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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0214

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407

Vermischtes

408

Abb. 23: ein kräftiger, schöner Hondius, früh, noch A. de
Hondt 165 . . . bezeichnet.

Abb. 24 ist wieder eine Überraschung. Man glaubt
einen alten Peter Brueghel zu sehen. Drei Krieger haben
ein Bauernpaar am Waldesrande überfallen; im Hinter-
grunde, weit, weit sich ausdehnend die endlose Heide. Die
Köpfe sind viel besser, als wir das bei dem jungen Peter
gewohnt sind, aber er muß es gemalt haben, da es P.
Breughel 1630 bezeichnet sein soll. Das Bild befindet sich
im Universitätsgebäude von Stockholm. Abb. 26. Neues
Staunen. Dieses Stilleben soll von Teniers sein? Unmöglich!
Das ist ja ein Heda oder Pieter Claesz! Aber der Katalog
erklärt, daß es voll und echt signiert ist: D. TENIERS F.
Eine Reihe von Teniers. Abb. 32: Kleine Landschaft, schön,
geistreich und breit wie ein Brouwer. Abb. 35: Männliches
Porträt, wohl irrtümlich van der Voort zugeschrieben und
m. E. sicher von Jan van Ravesteyn, dessen weichere Art
das Fleisch zu malen es aufweist. Abb. 37: Schönes männ-
liches Porträt, vom Verfasser Cariani gegeben, soll aber
von andern Tizian zugeschrieben sein. Meiner Ansicht
nach ein herrliches Lotto. Jedenfalls ein großartiges
Bildnis. Abb. 38. Mehr ein Kuriosum: Eine Kapelle in der
Peterskirche zu Rom von Houckgeest. Abb. 39 gibt eine
Nuß zu knacken. Susanna mit ihren beiden Anbetern.
Die Susanna direkt unter Tizians Einfluß gemalt. Wohl
italianisierender Holländer um 1580, Richtung Wttewael
aber weniger manieriert. Abb. 41: Poetische Landschaft
des seltenen Leidener Malers Cornelis van Zwieten. Abb. 42:
Der alte Trinker, scheint ein Meisterwerk Adr. van Ostades
zu sein. Wieder Sammlung Wachtmeister!

Für Liebhaber derGeschichte des AmsterdamerTheaters
ist Abb. 45 eine Freude: das Porträt des Dr. Samuel Coster
von Sandrart. Coster leitete längere Zeit die Aufführungen
dieses Theaters und hat auch selbst dafür geschrieben.

Von sechs Moeyaert wird ein schöner von 1643 ab-
gebildet: Obseques Bataves. Ob der Titel richtig ist? Der
Einfluß Lastmans hier noch unverkennbar. Wieder etwas
Apartes. Abb. 53. Hannemann (1636). Ein Schütze, der die
Flöte bläst, resp. blasen will. Schöner Kopf, der an Rave-
steyn-Einfluß denken läßt. Abb. 56. Ein im ersten Band
beschriebener O. Dou — ein noch frühes Bild, worin das
Stilleben überwiegt, dasselbe Stilleben (Korb) glaube ich
wie in dem Bild in Budapest, das er mit seinem großen
Lehrer gemeinschaftlich malte. Abb. 59. Ein merkwürdiger
Adr. van de Velde! Zwei Kühe, eine liegende und eine
stehende, von weitem ein Potter! Abb. 60. Wohl das feinste
Bild von Jan Massys — eine Schönheit als liegende Venus
gemalt, dazu prächtiger Garten und Landschaften. Scheint
mir sein bestes Bild zu sein, welches ihn zu einem der
ersten Künstler der Ecole de Fontainebleau stempelt. Abb. 61.
Landschaft, dem Gerrit van (nicht de) Hees wohl mit Recht
zugeschrieben. Abb. 62. Ein Wouwermans ohne Pferde —
eine Waldansicht mit zwei Figuren: Pyramus und Thisbe.
Trefflich als Landschaft. Abb. 65. Maitre flamand inconnu
(aber nicht Beginn des 17. Jahrhunderts, sondern Mitte).
Madonna mit dem Kinde. Holländisch, wenn ich mich
nicht irre, als Flinck gestochen. Abb. 70 ist der oben
schon beschriebene Verhout. Abb. 73. Schönes Damen-
porträt von Cornelis de Vos. Es folgen zwei Pieter Aertsen.
Abb. 77. Monogrammist J PM? Männliches Porträt, das
zwischen Verspronck und Moreelse steht. Der Verfasser
meint andere Buchstaben im Monogramm zu lesen — könnte
es doch nicht einfach ein schöner Moreelse mit etwas ab-

