303
Ausstellungen
304
hier ein megalithisches Denkmal aufgedeckt war. Dieser
Dolmen war in eine gallo-römische Konstruktion einge-
schachtelt, und was die Wichtigkeit des Fundes noch ver-
mehrt: in der Nähe dieses ersten Dolmens wurde ein
zweiter, weniger gut erhaltener, aber ebenso charakteristi-
scher, ebenfalls innerhalb einer gallo-römischen Konstruktion
gefunden.
Daraus sind nun folgende Schlüsse zu ziehen: 1. ist
mit vollkommener Sicherheit die Kontinuität und der di-
rekte Kontakt zwischen den großen Perioden der ältesten
Geschichte Galliens konstatiert; 2. sind aus diesen Funden
Lichtblicke auf das noch nicht gelöste und vielumstrittene
Problem über die Bestimmung der Dolmen geworfen. —
Die Hauptansichten darüber sind entweder, daß die Dol-
men Gräber sind, nichts anderes sind und nichts anderes
gewesen sind, da man ja unter vielen Dolmen menschliche
Gebeine, Spuren alter Begräbnisse gefunden hat. Andere
sahen in den Dolmen angenommene Wohnungen über-
natürlicher Wesen und betrachteten sie daher als religiöse
Monumente, eine Auffassung, welche durch mehrere Ent-
scheidungen frühmittelalterlicher Konzile gegen den Stein-
kult in Gallien und im westlichen Europa bekräftigt wurde.
Wenn es nun feststeht, daß in der gallo-römischen
Epoche, wie die neuesten Ausgrabungen von Alesia dar-
tun, die Dolmen nicht mehr oder überhaupt kein Grab
waren, wie ja schon die Situation des Gebäudes feststellt,
so darf man nunmehr annehmen, daß das dolmenische
Heiligtum, welches hier die Stelle quasi eines Allerheilig-
sten einnimmt, ein wirkliches Sanktuarium in den ersten
Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung bildete. Die
gefundenen Bronzen waren Weihegeschenke, und Feuer-
spuren in der plattenumkleideten Grube lassen auf Opfer
an dieser Stelle schließen. Es steht also fest, daß ein
zweifellos dolmenischer Bau in der gallo-römischen Epoche
als Kultort gedient hat; ebenso wahrscheinlich ist es, daß
er dazu bereits in der Epoche der gallischen Unabhängig-
keit bestimmt war.
Toutain sucht nun auch den primitiven Charakter des
Denkmals zu bestimmen und er glaubt aus der ganzen
Herrichtung (plattenbekleidete Grube, großes Plattenpflaster
und Spuren eines kurzen Ganges, der dahin führt), die
mit der vieler anderer Dolmen übereinstimmt, schließen
zu dürfen, daß die ursprüngliche Anlage dieses dolmeni-
schen Ganzen als Grab gedient hat. Die regelmäßige
rechteckige Grube gehört wohl in die Kategorie der »Stein-
kisten« (stone-cists), deren Grabbestimmung außer Zweifel
steht.
So lassen sich die zwei Ansichten über die Bestimmung
der Dolmen versöhnen. Der Widerspruch existiert nicht
mehr, denn die Dolmen sind oder können wenigstens
hintereinander Begräbnis- und Kultstätten, Gräber und
Heiligtümer gewesen sein. Die gleiche Hypothese hat
auch Camille Jullian in seiner »Geschichte Galliens« ge-
äußert, obwohl ihm die archäologischen Beweisstücke
fehlten. Die Entdeckung des dolmenischen Heiligtums
von Alesia bringt nun ein präzises unabweisbares Beweis-
mittel zu Camille Jullians weitsichtiger Hypothese. Toutains
Schlüsse scheinen um so mehr das Rechte zu treffen, weil
sie im Gegensatz zu den vorher aufgeführten Theorien
sowohl den unzweifelhaften Grabcharakter der Dolmen
berücksichtigen, wie auch die nicht weniger unanfechtbaren
Traditionen, die ihnen einen religiösen und kultischen
Charakter zuschreiben. m.
