Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0153

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
285

Denkmäler —

Ausstellungen

286

den großen Bränden die Krypta aus neuem und altchrist-
lichem Material zusammengeflickt worden ist. Leider ist
die Verwüstung der uralten Kirche so groß, daß man an eine
Herausschälung ihrer alten Form nicht denken kann und
der Leiter der Arbeiten, Arch. O. B. Giovenale, dem wir
die wunderschöne Restaurierung von Santa Mariain Cos-
medin verdanken, wird sich darauf beschränken müssen, die
wenigen Überreste der Basilika zu retten und der Kirche
ein organisches Aussehen in modernem Sinne zu geben.

Rom. S. Paolo Fuori le mura. Als Gregor XVI.
nach dem Brand von 1823 beschloß, die große Basilika
wieder durch den Architekten Poletti aufzubauen, über-
dachte dieser tüchtige, aber kalte, akademische Künstler
das köstliche Ciborium des Arnolfo di Cambio, das vom
Feuer nicht berührt worden war, mit einem größeren
klassischen Baldachin, zu welchem der russische Kaiser
Zentner von Malachit schenkte. Das zierliche, mittelalter-
liche Werk war von dem schweren, neuklassischen wie
erdrückt. In diesen Tagen ist Polettis Baldachin zur großen
Freude aller Kunstfreunde gefallen und Arnolfos Ciborium
erscheint in seiner ganzen Schönheit und nicht verkleinert
in der mächtigen Halle der großen Basilika. Fed. H.

Wien. Die kunstliebenden Kreise Wiens werden durch
ein neues Projekt stadtbildzerstörenden Vandalismus beun-
ruhigt, das diesmal vom berufenen Hüter der Stadt, vom
Gemeinderat, ausgeht. Der herrliche berühmte Brunnen
von Raffael Donner soll aus »Verkehrsrücksichten« vom
Neuen Markt auf die verlängerte Wollzeile versetzt werden,
aus dem geschlossenen Platzbilde, für das er komponiert
wurde, auf ein offenes Straßenloch, in dem er rettungslos
in der Wirkung vernichtet wäre. In pharisäischer Heuchelei
behauptet der Antragsteller, daß man den Brunnen auf
seinem heutigen Platze nicht ruhig genug betrachten könne,
weil man vor dem Wagenverkehr nicht geschützt sei, was
aber nicht richtig ist, weil der Brunnen von einer sehr
breiten herumgeführten Stufe umgeben ist. Hoffentlich
gelingt es dem allgemeinen Proteste, die Ausführung dieses
banausischen Beschlusses zu verhindern. o. P.

DENKMÄLER
* Ein Werk Adolf von Hildebrands in Dresden.

Am 11. Februar wurde auf dem Grabe Otto Ludwigs auf
dem Trinitatisfriedhofe zu Dresden ein Denkmal enthüllt,
das Freunde und Verehrer dem Andenken dieses edlen
deutschen Dichters gestiftet haben. Am 11. oder 12. Fe-
bruar 1813 wurde Otto Ludwig zu Eisfeld i. Th. geboren,
er starb am 28. Februar 1865 in Dresden. Hildebrand hat
auch das erste Denkmal des Dichters im herzoglichen Park
zu Meiningen geschaffen, auf Wunsch von Otto Ludwigs
Tochter Cordelia, die inzwischen gestorben ist, wurde dem
Künstler auch die Ausführung des Dresdener Grabdenk-
mals übertragen. Das Dresdener Denkmal, das über dem
Grabe Otto Ludwigs, seiner Frau und seiner Tochter steht,
ist ein einfacher glatter Stein aus grauem Sandstein, oben
rund abgeschlossen, mit dem tief eingelassenen bronzenen
Relief Ludwigs und den Namen der drei darunter Ruhenden.
Zwei Lorbeerzweige umranken die Platte. Die leidenden
Züge des Dichters, die wir von dem bekannten Bildnis
her kennen, sind in dem Relief in tiefer Empfindung wie
verklärt wiedergegeben. Schöne Verhältnisse zeichnen das
schlichte Werk aus.

