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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0122

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223

Literatur

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gerät, Schmuck- und Galanteriegegenständen usw. Ein
geradezu berückendes Ensemble auserlesenster Eleganz
und Kunstschönheit, dessen einzelne Teile aber nur allzu
rasch wieder in die exklusiven Behausungen ihrer glück-
lichen Besitzer auf Nimmerwiedersehen verschwanden.

Mit großer Freude darf nun auch außerhalb Basels
das Erscheinen einer Publikation begrüßt werden, die alle
vorzüglichsten Stücke jener Ausstellung und außerdem, zur
näheren Charakterisierung.des Milieus, dem sie entstammen,
eine Anzahl Interieurbilder aus Basler Patrizierhäusern und
Landgütern, reich ausgestattete, stilrein erhaltene Zimmer,
Treppenhäuser, Höfe, Qartenpartien in photographischer
Nachbildung darbietet. Dieses Werk, ein stattliches Heft
in 4°, das über hundert durchweg vortreffliche Abbildungen
auf 64 Lichtdrucktafeln und einen knappen, inhaltreichen
Begleittext vom Herausgeber, dem Konservator des Histo-
rischen Museums, Dr. R. F. Burckhardt, enthält, kann zu
dein unverhältnismäßig billigen Preis von 8 Franken von
der Geschäftsstelle des Historischen Museums — dem der
Reinertrag des Verkaufs zufallen soll — bezogen werden.

Dr. M. w.

Patzak. Die Renaissance- und Barockvilla in Italien.
1. Band: Palast und Villa in Toskana. Klinkhardt & Bier-
mann , Leipzig, 1912. Preis: brosch. M. 40.—, geb.
M. 44.—.

Der Versuch einer umfassenden Monographie der Villa
in Italien wird hier zum ersten Male in diesem Umfange
und mit dieser Gründlichkeit unternommen. Der Gebäude-
typus wird in seiner Entwickelung bis ins Altertum zurück-
verfolgt, ein Unternehmen, das durch eine reichhaltige
Exemplifizierung den hypothetischen Charakter verliert und
sich als überzeugende Tatsachenreihe darstellt. Diese
Methode bringt es mit sich, daß die Bedeutung der Arbeit
über den Rahmen der Villa hinauswächst und geradezu
als eine Entwickelungsgeschichte der Profanbaukunst des
Mittelalters in Italien angesprochen werden kann. Mit
dem Ende des 14. Jahrhunderts bricht diese Entwickelungs-
geschichte ab. Ein zweiter Band soll sie bis zur Barock-
zeit weiterführen, ein dritter (bereits erschienen) behandelt
die Villa Imperiale in Pesaro. Hervorgehoben sei das
reichhaltige und vorzügliche Illustrationsmaterial, das die
Hinweise auf Bilder in andern Werken überflüssig macht,
und die anregende Behandlung des an sich spröden Stoffes,
bei dem sich beispielsweise umständliche Beschreibungen
nicht vermeiden lassen. Besonders wichtig scheint mir
der Nachweis, daß Pisa als eines der Einfallstore der
morgenländischen Baukunst im frühen Mittelalter anzu-
sehen Sei. BernouM.

Englische illustrierte Ausgaben. Eine ganze Reihe
klassischer und berühmter Werke sind, von hervorragenden
Künstlern (Aquarellisten) illustriert, in den letzten Wochen
in England erschienen, und zum Teil liegen auch bereits
deutsche und französische Ausgaben davon vor oder sind
in Vorbereitung. Der Verlag William Heinemann hat die
Fabeln des Äsop mit den Illustrationen des bekannten
Arthur Rackham herausgebracht; die Originale davon sind,
als sie in London ausgestellt waren, zu hohen Preisen ver-
kauft worden. Sie zeigen Rackham auf der Höhe seiner
reichen Phantasie. Vielleicht steckt für Äsop-Illustrationen
etwas reichlich viel Humor darin. Dekorativ gehalten sind

