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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Ausstellungen — Sammlungen — Vereine — Vermischtes

220

gebrandschatzt und geplündert worden war, gelangte erst
unter den Kaisern zu großer Blüte, so daß man dort
totius mundi opes et commeatus velut maritimo orbis
hospitio sehen konnte. Was das Zeitalter der verschiedenen
Bauten betrifft, so glaubt Vaglieri, daß ungefähr aus der
Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. das große Mosaik mit
der Darstellung der Winde und der Symbole der mit Rom
Handel führenden Länder stammt. Auf Augustus geht
das erste Theater zurück, während Claudius nach dem
Plan Cäsars den ersten Hafen baute, den dann Trajan
vergrößerte. Die größten Bauten gehen auf Hadrian und
Antonius Pius zurück, also die Feuerwehrkaserne, das ver-
größerte Theater, der Vulkantempel. Die Statue der
Kaiserin Sabina, die in den Thermen mit den Abzeichen
der Ceres errichtet wurde, ist ein Wahrzeichen der Dank-
barkeit, welche die Ostienser deren kaiserlichem Gemahl
Hadrian zollten, durch den die Stadt Conservata et aitcta
omni indulgentia et liberalitate worden. Aus den Beobach-
tungen, die Vaglieri bis jetzt hat machen können, ergibt
sich, daß Ostia noch besser als Pompeji einem ein Bild
einer echt römischen Stad. wird geben können. In der
Stadt, wo Grund und Boden sehr teuer waren, errichtete
man Häuser von drei und vier Stöcken, zu deren Bau sehr
viel Holz gebraucht wurde. Diese antiken Mietskasernen
haben gar nichts vom traditionellen Haus mit Atrium,
Tablinunf usw., denn .dazu fehlten oft Geld und Raum. In
den späteren Zeiten wurde Portus auf Kosten Ostias von
Konstantin ausgeschmückt. Vaglieri ist es gelungen, die
Dokumente der zerstörenden Tätigkeit mittelalterlicher Mar-
morarii zu entdecken. Von christlichen Monumenten hat
man bis jetzt nur die Apsis eines Kirchleins entdeckt und
einen Sarkophag mit einer Orpheusdarstellung.

Fed. H.

AUSSTELLUNGEN
Der Malerinnenverein Karlsruhe veranstaltete im
November 1912 eine Herbstausstellung, die eine Fülle
guter Einzelheiten in sich barg. Frau Eichler-Sellin fiel
uns zunächst mit einem kleinen Bildnis, einem Knie-
stück voll malerischer Werte und bravouröser Technik auf
neben Fräulein Stephan als Porträtistin, E. Senfter als Land-
schafterin, Fräulein Eggers als Malerin guter Stilleben.
Kräftiges Naturell zeigten vor allem die Studien, meist
Landschaften, von Frau Lesser-Knapp und Fräulein Ortlieb.
Einen höheren künstlerischen Grad als die Malereien trugen
unstreitig die vortrefflichen, technisch sicheren und in den
Motiven ansprechenden Radierungen — wieder großenteils
Landschaftskunst — von Gertrud Escher-Zürich und Marta
Sigg-Zürich zur Schau, wie auch die Blätter von Johanna
Engler, E. Ruest und nicht zuletzt M. Lesser-Knapp. Flotte
Zeichnungen lieferten F. Dreyer und A. Nestler. Mit
Arbeiten auf plastischem Gebiete reihten sich diesen
Künstlerinnen an Fräulein Pfefferkorn (bronzene Tier-
plastik) und Frau Stamm-Hageman (Kleinplastik in Ton).
Die Keramik — Majoliken, Engoben, Steingut auf figür-
lichem wie dekorativem Gebiete neben Porzellanmalereien
— war glücklich vertreten durch G. Römhildt, L. Bönninger,
J. Ruppert'und H. Amend. Eine große Zahl Stickereien,
Batikarbeiten und ähnliches der Damen Bär, Schneider,
Walters, Barth und Römhildt zeigten in der Fülle der
Motive und ihrer Anwendungen von einem starken Sinn
für die Dekoration der Fläche, von ornamentalem Reich-
tum und vornehmem Farbengeschmack. Zuletzt sei noch
Joh. Frentzen genannt mit Arbeiten in Silber, neben dem
neu gegründeten Mannheimer Bund badischer Künstlerinnen,
der mit einer Kollektion kunstgewerblicher Schöpfungen auf
dieser Ausstellung vertreten war, bei welcher der be-
rüchtigte Begriff »Damenkunst« keineswegs zur Geltung

kam, weshalb sie es verdient, daß die Kunstwelt in weiterem
Sinne von ihr Kenntnis erhält. Oscar Gehrig.

