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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege

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feldt in den Zelten, vor allem aber das neue Krematorium
mit der Urnenhalle in der Gerichtsstraße. Müllers besondere
Domäne war der Innenausbau. Auf den Besitzungen des
Fürsten Pleß, des Prinzen Hohenlohe, der Gräfin Limburg-
Stirum, namentlich des Herrn von Friedländer-Fuld hat er
viel gearbeitet. Man schätzte in diesen Kreisen sehr die
aristokratische Gehaltenheit seiner architektonischen An-
lagen und dekorativen Einrichtungen. Eben jetzt geben in
der neuen kunstgewerblichen Abteilung des Warenhauses
A. Wertheim zwei Zimmer Müllers Beispiele für die Dis-
kretion und Solidität seiner künstlerischen Gesinnung. Auch
für Dessau hat er das Krematorium erbaut. Daneben für
die Emmagrube des Herrn von Friedländer in Schlesien
Wohnhäuser für Direktoren, Beamte und Arbeiter errichtet,
an Ausstellungsarchitekturen sich erfolgreich beteiligt, für
Max Reinhardt Pläne eines Theaters der Fünftausend, für
Bauten des Fürsten Lichnowsky, des Herrn von Haniel in
Westfalen Entwürfe geschaffen, ein vorzüglicher Zeichner
und vor allem ein glänzender Beherrscher des Ornamen-
talen. William Müller war am 31. Oktober 1871 in Großen-
hain in Sachsen geboren. Früh kam er nach Berlin und
hier in Verbindung mit Messel, der ihn auch beim Wert-
heimbau heranzog. Zuerst bekannt wurde er beim Wett-
bewerb für das Hamburger Bismarckdenkmal, wo im Jahre
1902 sein Entwurf eines großartigen Steinaufbaus in Pyra-
midenform mit einem ruhenden Löwen auf der abgestumpften
Spitze hinter Lederer und Schaudt den zweiten Preis er-
hielt. Seit über zehn Jahren hat Müller mit dem bekannten
Städtebauer Hermann Jansen, dem Preisträger in der Kon-
kurrenz Groß-Berlin zusammengearbeitet, mit dem er auch
die Zeitschrift „Der Baumeister" herausgab. Sein Tod hat
aufrichtige Trauer hervorgerufen.

-(- München. In Berg am Laim bei München starb
in der Nacht vom 6. auf 7. Februar der Maler Karl August
Finckh im Alter von 82 Jahren.

Rom. Filippo Prosperi, ein Altmeister der römi-
schen Künstlerschaft, der dreißig Jahre lang der Kunst-
akademie vorgestanden hat, ist gestorben. Er war 1831
in Artena in der römischen Provinz geboren, und zu seinen
besten in akademischem Stil gemalten Fresken gehören die
in S. Salvatorello in Onda in Rom und in S. Maria della
Quercia bei Viterbo.

Im Alter von 59 Jahren ist in Paris der Kunsthändler
Clovis Sagot gestorben, der hauptsächlich moderne Ra-
dierungen führte, daneben aber auch der Malerei seine
Aufmerksamkeit schenkte und mit den sogenannten»Fauves«
des Herbstsalons eine Wiederholung des Experimentes
versuchte, das seinerzeit Durand-Ruel so glänzend mit
Claude Monet, Sisley und Pissarro gelungen ist. Sagot war
der Entdecker und Förderer der Maler Picasso, Herbin,
Metzinger, Marchand usw. und eine der ersten Stützen
des Kubismus und anderer neuer Kunstformeln.

PERSONALIEN
-f München. Der bekannte Maler (und Zeichner für
die Fliegenden Blätter) Akademieprofessor Adolf Hengeler
feierte am 11. Februar seinen fünfzigsten Geburtstag.

+ München. Der früher hier ansässig gewesene Bild-
hauer Joseph Wackerle wurde vom Kaiser zum Professor
ernannt.

