hat. Was den
Beschauer umgibt, ist eine weite Landschaft mit Bergen
und welligem Hügelgelände, über das der Blick ins Meer
hinaus schweift. Eine Fülle junger Frauen treibt hier in
paradiesischer Nacktheit ihr Spiel. Sie tummeln sich in
einem Dasein, das ganz zwecklose Heiterkeit ist, pflücken
Früchte, die sie, in ruhiger Stellung oder herbeieilend, in
Körben, in Kübeln, in Säcken sammeln. Sie sitzen ver-
träumt beieinander und blicken in die Ferne. Sie baden
in der Meeresbucht — eine besonders schön gelungene
Gruppe —, wo gerade ein Segelboot einläuft. Sie umarmen
sich zärtlich und huldigen einer aus ihrem Kreise, die in

königlicher Haltung aus dem Meere aufsteigt. Das alles ist
aber ganz in der leicht andeutenden, summarischen, syn-
thetischen Art gemalt, die man von Pechstein kennt. Nur
völlig ohne alle Gewalttätigkeit und Roheit, vielmehr ganz
leicht und zart. Drei Farben klingen zusammen: ein Gelb-
braun, das die Hügellandschaft wie die Körper der Gestalten
nur in großen Konturen, kaum mit ein wenig modellierender
Schattierung innerhalb dieser Umrisse, festhält; das Grün
der spärlichen Pflanzen, die am Boden wuchern, palmen-
und kakteenartiger exotischerGewächse, die sich in den Ecken
kubistisch zusammendrängen, und der auf braunem Palmen-
schaft ruhenden Baumkronen , dazu das Blau der Ferne
und des Meeres. Aber überall leuchtet eine weiße Grund-
farbe durch, mit der die Leinewand zuerst bedeckt wurde.

Straßburg. Das Engelmann-Stipendium hat die

Wissenschaftliche Gesellschaft in Straßburg in ihrer letzten
Sitzung dem Münchener Privatdozenten Dr. Hugo Kehrer
zu Arbeiten über spanische Kunst bewilligt.

Die seit einem Jahre von fast der gesamten fran-
zösischen Presse betriebene Campagne gegen Deutsch-
land und die Deutschen macht sich jetzt auch auf künst-
lerischem Gebiet geltend, wie man schon wahrnahm, als
den Ausländern die Schuld für das allzu breite und laute
Auftreten der Kubisten im Herbstsalon Schuld gegeben
wurde. Jetzt entrüstet sich sogar eine Pariser Zeitung
darüber, daß bei der Versteigerung der Sammlung Rouart
400 deutsche Händler, Museumsdirektoren und Sammler
zugegen waren und mitsteigerten. Mehrere andere Blätter
führen eine Campagne gegen einen Deutschen oder Deutsch-
Schweizer, der bei Eyzies, wo man in den letzten Jahren
verschiedene Funde prähistorischer Kunstwerke gemacht
hat, vor fünf Jahren eine solche Fundstätte gekauft hat,
Ausgrabungen veranstaltet und, wie die Blätter behaupten,
alle seine Funde an deutsche Museen verkauft. Da es in
Frankreich kein Ausfuhrverbot für Kunstwerke gibt, hat
der Präfekt des Departements Dordogne sich anders ge-
holfen und die Eintragung dieser Grotten, Höhlen und
sonstigen Fundstätten in die Liste der gesetzlich geschützten
»Monuments historiques« verfügt, so daß hinfort diesen
bösen Deutschen das Handwerk gelegt ist. Ob die Bauern,
die mit dem Verkaufe des Landes und mit den Ausgrabungen
Geld verdienten, damit zufrieden sind, erfährt man nicht.

Auf dem Rathausplatz in Berlin-Lankwitz ist ein
Schmuckbrunnen aufgestellt worden, eine Arbeit der
Bildhauer Hinrichsen und Isenbeck in Friedenau. Das
Werk ist in Muschelkalk ausgeführt. In der Mitte des
Brunnensbeckens erhebt sich auf einer Säule die Gestalt
einer Schnitterin, eine Sichel in der Hand.

Die Hamburg-Amerika-Linie will nach Entwürfen
Gabriel von Seidls in München ihr bisheriges Hamburger
Verwaltungsgebäude zu einer einheitlichen Baugruppe er-
weitern lassen.

Der Magistrat von Kassel beschloß, das Stipendium
für kurhessische Künstler im Betrage von 2000 M. aus der
Stiftung der Gräfin v. Bose dem Bildhauer und Keramiker
Kurt Schmelz aus Marburg zuzuerkennen.

Inhalt: Römischer Brief. Von Fed. Hermanin. — H.Bevert. — Personalien. — Wettbewerb: Arbeiterhäuser für Barmen. — Denkmal Wilhelms I.

in Lübeck; Denkmal für Elsaß-Lothringen in Paris. — Ägyptische Ausgrabungen. — Ausstellungen in Paris, Chemnitz, New York. —
Museumsbauten in Dahlem bei Berlin; Kgl. Skulpturensammlung in Dresden; Diebstähle in französischen Museen. — Berliner kunst-
geschichtliche Gesellschaft; Kunstwissenschaftliche Oesellschaft in München; Deutscher Verein für Kunstwissenschaft. — Stiftung für die
Studierenden der Kgl. Akademie der Künste in München. — Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Gustav KiRSTEiN. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., q. m. b. h., Leipzig
 
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