Allgemeine deutsche retrospektive Kunstausstel-
lung 1650—1800, Darmstadt 1914. Auf Veranlassung
des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen wird in den
Sommermonaten des Jahres 1914 in einem Teile des alten
Residenzschlosses zu Darmstadt eine große retrospektive
deutsche Kunstausstellung stattfinden, die einer bisher
wenig geklärten künstlerischen Epoche, der Zeit nach dem
Dreißigjährigen Kriege bis zur Ära Napoleons, gelten soll.
Die geplante Darmstädter retrospektive Ausstellung, deren
Organisation der Großherzog Herrn Prof. Dr. Georg Bier-
mann und den Herren Heinemann in München übertragen
hat, wird ihr Material ebenso aus dem Besitz der deutschen
fürstlichen und privaten Sammlungen wie aus dem der
öffentlichen Galerien schöpfen; für die vorbereitende Sich-
tung sollen berufene Fachgelehrte gewonnen werden.
Ein größerer Ehren- und Arbeitsausschuß, der sich über
ganz Deutschland verteilt, wird sich bereits in den kom-
menden Wochen konstituieren.

In den Ausstellungsräumen des Estländischen Pro-
vinzialmuseums zu Reval wurde kürzlich eine Gemälde-
Ausstellung des »Baltischen Künstlerbundes« eröffnet.
Sie enthält unter anderen mehrere Werke von Bernhard
Borchert-Riga, darunter die »Ordensritter«, einen »Möwen-
flug« von Erich von Kügelgen, Landschaften und Figuren-
bilder von Jan Rosenthal-Riga und Bildnisse von Otto
von Kursell, Theodor Kraus, Friedrich Moritz und Paul
Raud. Von den Landschaften sind besonders die Arbeiten
des früh verstorbenen Carl von Winkler und die des Prof.
Baron Gerhard Rosen iu Riga zu nennen.

Auf der Marcksburg bei Bauerbach am Rhein ist für
das Jahr 1914 eine Ausstellung mittelalterlicher Einrichtungs-
gegenstände in Aussicht genommen.

SAMMLUNGEN
Leipzig. Der vor kurzem verstorbene Verlagsbuch-
händler Dr. Alphons Dürr, der Biograph von Goethes
Leipziger Zeichenlehrer Oeser, hat eine wertvolle Samm-
lung von Handzeichnungen deutscher Meister des
19. Jahrhunderts dem Leipziger Museum der bildenden
Künste vermacht. Die Sammlung bleibt zunächst im Be-
sitz der Gattin des Schenkers und wird erst nach ihrem
Tode an das Museum übergehen.

VEREINE

Auflösung der »Scholle«. Wie den Münchener N. N.
von dem Vorstand der Scholle mitgeteilt wird, ist in der
Generalversammlung der Münchener Künstler-Vereinigung
»Scholle«, am 20. Dezember, von den Mitgliedern einstimmig
beschlossen worden, die Vereinigung aufzulösen. Die
»Scholle« hat 12 Jahre bestanden und nach der Meinung
der in der »Scholle« vereinigten Künstler den Mitgliedern
hinreichend Gelegenheit geboten, hier in München und in
allen größeren deutschen Städten unabhängig auszustellen.

VERMISCHTES
Die Generalversammlung der Artistes francais hat
mit großer Mehrheit den Antrag der Kunstgewerbler zurück-
gewiesen, hinfort das Kunstgewerbe als gleichberechtigte
und selbständige Sektion neben den bestehenden vier Sek-
tionen, der Malerei, der Skulptur, der Architektur und der
Griffelkunst, zuzulassen. Nach wie vor bildet das Kunst-
handwerk also in dem großen offiziellen Salon nur eine
Untersektion, und die Aufnahmejury besteht aus Mitgliedern
der anderenSektionen. Der Beschluß wird den Künstlern etwas
verdacht, weil gerade in diesem Augenblick von allen Seiten
 
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