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Das Kunstgewerbemuseum hat für die
Monate Februar bis April eine Sonderausstellung »Branden-
burgische Gläser des 17. und 18. Jahrhunderts« ver-
anstaltet, deren Vollständigkeit besonders den Leihgaben
aus königlichen und herzoglichen Schlössern und dem Ent-
gegenkommen zahlreicher Privatsammler und Museen zu
verdanken ist. Sie umfaßt die Gläser der kurfürstlichen
und königlichen Glashütten Grimnitz bei Joachimsthal, Ma-
rienwalde, Potsdam und Zechlin. Die Potsdamer Hütte hat
eine Zeitlang unter der Leitung des berühmten Alchymisten
Johann Kunckel gestanden, der das Goldrubinglas erfand
und in seinem Laboratorium auf der Pfaueninsel herstellte.
Hervorragende Arbeiten aus diesem Rubinglas sind in der
Ausstellung vereinigt mit den erlesensten Werken der Pots-
damer und Berliner Glasschneider, Prachtpokalen mit allen
Arten des Hoch- und Tiefschnitts. Gleichzeitig sind die
Neuerwerbungen des Jahres 1912 zu einer Ausstellung ver-
einigt.
-f- München. Eine bemerkenswerte Ausstellung der drei
verstorbenen Schweizer Adolf Stäbli, Albert Welti und
Karl Stauffer-Bernistin der Galerie Heinemann eröffnet
worden. Von Stäbli sind erfreulicherweise auch Arbeiten
seiner früheren Periode vorhanden, von Stauffer außer 8 Bil-
dern und Studien fast das gesamte graphische Werk, von
Welti außer 24 Bildern und Skizzen gleichfalls eine große
Anzahl Radierungen. Die Ausstellung wird noch eine aus-
führliche Besprechung erfahren.
Straßburg i. Eis. Im Elsässischen Kunsthaus findet
zurzeit eine Kollektivausstellung desMalersLucien Blumer
statt, die 46 Nummern umfaßt, meist Motive aus den alten
Stadtteilen Straßburgs und Landschaften vom Fuß der Vo-
gesen. Der Künstler, der im 42. Lebensjahre steht, gehört
zu den produktivsten Mitgliedern der Straßburger Künstler-
schaft. Seine Ausbildung empfing er zuerst im Atelier des
Professors L. von Seebach, später an den Akademien in
Karlsruhe und Paris. Die bedeutenderen seiner Arbeiten
haben den Vorzug einer sehr geschickten malerischen Be-
handlung, welche, ohne in Einzelheiten einzugehen, die
Eigenart des dargestellten Gegenstandes zu einer guten
Gesamterscheinung bringt. k.
Die fünfte graphische Ausstellung des deutschen
Künstlerbundes in Hamburg findet nunmehr definitiv
vom 10. Mai bis Ende Juni d. J. in den sämtlichen Räumen
der Galerie Commeter statt. Die Ausstellungsleitung besteht
aus Leopold von Kalckreuth, Max Klinger, Alfred Licht-
wark, Max Slevogt, Franz von Stuck, Wilhelm Suhr jun.
Die Ausstellungspapiere und Anmeldeformulare sind in der
Galerie Commeter zu haben, wo auch jede Auskunft be-
züglich der Ausstellung erteilt wird. Der Verein »Villa
Romana « verleiht auf dieser Ausstellung einen Atelier- und
Geldpreis für diejenigen Künstler und Künstlerinnen, die
Mitglieder des deutschen Künstlerbundes sind und sich um
denselben bewerben. Der Preis besteht in einem einjährigen
Aufenthalt in der Villa Romana, Florenz, mit eingerichtetem
Atelier, Wohnung und Garten und einer Geldbeihilfe von
von M. 2000.—.
Paris. Im Petit Palais wird für den 7. April eine
Ausstellung vorbereitet, welche dem Publikum David und
seine Schüler vorführen soll. Abgesehen von Gericault,
Prud'hon und Delacroix wird man in dieser Ausstellung
so ziemlich die bedeutendsten französischen Maler vom
ersten Drittel des 19. Jahrhunderts finden: Gros, Gerard,
Girodet, Isabey, Ingres und in zweiter Linie Granet, Navez,
Rouget, Delecluze usw. Die königlichen Museen in Brüssel,
wo David als »Königsmörder« aus Frankreich verbannt,
weil er als Mitglied des Nationalkonvents für die Hin-
richtung Ludwigs XVI. gestimmt hatte, seine letzten Lebens-
jahre verbrachte und zahlreiche Werke schuf, werden eine
Anzahl sehr wichtiger Gemälde, darunter die vom Konvent
bestellte >Ermordung^ Marats«, nach Paris schicken, und
Ausstellungen
304
hier ein megalithisches Denkmal aufgedeckt war. Dieser
Dolmen war in eine gallo-römische Konstruktion einge-
schachtelt, und was die Wichtigkeit des Fundes noch ver-
mehrt: in der Nähe dieses ersten Dolmens wurde ein
zweiter, weniger gut erhaltener, aber ebenso charakteristi-
scher, ebenfalls innerhalb einer gallo-römischen Konstruktion
gefunden.