Paris. Der verstorbene Soldatenmaler Edouard De-
taille war bekanntlich Mitglied des Instituts, die höchste
Ehre, die einem französischen Künstler oder Schriftsteller
zufallen kann. Um seinen Sitz im Institut streiten sich
jetzt sechs oder acht Kandidaten, und am meisten Auf-
sehen erregt die Kandidatur des Zeichners Adolphe Wil-

lette, der vor 25 Jahren sozusagen der König der Boheme
des Montmartre war, seither aber seinen Frieden mit den
bürgerlichen Einrichtungen gemacht hat und zuerst zum
Ritter, dann zum Offizier der Ehrenlegion ernannt worden
ist. Auch einige offizielle Aufträge sind ihm für Ausmalung
eines Saales im Pariser Rathaus und für Vorlagen zu Go-
belins erteilt worden, so daß er schließlich, von seinem
außerordentlichen und unzweifelbaren Talente ganz abge-
sehen, sehr wohl in das Institut einziehen könnte. Indessen
ist seine Wahl doch höchst unwahrscheinlich, und der
Nachfolger Detailles wird ohne Zweifel ein mehr oder
weniger langweiliger Vertreter der akademischen Kunst
werden.

WETTBEWERBE
Berlin. Die Kurverwaltung von Saarow-Pieskow

am Scharmützelsee hat für die Großen Berliner Kunstaus-
stellungen einen jährlichen Preis von 1000 M. gestiftet für
das beste Landschaftsbild aus dieser Landhauskolonie. Dieser
Gedanke ist sehr nachahmenswert, auch im Sinne einer
Hebung der märkischen Heimatkunst. Warum auch sollen
die vielen Maler, die jetzt allsommerlich im Grunewald
und an den Havelseen sitzen, nicht an den Scharmützelsee
ziehen, wo ihnen ein Preis von 1000 M. winkt und sie ihr
preisgekröntes Bild obendrein noch behalten können.

-f- München. Bei der in Prag am Mittwoch, den 12. Fe-
bruar abgehaltenen Plakatkonkurrenz für die Deutsch-
böhmische Landesschau in Komotau erhielt den ersten
Preis der Kunstmaler Karl Schütz in München, den zweiten
Karl Hilovsky in Prag und den dritten der auch in München
wohnende Maler Rud. Czerny, alle drei gebürtige Deutsch-
böhmen. Die Konkurrenz war auf Künstler deutschböh-
mischer Abstammung beschränkt.

DENKMALPFLEGE
* Denkmalpflege in Sachsen. Eine Beratungsstelle,

die in allen Fragen der Erhaltung alter Kunstwerke Rat
gibt, hat in Dresden vor einiger Zeit die Kgl. sächsische
Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler eingerichtet.
Dieser haben sich, wie Prof. Dr. Berling jüngst in einem
Vortrag im Kgl. sächsischen Altertumsverein mitteilte, nach
und nach sämtliche Leiter der sächsischen Museen an-
geschlossen. Die Einrichtung hat sich bis jetzt vortrefflich
bewährt. Im Anschluß daran tagten im vorigen Jahre auf
Einladung der genannten Kommission die Vorstände der
sächsischen Altertumsmuseen in Dresden. Dabei wurden
einschlägige Vorträge gehalten, die Werkstätten der Kom-
mission und der Museen gezeigt, auch wichtige fachliche
Fragen beantwortet.

Albano bei Rom. Wie ich schon voriges Jahr be-
richtete, sind die Restaurierungsarbeiten der alten Kon-
stantinsbasilika des Täufers auf Anregung des Dr. Del
Pinto und mit Hilfe des Kardinals Agliardi kräftig im
Gang. Im Liber Pontificalis und zwar im Leben Papst
Sylvester I. steht, daß Konstantin Basiiicam in civitate
Albanensi erbaute und sie mit den Feldern begüterte,
die einst der zweiten Legio Partica, welche Septimius
Severus in das Castrum albanense gesetzt hatte, gehört
hatten. Die Basilika, welche durch einen Brand zur Zeit
Leos III. (795—816) sehr gelitten hatte, wurde bei den
großen Restaurierungsarbeiten des 18. und 19. Jahrhunderts
so vollständig erneuert, daß sie ein ganz modernes Aus-
sehen bekam.

In diesen Tagen ist man auf die Überreste einer Krypta
gestoßen mit Kapitellen, die man gut in das 4. Jahrhundert
setzen kann und Säulen, welche wohl aus dem 8. oder 9.
stammen, so daß man mit Recht annehmen kann, daß nach
 
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