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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0222

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423

Literatur — Vermischtes

424

Organisation, die offenbar eine Notwendigkeit geworden
ist, nun auf dem besten Wege.

Der wirtschaftliche Zusammenschluß der Künstler-
schaft hat in München schon einige Taten aufzuweisen.
Es wurde eine Rechtsschutzstelle geschaffen. Wenn der
Verband durch Beschluß der Regierung rechtskräftig ge-
worden ist, wird die Stelle den Mitgliedern zur freien Ver-
fügung stehen. Die Finanzkommission leitet Prof. Eugen
v. Stieler, der erste Vorsitzende des Verbandes. Die wich-
tigsten Fragen des Verlags- und Reproduktionsrechtes be-
handelt eine eigene Kommission, mit Maler Max Nonnen-
bruch an der Spitze und einer Anzahl bekannter Münchener
Illustratoren. Eine weitere Kommission, die Professor
Hermann Urban leitet, hat die Schaffung von Wohlfahrts-
und Unterstützungsanstalten zur Aufgabe. Derselbe Leiter
sitzt in der Material- und Speditionskommission.

Der Kunstverein in Barmen gibt seinen Jahres-
bericht heraus, aus dem hervorgeht, daß, abgesehen von
graphischen und kunstgewerblichen Arbeiten, allein 47 Ge-
mälde aus den Ausstellungen im Oesamtwerte von 44165 M.
verkauft wurden. Darunter befanden sich je fünf Bilder
der Münchner Franz Marc und Adolf Erbslöh, ferner
Werke von E. Münch, Th. Schindler-Mannheim, A. Monti-
celli t, Th. Ribot und vielen anderen deutschen und aus-
ländischen Künstlern. Der Jahresbericht geht in würdiger
Weise auf die Kunstkämpfe ein, die jüngst einen ebenso
heftigen wie schlechtmotivierten Angriff des Malers Fahren-
krog gegen die Leitung des Vereins zeitigten. Die kleine
Galerie des Vereins, die gleichfalls von dem Konservator
Dr. Reiche verwaltet wird, erwarb 1012, teilweise als Ge-
schenk, Gemälde von Max Liebermann, Trübner, Schindler-
Mannheim und den »Provenzalischen Wirtschaftshof« von
A. Monticelli.

LITERATUR

Caecilie Achenbach, Oswald Achenbach in Kunst und
Leben. Köln, 1912, Verlag der M. Du Mont-Schauberg-
schen Buchhandlung. 190 S.
Das Büchlein, das bescheiden nur einen Pietätswert
erheischt, darf auch als ein nicht unwichtiger Beitrag zur
Düsseldorfer Künstlergeschichte betrachtet werden. Wie
man auch über Oswald Achenbachs Landschaftsmalerei
urteilen mag — und »man« urteilt heute meistens un-
gerecht —, die Persönlichkeit des Künstlers vereinigt so-
viel Typisch-Rheinisches, vom alten Hang zur Romantik
bis zur wahrhaft frohen Genießerkunst, daß sie, schon
unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, unseres Anteiles
gewiß sein kann. Denn gerade die Verkennung und Miß-
achtung gewisser rheinischer Eigentümlichkeiten hat einen
großen Teil der Kunsthistoriker und Kritiker zu einer gar
zu summarischen Unterschätzung der ganzen Düsseldorfer
Malerschule geführt, gegen die jetzt endlich mit Ernst am
Rheine selbst Front gemacht wird. Für »Oswald«, so
nannten ihn auch seine Kinder, nimmt aber vor allem ein,
daß er ungleich seinem Bruder Andreas, der die letzten
Lebensjahre zum guten Teile im Beichtstuhle verbrachte,
und ungleich so manchem noch lebenden »Alten Herrn«
des Düsseldorfer Malercorps sich ein offenes Auge für die
Kunst der Jüngeren bewahrte und beispielsweise die
malerische Kraft Max Liebermanns warm anerkannte. Auch
das wahrhaft freundschaftliche Verhältnis zum Kreise seiner
jüngeren Schüler gehört zu den ansprechenden Zügen seines
Charakterbildes.