Daraus sind nun folgende Schlüsse zu ziehen: 1. ist
mit vollkommener Sicherheit die Kontinuität und der di-
rekte Kontakt zwischen den großen Perioden der ältesten
Geschichte Galliens konstatiert; 2. sind aus diesen Funden
Lichtblicke auf das noch nicht gelöste und vielumstrittene
Problem über die Bestimmung der Dolmen geworfen. —
Die Hauptansichten darüber sind entweder, daß die Dol-
men Gräber sind, nichts anderes sind und nichts anderes
gewesen sind, da man ja unter vielen Dolmen menschliche
Gebeine, Spuren alter Begräbnisse gefunden hat. Andere
sahen in den Dolmen angenommene Wohnungen über-
natürlicher Wesen und betrachteten sie daher als religiöse
Monumente, eine Auffassung, welche durch mehrere Ent-
scheidungen frühmittelalterlicher Konzile gegen den Stein-
kult in Gallien und im westlichen Europa bekräftigt wurde.
Wenn es nun feststeht, daß in der gallo-römischen
Epoche, wie die neuesten Ausgrabungen von Alesia dar-
tun, die Dolmen nicht mehr oder überhaupt kein Grab
waren, wie ja schon die Situation des Gebäudes feststellt,
so darf man nunmehr annehmen, daß das dolmenische
Heiligtum, welches hier die Stelle quasi eines Allerheilig-
sten einnimmt, ein wirkliches Sanktuarium in den ersten
Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung bildete. Die
gefundenen Bronzen waren Weihegeschenke, und Feuer-
spuren in der plattenumkleideten Grube lassen auf Opfer
an dieser Stelle schließen. Es steht also fest, daß ein
zweifellos dolmenischer Bau in der gallo-römischen Epoche
als Kultort gedient hat; ebenso wahrscheinlich ist es, daß
er dazu bereits in der Epoche der gallischen Unabhängig-
keit bestimmt war.
Toutain sucht nun auch den primitiven Charakter des
Denkmals zu bestimmen und er glaubt aus der ganzen
Herrichtung (plattenbekleidete Grube, großes Plattenpflaster
und Spuren eines kurzen Ganges, der dahin führt), die
mit der vieler anderer Dolmen übereinstimmt, schließen
zu dürfen, daß die ursprüngliche Anlage dieses dolmeni-
schen Ganzen als Grab gedient hat. Die regelmäßige
rechteckige Grube gehört wohl in die Kategorie der »Stein-
kisten« (stone-cists), deren Grabbestimmung außer Zweifel
steht.
So lassen sich die zwei Ansichten über die Bestimmung
der Dolmen versöhnen. Der Widerspruch existiert nicht
mehr, denn die Dolmen sind oder können wenigstens
hintereinander Begräbnis- und Kultstätten, Gräber und
Heiligtümer gewesen sein. Die gleiche Hypothese hat
auch Camille Jullian in seiner »Geschichte Galliens« ge-
äußert, obwohl ihm die archäologischen Beweisstücke
fehlten. Die Entdeckung des dolmenischen Heiligtums
von Alesia bringt nun ein präzises unabweisbares Beweis-
mittel zu Camille Jullians weitsichtiger Hypothese. Toutains
Schlüsse scheinen um so mehr das Rechte zu treffen, weil
sie im Gegensatz zu den vorher aufgeführten Theorien
sowohl den unzweifelhaften Grabcharakter der Dolmen
berücksichtigen, wie auch die nicht weniger unanfechtbaren
Traditionen, die ihnen einen religiösen und kultischen
Charakter zuschreiben. m.
