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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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419

Sammlungen — Stiftungen

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Über die zweite deutsche Kunstausstellung in Buenos
Aires, die in diesem Jahre stattfindet, verschickt die Gesell-
schaft fürdeutsche Kunst im Auslande jetzt ihren, in spanischer
Sprache gedruckten, sehr reich und sauber ausgestatteten
Katalog, der auch kurze biographische Notizen über die
ausstellenden Künstler enthält. Es sind im ganzen über
300 Werke, die gezeigt werden, und man muß die Zu-
sammenstellung als eine außerordentlich glückliche be-
zeichnen, da Künstler der verschiedensten Richtungen zu
Worte kommen.

SAMMLUNGEN
Im Auftrage der Generalverwaltung der Berliner
Museen werden demnächst mehrere bedeutsame Veröffent-
lichungen erscheinen, z. B. ein vollständiger beschreibender
Katalog der Handzeichnungen deutscher Schule im Berliner
Kupferstichkabinett; der ganze Besitz der Sammlung soll
in etwa 800 Abbildungen und einem beschreibenden und
kritischen Texte veröffentlicht werden, den Dr. Elfried Bock
geschrieben hat. Der Direktor des Münzkabinetts, Prof.
Dr. Menadier, hat ein Handbuch der Münzenkunde ge-
schaffen, das gleichfalls als amtliche Veröffentlichung der
Generalverwaltung erscheint. Endlich wird von dem Werke
Hans Posses, das sämtliche Werke der Gemäldegalerie des
Kaiser-Friedrich-Museums mit einem farbenbeschreibenden
Kataloge vereinigt, bereits die zweite vermehrte Auflage
erscheinen. Von anderen großen Arbeiten, die die Direk-
toren der Berliner Museen im Drucke haben, seien erwähnt
das auf zehn Bände berechnete Werk von Wilhelm Bode
über die italienische Plastik der Renaissance, dessen erster
Band Florenz behandeln wird, das Werk von Dr. Otto
Kümmel über die alte Kunst Chinas und Japans, das er
im Anschluß an die Berliner Ostasiatische Ausstellung der
Akademie der Künste bearbeitet, und endlich als amtliche
Publikation der Nationalgalerie eine große Veröffentlichung
ihrer Gemälde und Bildwerke, die ein Verzeichnis und
Abbildungen aller ausgestellten Werke enthalten soll.

Seit (Vierzig Jahren wird über die Unzulänglichkeit
des Pariser Luxembourg-Museums geklagt, und seit
zehn Jahren ist davon die Rede, daß das konfiszierte Jesuiten-
kollegium St. Sulpiceder modernen Kunst eingeräumt werden
soll. Jetzt sind wir glücklich so weit, daß die Architekten
ihre Pläne und Kostenanschläge eingereicht haben. Danach
soll der Umbau des Kollegs und seine Einrichtung zu
Museumszwecken die Kleinigkeit von 1727000 Franken
kosten, die drei oberen Stockwerke sollen die'Gemälde, das
Erdgeschoß Kunstblätter und Kleinplastik, die ehemalige
Kapelle und die Gärten größere Skulpturen aufnehmen. Ein
Amerikaner hat dem französischen Kunstministerium das
nötige Geld angeboten, damit endlich die moderne Kunst
eine würdige Heimstätte erhalte, aber der Minister hat stolz
abgelehnt und gesagt, Frankreich habe selber Geld genug,
um seine Pflicht; zu tun. Nicht ganz so stolz war der
nämliche Minister, einem anderen Ausländer gegenüber,
einem Engländer, der darauf aufmerksam machte, wie kläg-
lich die neuere englische Kunst im Luxembourg vertreten
sei und der sich erbot, auf eigene Kosten eine würdige
Sammlung moderner englischer Arbeiten zu erwerben und
dem französischen Staate für das moderne Museum zu
schenken. < Wenn sich-jetzt ebensolche Wohltäter des fran-
zösischen Staates auch in Deutschland und in anderen Län-
dern finden wollten, dann könnte man hoffen, daß in Zu-
kunft das Pariser Museum moderner Kunst nicht nur ein
Museum französischer Kunst wäre. Was man aber nicht
hoffen darf — man müßte denn noch in der ersten Jugend
stecken —, das ist, die Vollendung und Einweihung des neuen
Museums zu erleben. Hoffentlich geht es mit dem Umbau
des Jesuitenkollegs nicht ganz so schlimm wie mit dem

Anbau zur Nationalbibliothek, der eine knappe Million kosten
und in höchstens zwei Jahren vollendet sein sollte; jetzt
baut man schon beinahe fünfzehn Jahre daran, die Sache
hat über zwölf Millionen gekostet, und ihr Ende ist noch
nicht abzusehen. Wappnen wir uns also mit Geduld.