Das Büchlein von des Künstlers Lieblingstochter Caecilie
ist ziemlich zwanglos komponiert, aber reich an Materialien
zu einer künftigen Biographie. Wie fast alle neueren
Düsseldorfer hat auch O. Achenbach das Unglück gehabt,
teils dem jeder kritischen Reizung unzugänglichen Lokal-
patriotismus der Düsseldorfer Kunstkritik anheimgefallen
zu sein, von dem das Machwerk Schaarschmidts über die
Düsseldorfer Kunst des 19. Jahrhunderts ein betrübendes
Dokument ist, teils der unversöhnlichen Feindschaft derer,
die dem Künstler seinen ja unbestreitbaren Publikumserfolg
nicht verzeihen konnten. Auf diesem historisch-biographi-
schen Gebiete ist für O. Achenbach noch alles zu tun.
Kein Zweifel, auch der Künstler Achenbach wird dann
wieder mehr zur Geltung kommen! In seinen guten
Stunden war er der ursprünglichste Kolorist der ganzen
Düsseldorfer Malerschule und zugleich der erste, der einem
ziemlich selbständigen Impressionismus huldigte. Ich be-
zweifle keinen Augenblick, daß die geplante westdeutsche
Ausstellung von 1915 diese Anschauung, die heute noch
zu kühn erscheinen mag, zu einem consensus communis
machen wird, wenn sie die größeren, meistens vor der
Natur gemalten Farbstudien, von denen die wichtigsten
sich bei dem Sohne Benno von Achenbach in Berlin be-
finden, vor den oft gar zu bildmäßig komponierten großen
Landschaftsbildern bevorzugen wird. .

Ein trübes Kapitel dieses Künstlerlebens bilden die
Übermalungen von fremder Hand, von denen Achenbach
eben dank dem großen Erfolge bei dem italienliebenden
Publikum in erschreckendem Grade betroffen wurde. Vor
mir liegt ein neuerer Auktionskatalog mit zahlreichen Ab-
bildungen z. T. vortrefflicher Bilder und Studien Achenbachs.
Darunter findet man eine »Abendstimmung in den italieni-
schen Alpen«, die ganz willkürlich aus einem »Blick auf
die Jungfrau« geschaffen wurde, indem eine unberufene
Hand einige Lazzarone- und Prete-Figuren hinzufügte und
ein Mädchen in Berner Landestracht in eine »malerisch«
gekleidete Italienerin umgestaltete! Walter Cohen.

VERMISCHTES

Der französische Staatssekretär für Kunst hat die bis-
her allen Ankäufen des französischen Staates beigefügte
Klausel unterdrückt, wonach die verkaufenden Künstler auf
ihr Urheberrecht verzichten mußten. Demnach durften
früher alle im Besitze des französischen Staates befind-
lichen Kunstwerke, auch wenn der Urheber noch lebte,
ohne weiteres reproduziert werden, denn die Regierung
gestattete die Vervielfältigung in allen Fällen. Von jetzt
an aber wird man auch bei den in den staatlichen Museen
Frankreichs befindlichen Werken der Erlaubnis des Ur-
hebers zur Reproduktion bedürfen.

X Prinz Friedrich Leopold der Jüngere von Preußen,
der Sohn des Prinzen Friedrich Leopold, hat sich, seit
kurzem ganz der Malerei gewidmet. Der Prinz genießt
zurzeit den Unterricht von Karl Hagemeister, dem allzu-
lange verkannten und jetzt endlich nach Gebühr ge-
schätzten märkischen Landschafter.

Der Verein der Kunstfreunde im Großherzogtum
Baden hat für die diesjährige Verlosung Max Liebermann
zur Herstellung einer graphischen Arbeit gewonnen. Sie
stellt den Empfang der Königin Wilhelmine von Holland
in Amsterdam dar; die Bewegung der Menge, die der
Königin entgegenjubelt, ist mit bekannter Liebermann-
scher Meisterschaft festgehalten.

Inhalt: Wie wurde Cuyp während seines Lebens geschaht? Von A. Bredius. - L. v. Lemcke t; Th.Qrolltj H. Simonsfeld f, P. V.Delarowf.-
Personalien. - Wettbewerbe : Bebauungsp ane ur Geestemünde und Montevideo. - Ausgrabungen von Ain Shems. - Ausstellungen in
Paris, Leipzig Chemnitz, Wilhelmshaven Madrid, Lemberg, Warschau, Buenos Aires. - Berliner Museen: Pariser Luxembourg-Muleum;
w/" fum™nSt.Oerma.n; Metropohtan-Museum m New York; Lonja in Oranada; König-Albert-Museum in Zwickau. - Tiedge-Stiftung. -
_Wirtschaftliche Organisationen der Kunstler Oroli-Berhns und Münchens; Kunstverein in Barmen. - Literatur. - Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße]IIa
Druck von Ernst Hcdrich Nacht., o. m. b. h., Leipzig
 
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