In Marseille soll Honore Daumier ein Denkmal
errichtet werden. Daumier ist zwar seiner ganzen Aus-
bildung nach Pariser und kam schon als kleines Kind mit
seinen Eltern nach der Hauptstadt Frankreichs, da er aber
in Marseille geboren ist, wird er von den Marseillern als
enger Landsmann betrachtet, und um diesen großen Sohn

ihrer Vaterstadt zu ehren, sammeln sie jetzt Geld für ein
Denkmal. Man hofft, daß Rodin die Ausführung desselben
übernehmen werde, indessen wird wohl ein provancali-
scher Bildhauer damit betraut werden. Übrigens hat
Daumier schon ein Denkmal: in dem einige zwanzig Kilo-
meter von Paris gelegenen Dörfchen Vermandois, wo
Corot dem darbenden Genossen ein Häuschen geschenkt
hatte, und wo er gestorben und begraben ist. Das dortige
Denkmal besteht aus einer Büste, die Marseiller aber
werden sich wohl mit einem so bescheidenen Monument
nicht zufrieden geben, sondern etwas aufstellen, das der
südfranzösischen Vorliebe für gewaltige Gesten und Phrasen
enstpricht.

AUSSTELLUNGEN
* Eine große Aquarell-Ausstellung veranstaltet in
diesem Jahre wiederum der Sächsische Kunstverein in
Dresden in seinen Ausstellungsräumen auf der Brühischen
Terrasse. Sie wird vom Mai bis Oktober dauern; die Vor-
bereitungen sind im vollen Gange. Die Bilder werden
zum Teil durch Abgesandte des Vereins in den größeren
Kunststädten Deutschlands ausgewählt, doch bleibt es
jedem Künstler freigestellt, auch Bilder frei einzusenden,
die dann der Jury unterliegen. Satzungen und Anmelde-
papiere können vom Sekretariat des Sächsischen Kunst-
vereins Dresden-A., Brühische Terrasse, bezogen werden.

-\- München. Professor Franz v. Stuck erhielt eine
Einladung, auf der Kaiser-Jubiläums-Ausstellung in Berlin
eine sein bisheriges Schaffen umfassende Kollektion von
Werken auszustellen. Es werden ihm zwei Säle zur Ver-
fügung gestellt, deren Ausstattung nach seinen Entwürfen
erfolgt.

Wien. Im Salon Arnot ist eine Kollektion von
»Gemälden aus dem Kreise Rembrandts« ausgestellt,
die der Journalist L. W. Abels aus Privatbesitz zusammen-
gebracht hat, unter denen nicht weniger als drei sichere
und drei unsichere unbekannte Bilder Rembrandts sein
sollen. Bei näherem Zusehen entpuppen sich die Bilder
teils als schwache Kopien, zum Teil nach Stichen (»Die
Taufe des Kämmerers der Königin Kandace«, nach dem
Stiche von Vliet gemalt), teils als vlämische Bilder (ein
weibliches Porträt), teils als ganz wertloses Zeug. Ein
dem N. Maes zugeschriebenes Bild Rahel und Jakob am
Brunnen« ist ein sicheres Bild aus der Nähe des Cigoli.
Schön ist nur eine, auch dem Rembrandt zugeschriebene
»Befreiung Petri aus dem Gefängnis«, unvollendet, teil-
weise übermalt, die dem Fabritius sehr nahe steht. Der
Veranstalter, der im Vorjahre als Kämpe gegen Bode un-
liebsames Aufsehen erregt hat, hat sich hier eine klägliche
Legitimation seiner Berechtigung, auch »mitreden« zu
dürfen, ausgestellt. o. p.

Die »neue Kunst« in Wien. Der Salon Miethke
hat die uneigennützige — weil von wenig Dank und Er-
folg begleitete — Idee ausgeführt, auch den Wienern die
Bekanntschaft mit jenen Bewegungen zu vermitteln, die
die junge Künstlerschaft in allen europäischen Kunstzentren
erfaßt haben. Im kleinen wurde der Versuch wiederholt,
den die vorjährige Sonderbundausstellung in Köln mit so
großem Erfolge zum ersten Male gemacht hat. Nur wurde
historisch noch weiter nach rückwärts ausgeholt und es
wurden auch einige von den Hauptmeistern des französi-
schen Impressionismus, Manet (die Bardame in den Folies
bergeres von 1888 und die schönen unvollendeten »Baden-
den«, die vor kurzem bei Cassirer zu sehen waren). Renoir
(der Eislaufplatz von 1868) und Pissarro (zwei Stilleben)
in Beispielen gezeigt. Den Übergang zu heute bildeten
ein frühes Knabenporträt und ein paar (nicht bedeutende)
 
Annotationen