AUSSTELLUNGEN
Berlin. Das Kunstgewerbemuseum hat für die
Monate Februar bis April eine Sonderausstellung »Branden-
burgische Gläser des 17. und 18. Jahrhunderts« ver-
anstaltet, deren Vollständigkeit besonders den Leihgaben
aus königlichen und herzoglichen Schlössern und dem Ent-
gegenkommen zahlreicher Privatsammler und Museen zu
verdanken ist. Sie umfaßt die Gläser der kurfürstlichen
und königlichen Glashütten Grimnitz bei Joachimsthal, Ma-
rienwalde, Potsdam und Zechlin. Die Potsdamer Hütte hat
eine Zeitlang unter der Leitung des berühmten Alchymisten
Johann Kunckel gestanden, der das Goldrubinglas erfand
und in seinem Laboratorium auf der Pfaueninsel herstellte.
Hervorragende Arbeiten aus diesem Rubinglas sind in der
Ausstellung vereinigt mit den erlesensten Werken der Pots-
damer und Berliner Glasschneider, Prachtpokalen mit allen
Arten des Hoch- und Tiefschnitts. Gleichzeitig sind die
Neuerwerbungen des Jahres 1912 zu einer Ausstellung ver-
einigt.
-f- München. Eine bemerkenswerte Ausstellung der drei
verstorbenen Schweizer Adolf Stäbli, Albert Welti und
Karl Stauffer-Bernistin der Galerie Heinemann eröffnet
worden. Von Stäbli sind erfreulicherweise auch Arbeiten
seiner früheren Periode vorhanden, von Stauffer außer 8 Bil-
dern und Studien fast das gesamte graphische Werk, von
Welti außer 24 Bildern und Skizzen gleichfalls eine große
Anzahl Radierungen. Die Ausstellung wird noch eine aus-
führliche Besprechung erfahren.
Straßburg i. Eis. Im Elsässischen Kunsthaus findet
zurzeit eine Kollektivausstellung desMalersLucien Blumer
statt, die 46 Nummern umfaßt, meist Motive aus den alten
Stadtteilen Straßburgs und Landschaften vom Fuß der Vo-
gesen. Der Künstler, der im 42. Lebensjahre steht, gehört
zu den produktivsten Mitgliedern der Straßburger Künstler-
schaft. Seine Ausbildung empfing er zuerst im Atelier des
Professors L. von Seebach, später an den Akademien in
Karlsruhe und Paris. Die bedeutenderen seiner Arbeiten
haben den Vorzug einer sehr geschickten malerischen Be-
handlung, welche, ohne in Einzelheiten einzugehen, die
Eigenart des dargestellten Gegenstandes zu einer guten
Gesamterscheinung bringt. k.
Die fünfte graphische Ausstellung des deutschen
Künstlerbundes in Hamburg findet nunmehr definitiv
vom 10. Mai bis Ende Juni d. J. in den sämtlichen Räumen
der Galerie Commeter statt. Die Ausstellungsleitung besteht
aus Leopold von Kalckreuth, Max Klinger, Alfred Licht-
wark, Max Slevogt, Franz von Stuck, Wilhelm Suhr jun.
Die Ausstellungspapiere und Anmeldeformulare sind in der
Galerie Commeter zu haben, wo auch jede Auskunft be-
züglich der Ausstellung erteilt wird. Der Verein »Villa
Romana « verleiht auf dieser Ausstellung einen Atelier- und
Geldpreis für diejenigen Künstler und Künstlerinnen, die
Mitglieder des deutschen Künstlerbundes sind und sich um
denselben bewerben. Der Preis besteht in einem einjährigen
Aufenthalt in der Villa Romana, Florenz, mit eingerichtetem
Atelier, Wohnung und Garten und einer Geldbeihilfe von
von M. 2000.—.
Paris. Im Petit Palais wird für den 7. April eine
Ausstellung vorbereitet, welche dem Publikum David und
seine Schüler vorführen soll. Abgesehen von Gericault,
Prud'hon und Delacroix wird man in dieser Ausstellung
so ziemlich die bedeutendsten französischen Maler vom
ersten Drittel des 19. Jahrhunderts finden: Gros, Gerard,
Girodet, Isabey, Ingres und in zweiter Linie Granet, Navez,
Rouget, Delecluze usw. Die königlichen Museen in Brüssel,
wo David als »Königsmörder« aus Frankreich verbannt,
weil er als Mitglied des Nationalkonvents für die Hin-
richtung Ludwigs XVI. gestimmt hatte, seine letzten Lebens-
jahre verbrachte und zahlreiche Werke schuf, werden eine
Anzahl sehr wichtiger Gemälde, darunter die vom Konvent
bestellte >Ermordung^ Marats«, nach Paris schicken, und