die Kompositionen von EdwardJ. Detmold zu einer andern
Ausgabe des Äsop, die bei Hodder & Stoughton (in Lon-
don, St. Pauls House, Warwick Square) erschien. Der
Künstler ist der überlebende der begabten beiden Zwillings-
brüder. Die Illustrationen sind recht verschieden im Werte,
einige zu überladen, andere wieder von besonderer Quali-
tät und mit ihrer detaillierten Darstellung der einzelnen
Objekte an die Japaner erinnernd. Bei demselben Verlage
erschien von Hugh Thomson illustriert She Stoops to
Conquer< von Oliver Goldsmith. Thomson ist der am
wenigsten phantasiereichste der lebenden englischen Illustra-
toren. Er weiß nichts Rechtes aus den einzelnen Vor-
gängen zu machen, auch wenn sie noch so viel Anregung
bieten. Andererseits sind seine Blätter sauber und sorg-
fältig gezeichnet und haben das ganze Milieu der Zeit
richtig erfaßt. Bei Macmillan erschien The Magic World
von E. Nesbit mit Illustrationen von H. R. Miliar und
Spencer Pryse. Bei demselben Verlage erschien »White-
Ear and Peter« von Neils Heiberg, eine Tiergeschichte für
die Jugend, die Cecil Aldin mit vielen, dem anregenden
Texte kongenialen Abbildungen schmückte, die zum Besten
gehören, was die englische Jugendschrift-lllustration in den
letzten Jahren hervorgebracht hat und den guten Humor
des Textes atmen. Das gedankenreichste Buch dürfte die
von dem vielseitigen Edmund Dulac illustrierte Ausgabe
der Poeschen Gedichte sein, die Hodder & Stoughton ver-
legten. (The Beils and other Poems by Edgar Allan Poe.)
Sie stehen nicht nur auf der Höhe seiner früheren Werke,
sondern zeigen ihn auch als einen Künstler, der sich voll-
ständig in die phantastischen Ideen Poes hineinzuleben
verstanden hat. Erinnert sei an die Personifizierung der
Schallwellen sturmläutender Glocken in dem Gedichte
»The Beils und die Geistererscheinungen zu The
haunted Palace . Durchaus gelungen im Geiste der Ent-
stehungszeit der Gedichte sind Dulacs Schöpfungen Poe-
scher Mädchengestalten. Der Band ist außerdem mit Re-
produktionen sehr feiner Schwarzweiß-Zeichnungen ge-
schmückt. Von den Publikationen des Verlages Hodder &
Stoughton möchten wir dann noch auf die neue Ausgabe
des »Peter Pan in Kensington Gardens« von J. M. Barrie
hinweisen, ein Stoff, der dem ungeheuer fleißigen Arthur
Rackham außerordentlich gut lag; der Band bringt fünfzig
farbige Reproduktionen neben den in den Text eingestreuten
Federzeichnungen. S.-B.

De Nederlandsche Monumenten Van Geschiedenis
En Konst. Deel I: De Provincie Noordbrabant. Eerste
Stuk: De voormalige Baronie Van Breda. Utrecht,
A. Oosthoek, 1912.
Vor uns liegt der erste Band der holländischen Kunst-
topographie. Wie es bei einem Werke von der Bedeutung
einer offiziellen Inventarisierung zu erwarten ist, finden
wir eine gründliche und übersichtliche Bearbeitung und
eine gediegene Ausstattung. Die Kunstdenkmäler der Stadt
Breda nehmen die Hälfte des stattlichen Bandes ein
(400 S.), daneben tritt die Bedeutung der kleineren Städte
und Dörfer in den Hintergrund. Der Druck der Illu-
strationen ist in der Ausgabe auf Kunstdruckpapier,sehr
scharf, läßt dagegen in der Ausgabe auf gewöhnlichem
Papier zu wünschen übrig. Die Brauchbarkeit des Bandes
gewinnt bedeutend durch das sehr ausführliche Register.

BernouM.

Inhalt: Wiener Brief. Von O. P. — Sedelmeyer gegen Bredius. Von W. v. Seidlitz. — E. Detaillef; Otto Boyer.f. — Personalien. — Vom Ulmer
Münster; Fresken in Neustadt a. d. H.; Schloß Chillon am Genfer See. — Statuomanie in Paris. — Ausgrabungen in Ostia. — Ausstellungen
in Karlsruhe, Darmstadt, Reval, Marcksburg bei Bauerbach a. Rh. — Alphons Dürrs Sammlung von Handzeichnungen deutscher Meister
des 19. Jahrh. - Auflösung der »Scholle«. — Vermischtes. — Literatur. _

Verantwortliche Redaktion: Gustav KiRSTEIN. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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