In Simeuil in der Dordogne, wo schon seit Jahren
die in vorgeschichtlicher Zeit bewohnten Höhlen durch-
forscht werden, sind bei den im letzten Jahre im Auftrage
des französischen Staates vorgenommenen Ausgrabungen
nicht weniger als achtzig Steinplatten aus den Wänden der
Höhlen ausgebrochen und in das gallo-römische Museum
im Schlosse von St. Germain gebracht worden. Alle diese
Steinplatten sind mit Malereien bedeckt, die jagdbare Tiere
jener Zeit darstellen, vornehmlich Auerochsen, Renntiere,
Pferde und Steinböcke. Der Direktor des Museums in
St. Germain glaubt mit Hilfe von Beobachtungen an diesen
Malereien nachweisen zu können, daß wir es nicht ein-
fach mit einem aus rein ästhetischen Gründen besorgten
Wandschmucke zu tun haben, sondern daß diese Malereien
Beschwörungen und Zauberformeln enthielten, bestimmt,
den Jägern das abgemalte Wildjn die Hände zu liefern.
Sei dem, wie ihm wolle, kein Betrachter kann sich der
Tatsache verschließen, daß die vorgeschichtlichen Höhlen-
bewohner an scharfer Naturbeobachtung und prägnanter
Wiedergabe des gesehenen getrost den Vergleich mit
späteren, im übrigen weit mehr kultivierten Zeiten aus-
halten können.

Das Metropolitan Museum of Art in New York
hat kürzlich Whistlers Porträt des M. Theodore Duret

erworben. Erst durch dieses wundervolle, unter den Ar-
beiten des Meisters einen Ehrenplatz einnehmende Werk
ist der größte amerikanische Maler im größten ameri-
kanischen Museum gebührlich vertreten. Wie Duret in
seinem Werk über Whistler es erzählt, entstand dieses
Bildnis im Jahre 1883 in London und zwar infolge eines
Gespräches über die Unsitte der Maler, moderne Persön-
lichkeiten in idealisierter Form zu porträtieren. Whistler
meinte, man müßte jeden Menschen in der seiner Stellung
im Leben entsprechenden Kleidung malen. Um zu zeigen,
wie gut sich dieses Prinzip in der Praxis bewährt, lud
Whistler Duret ein, für ein Bildnis in Gesellschaftstoilette
zu sitzen, oder besser zu stehen, denn das ganzfigurige
Bild stellt den eleganten Franzosen stehend, mit einem
rosafarbigen Domino über dem linken Arm dar. — th.\)
Granada. Auf Veranlassung des Königs wird die
bisher so überaus schwer zugängliche Sammlung alt-
niederländischer Gemälde in der Capilla des los Reyes
der Kathedrale im kommenden Juli in die benachbarte
»Lonja« überführt werden, wo man dann diese überaus
wertvollen und wichtigen Primitiven ständig studieren und
bewundern können wird.^Gleichzeitig werden in dem-
selben Raum einige Hauptwerke gotischen Kunstgewerbes
Aufstellung finden. —y—

+ Für das König-Albert-Museum in Zwickau wurden
von Münchener Künstlern erworben : Fritz Bayerlein, »Vor-
frühling in Hellbrunn«, Julius Schräg, »Auf der Diele«.

STIFTUNGEN
Die Tiedge-Stiftung in Dresden veröffentlicht^so-
eben ihren Bericht über das Jahr 1912. Man sieht daraus,
daß diese Stiftung einesteils eine starke Tätigkeit als Wohl-
täterin entfaltet, andernteils auch die Kunst erheblich fördert.
Das Vermögen der Stiftung betrug am Schlüsse des Jahres
1912: 661384 M. 35 Pf. Für die Aufgaben der Stiftung
standen im Berichtsjahr 60363 M. 25 Pf. zur Verfügung.
Davon wurden verwendet 4850 M. für Kunstwerke, 54 M.
 
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