weichendem Monogramm sein? Bei Abb. 78 hat es mich
gewundert, daß Granberg, der wirklich einer der besten und
feinsten Kenner der holländischen Schule ist, den Maler nicht
erraten hat. Das Monogram J. H. P. (oder F?) ist Jan Hals
fecit oder pinxit zu lesen und das Bild erinnert lebhaft an
mehrere Kinderbilder von ihm, die ich gesehen, u. a. einen
im Haarlemer Museum. Zwei Rubens-Porträt, eine schöne
Reproduktion des Rembrandtschen Claudius Civilis aus
dem Nationalmuseum, ein höchst interessantes Bildnis
eines Herzogs von Holstein-Gottorp, von dem seltenen
Marcus Geerarts, der schöne Judith Leyster aus dem Na-
tionalmuseum, eine sehr gelungene, aber wenig ästhetische
Frau des Candaules mit einem reizenden Hündchen von
Jordaens — wir eilen —, zwei schöne van der Neer.
Abb. 98. Eine Anbetung der Könige aus Rembrandts Schule.
Ein Objekt für gründliches Studium; man möchte das Bild
selbst sehen, Paulus Bor?

Abb. 99. Ein bezeichneter Pieter Janssens Elinga.
Freilich, die Bezeichnung ist überflüssig, da haben wir sein
Zimmer, seine Fenster, seinen Stuhl und sogar die bekannte
Geldkiste scheint nicht zu fehlen. Das Kostüm sieht merk-
würdig spät aus für den doch schon um 1680 verstorbenen
de Hoogh-Nachfolger.

Das merkwürdigste Bild hat Granberg für den Schluß
aufgehoben: Ferdinand Bol! Ein junges Mädchen mit
einer Nelke: größte Ähnlichkeit mit der jugendlichen
Hendrickje Stoffels! Die Bestimmung soll von Dr. Hof-
stede de Groot herrühren. Man muß hier sehr vor-
sichtig sein, darf eigentlich nichts sagen, ohne das Bild ge-
sehen zu haben. Aber ... ich möchte nur flüstern . . .,
daß dieses Bild Rembrandt fast näher zu stehen scheint als
die vielbesprochene Elisabeth Bas. Die Augen — sind die
nicht gemalt wie die der Hendrickje im Salon Carre? Der
ganze Eindruck ist mehr Rembrandt wie Bol. Aber — ich
habe neulich wieder einen bekannten Rembrandt — natürlich
unbezeichnet — bestimmt als Bol erkennen müssen — dieser
später so flaue Künstler hat wirklich eine Zeitlang seinem
großen Vorbilde merkwürdig nahe gestanden.

Wenn ich den reichen Katalog durchblättere, bedaure
ich fast, daß nicht noch mehr Bilder da sind. Aber seien
wir nicht undankbar. Zu größter Dankbarkeit stimmt eine
solche gewissenhafte, schöne Arbeit im höchsten Maße.

A. Bredius.

VERMISCHTES
X Adolf von Hildebrand, der, wie gemeldet, zurzeit
an der Vollendung seines Joseph Joachim-Denkmals für die
Berliner Musikschule beschäftigt ist, hat kürzlich ein großes
Bronzerelief-Porträt von Erich Schmidt geschaffen, das
den schönen Kopf des Gelehrten in meisterhafter Wieder-
gabe festhält.

Mülheim (Ruhr). Zu Ostern erhielt die alte, aus dem
16. Jahrhundert stammende evangelische Petrikirche nach
einer völligen Erneuerung des Innern durch die Düssel-
dorfer Kunstakademie ihre Weihe. Den Hauptschmuck bilden
zwei Werke Eduard von Gebhardts, ein »Einzug Christi
in Jerusalem« und eine »Himmelfahrt Christi«; es sind Ge-
schenke der Stadt Mülheim und des Herrn Hugo Stinnes.
Sieben gemalte Fenster nach Entwürfen des Professors
Huber-Feldkirch in Düsseldorf sind gleichfalls Stif-
tungen Mülheimer Bürger. Einen weiteren Schmuck wird
die Petrikirche in zwei noch ausstehenden Gemälden eines
Meisterschülers von Ed. von Gebhardt erhalten.

Inhalt: Miinchener Brief. — John Pierpont Morgan f; Otto March f; L. M. B. de Monvel f; Leon Fagel f. — Personalien. — Römischer Friedhof
in Ulm. — Denkmäler für Eduard VII. in London, Qneisenau in Posen, Lenötre in Paris. — Ausstellungen in Berlin und Paris. — Ver-
mächtnisse des Sammlers Cheramy. — Schwedische Kunstschätze. — Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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