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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0121

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Literatur

222

das französische Kunstgewerbe zu neuen Anstrengungen
angespornt wird, und vielleicht wird man sich bis:zum
nächsten Jahre eines andern besinnen. [Der Grund der
Mehrheit wurde von 'dem Präsidenten, dem Architekten
Laloux damit erklärt, daß man durch Zulassung der Kunst-
handwerker als gleichberechtigte Mitglieder der Künstler-
gesellschaft den Fabrikanten die Türe öffne und riskiere,
daß eines Tages ein Möbelfabrikant Präsident der Ge-
sellschaft werde.

Berlin. Das Kunstgewerbemuseum.veranstaltet im
zweiten Winterquartal (Januar bis März) in seinem Hörsaal
folgende Vortragsreihen: 1. Dr. Ernst Kühnel: Architektur
und Dekoration in Spanien, 8 Vorträge Montags abends
8^2 bis 9'/« Uhr, Beginn 13. Januar; 2. Direktorialassistent
Dr. Hermann Schmitz: Geschichte der Bildwirkerei in
Deutschland und den Niederlanden, 8 Vorträge Donners-
tags abends 8^2 bis 9^2 Uhr, Beginn 16. Januar; 3. Archi-
tekt Dr. Schulze-Kolbitz: Das heutige Kaufhaus und seine
Einrichtung (für Fachleute des Kunstgewerbes und Kauf-
leute), 6 Vorträge Freitags abends 8^ bis 9V2 Uhr, Be-
ginn 31. Januar. Die Vorträge sind unentgeltlich und werden
durch Lichtbilder und ausgestellte Gegenstände erläutert.

Im kommenden Sommer wird das The'atre francais
in Paris einen Monat lang seine Türen schließen, um den
neuen Plafond von Albert Besnard an Ort und Stelle bringen
zu können. Bei dem Brande vor fünfzehn Jahren wurde
das damalige Deckengemälde zerstört und Besnard erhielt
den Auftrag, den Plafond neu auszumalen. Seine Arbeit
war vor zwei Jahren im Salon der Societe nationale aus-
gestellt und zeigte sich als ein großes Bilderrätsel, an dem
auch die Farbe nicht allzu erfreulich war: Adam und Eva,
Komödie und Tragödie, Moliere, Racine, Corneille, Victor
Hugo, ein schlafender Löwe, ein bellender Hund, kränze-
bringende weibliche Gestalten, ein halb verdorrter Baum
und andere schwer zn enträtselnde Allegorien. Die bisher
aufgerollt im Magazin des Theaters liegende Leinwand
soll nun an Ort und Stelle maroufliert werden.

LITERATUR

W. H. James Weale, The Van Eycks and their Art. With
the Cooperation M. Maurice, W. Brockwell. London,
John Lane, 12 sh. 6 p.

Im Jahre 1908 erschien" das große Van" Eyck-Werk
Weales. Trotz des Umstandes, daß viele stilkritische
Schlüsse des Verfassers und besonders seine Aufteilung
des besprochenen Bildermaterials zwischen Hubert und Jan
Van Eyck keineswegs auf ungeteilten Beifall aller Forscher
trafen, war dieses Werk durch die unglaubIiche[.FülIe des
historischen, bibliographischen und biographischen Materials,
das darin enthalten ist, ein unentbehrliches Handbuch für
den Kunsthistoriker. Der teuere Preis ermöglichte jedoch
die Anschaffung desselben nur wenigen. Nunmehr bringt
der Verleger eine handlichere und billigere Ausgabe des
Werkes auf den Markt, die um so mehr zu begrüßen ist,
als das Werk jetzt noch übersichtlicher gestaltet (besonders
was die Bibliographie betrifft) und mit verschiedenen Er-
gänzungen versehen erscheint. Mit staunenswerter Ge-
wissenhaftigkeit hat Weale,; dessen urkundlichen Forschun-
genldie^Kunstgeschichte der Niederlande so viel zu ver-
danken hat, bei jedem besprochenen Werk die abweichenden
Ansichten anderer Forscher registriert. Wird man auch
diesmal nicht alle seine Attributionen unterschreiben können,
so wird man doch die objektive Gewissenhaftigkeit der
Beschreibungen, Bilderhistorien usw. nicht weniger aner-
kennen müssen. Den Anfang des Buches bildet eine
dankenswerte chronologische Zusammenstellung aller auf
die Van Eycks bezüglichen Dokumente. Druck und Aus-
stattung sind ganz vorzüglich. -th.

Dr. Rudolf Ergas, Niccolb da Liberatore, genannt Alunno.
Eine kunsthistorische Studie. München, F. Bruckmann
A.-G., 1912.

Auf den ersten Blick empfängt man'einen befremd-
lichen Eindruck von diesem Buch: Niccolo da Liberatore?
Jemand schreibt eine Monographie über einen italienischen
Künstler und weiß nicht, daß der Name seines Künstlers
Niccolo di Liberatore lautet! Man soll ja nicht denken,
daß es sich um einen Druckfehler handelt, der falschen
Benennung begegnen wir immer wieder im Buche (da-
neben nennt Verfasser seinen Helden — ebenso falsch —
auch »Niccolo Liberatore«). Aber der befremdliche Ein-
druck vertieft sich während der Lektüre, denn leider zeigt
sich in diesem Elaborat ein für einen Berufs-Kunst-
historiker geradezu beschämender Mangel an kritischem
Sinn und positivem Wissen. Gleich auf der ersten Seite
steht zu lesen: »Ottaviano Nelli .... der um 1400 auftritt
und der erste umbrische Künstler ist, dessen Werke ge-
sichert auf uns gekommen sind.« Und Alegretto Nuzi?
Und Francescuccio Ghisi? Jener Cola Petruccioli von
Orvieto, von dem das Stadthaus in Spello ein signiertes
Diptychon besitzt? Dabei der Künstler des 13. Jahrhunderts
gar nicht zu gedenken, von denen sich Arbeiten — wenn
auch unbedeutende, so doch signierte, — erhalten haben.
Auf der darauffolgenden Seite verblüfft den ahnungslosen
Leser — neben anderen schönen Dingen — folgender Satz:
»Er (Gentile da Fabriano) lebte ungefähr zwischen 1347
und 1428, da er nach Vasari 80 Jahre alt wurde und sein
Todesjahr 1428 urkundlich feststeht.« Gleich darauf steht
zu lesen: »Sein berühmtes Werk, die Anbetung der drei
Könige, für den Palazzo Strozzi bestimmt. . . .« (Der noch
jetzt stehende Pal. Strozzi wurde 1489 begonnen; die An-
betung hat Gentile im Auftrag des Palla Strozzi für die
Familienkapelle in S. Trinitä gemalt.) S. 11: »(Gentile)
hinterließ . . . nur unbedeutende Schüler im Lande selbst,
Lorenzo di S. Severino, Antonio da [Fabriano, Sello di
Velletri.« Diese Blütenlese wird wohl genügen. Das Buch
ist voll von Ungenauigkeiten und unreifen Ansichten und
enthält kein neues Wort; dem Verfasser sind wichtige
Literaturstellen (darunter das Thiemesche Künstlerlexikon!)
entgangen und die Literatur, die er in den »Quellenan-
gaben« (p. i28f.) zu großem Teil ungenau und verstümmelt
zitiert, hat er oberflächlich und ohne viel Nutzen benützt.
Wir schließen diese Besprechung mit dem Wunsche, daß
der Verfasser seine »in Aussicht genommene Fortsetzung«
des vorliegenden Werkes uns entweder erspart, oder erst
dann vorlegt, wenn er sich mit seinem Thema wirklich
ernsthaft eingehend beschäftigt hat. Solche Bücher wie
sein »Niccolo da Liberatore« schädigen nur das Ansehen
unserer Wissenschaft. Von diesem Gesichtspunkt aus sei
die scharfe Sprache des Referenten entschuldigt.

M. Bernath.

R. F. Burckhardt, Kunst und Gewerbe aus Basler Privat-
besitz. Renaissance bis Empire. (Verlag des historischen
Museums, Basel.)

Das Stadtbild Basels ist in den älteren Quartieren
immer noch durchaus beherrscht durch die große Zahl
vornehmer Privatbauten des 18. Jahrhunderts, die — ein
seltener Fall — meist noch heute von den Nachkommen
ihrer einstigen Erbauer oder Besitzer standesgemäß be-
wohnt werden und auch ihre ursprüngliche, vornehm ge-
schmackvolle Innenausstattung mehr oder weniger intakt
bewahrt haben. Eine im vergangenen Frühjahr in der
Basler Kunsthalle veranstaltete Ausstellung von Kunstwerken
aus Privatbesitz (vgl. »Kunstchronik« XXIII, Sp. 377) ver-
mittelte der Öffentlichkeit einen Einblick in das Innere dieser
Patrizierhäuser, zeigte wahrhaft beneidenswerte Schätze an
kostbarem altem Mobiliar, Bildern und Miniaturen, Tafel-
 
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