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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 24.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.6192#0301

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Forschungen

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der erstgenannten Bilder und ihrer in verschiedenen Museen
resp. Privatsammlungen befindlichen Repliken erwähnt
Mayer, daß eine Replik des Münchener Bildes im Museum
in Valenciennes die Signatur J. Co trägt.

Herr Sieveking legt einen aus Rheingönheim in der
Pfalz stammenden römischen Fund vor, ein Medaillon aus
blauem Glas in Bronzefassung, das ein männliches Brust-
bild und auf den Achseln und der Brust drei Kinderköpfe
zeigt. Er bestimmt das Stück auf römische Kaiserzeit,
1. Jahrhundert nach Christus, und erblickt in dem Dar-
gestellten Germanicus. Weiter legt er die Photographie
eines in Kleinasien gefundenen, sehr fein gearbeiteten
Symplegmas vor, das kürzlich im Münchener Kunsthandel
aufgetaucht war.

Herr Wolters zeigt ein griechisches Grabrelief in
Marmor, das einen sitzenden Mann nach rechts gewendet
zeigt, den Unterkörper in den Mantel gehüllt, in der Hand
eine leichte Leier; ihm gegenüber ein nackter Knabe mit
einer Buchrolle, also singend. Wolters weist auf Vasen
mit ähnlichen Schulszenen, besonders auf die Vase des
Duris hin. Leierspieler und Knabe sind als Einheit zu
fassen, das Grabmal also dem als Lehrer der Musik dar-
gestellten sitzenden Mann gewidmet. Es soll sich früher
in einer der Kgl. Villen in Neapel befunden haben, ist ein
echt griechisches Stück des 5. Jahrhunderts, läßt sich aber
nicht lokalisieren. Jedenfalls ist es nicht altisch, wie auch
der stark mit Glimmer durchsetzte Marmor beweist. Das
Werk ist eine Neuerwerbung der Glyptothek.

FORSCHUNGEN

Notizen zu einigen Bildern der Sammlung Max
Michaelis. Der Katalog von Mr. F. Martin Wood zu
dieser, einige Zeit öffentlich in der Grosvenor Gallery zu
London ausgestellten Sammlung, welche nächstens nach
Süd-Afrika abreist, enthält einige Zuschreibungen, die
mir bestimmt unrichtig vorkommen. Gleich Nr. 1: »Porträt
einer jungen Dame«, Rembrandt zugeschrieben, ist doch
wohl sicher nicht von diesem Meister. Freilich ist es in
das Bodesche Rembrandtwerk aufgenommen und kommt
bei Valentiner-Rosenberg auf S. 99 vor. Dr. Bredius, der
es aus der Hugh Laneschen Sammlung kannte, sagte
einigen Freunden (und auch mir) schon früher, daß es
seines Erachtens bestimmt von Bol aus dessen früherer
Zeit sei. Nachdem ich das Bild gründlich studiert habe,
muß ich seinem Urteil ganz beistimmen, und ich höre,
daß Dr. Hofstede de Groot diese Ansicht auch sehr ent-
schieden teilt. Die Modellierung des Kopfes ist sehr
schwach und die Malerei im Gesicht recht weich ohne
jegliches Impasto. Der Kragen ist genau wie jener des
Frauenporträts Bols im Kaiser-Friedrich-Museum gemalt.
Die goldene Kette, das Armband usw. sind ebenso gering
und »handwerksmäßig« gemalt wie die goldenen Knöpfe
der sogenannten Frau Bas in Amsterdam und des Frauen-
porträts von Bol auf Haiton Manor. Am linken Arm, bei
der Manschette, finden wir dieselbe Technik wie auf fast
allen Bol-Porträts: die mit der Manschette parallel laufen-
den Pinselstriche, welche Dr. Bredius als charakteristisch
für Bol beschrieben hat. Rembrandt hätte doch noch
mehr gegeben als bloß ein anziehendes Bildnis; das be-
weist sein Selbstbildnis von 1640 in der National-Galerie
— und aus dieser Zeit stammt wohl dieses Bild ungefähr.
Es ist wahrscheinlich verkleinert, da die Figur zu groß für
den Raum erscheint; hätte sie für ein Büstenporträt ge-
sessen, würde sie sitzend dargestellt sein. Das Bild muß
gänzlich restauriert werden, da die Farbe schon abbröckelt.

Warum das »Porträt eines alten Mannes« (Abb. 5
des Kalalogs), welches weder holländisch noch aus dem

17. Jahrhundert ist, von Abraham Bloemaert gemalt sein
soll, verstehe ich nicht.

Der »Kopf eines Hirten« (Abb. 6) ist nicht von Willem
de Keyser, dem problematischen Meister, von dem kein
bezeichnetes Bild bekannt ist, sondern ein echter Thomas
de Keyser, dem großen Vorgänger Rembrandts in Amster-
dam. Auch hier findet man sein kräftiges Kolorit, mit den
grünlichen Schatten und dem starken Impasto, wie auf
andern ähnlichen Werken der reifen Zeit.

Das »Porträt eines jungen Kavaliers« (Nr. 9) Hol-
ländische Schule genannt, scheint mir eine Arbeit Hanne-
mans, der van Dyck oft so nahe kam. Der Katalog liest
das Datum falsch (1666); es steht 1635 da, und Hanneman
hat es in England gemalt, von wo er 1640 wieder nach
Holland zurückkehrte. Vielleicht hat das Werk etwas durch zu
starke Reinigung gelitten, wodurch die starke Modellierung
des Kopfes und das kräftige Kolorit weniger hervortreten.

Govert Flinck war doch wirklich ein zu tüchtiger
Künstler, um ihm den »Orientalischen Prinzen« zuschreiben
zu können (Abb. 13 des Katalogs) und das soll noch sein
Selbstbildnis sein! Eher ist es die Arbeit eines schwachen
Rembrandt-Nachahmers, aber noch geringer; etwa in der
Art des Gerrit Horst.

Das merkwürdige Bild, welches der Katalog »a tachider-
mist« nennt (warum nicht »ein Hühnerweib«) ist eins der
interessantesten der Ausstellung. Ich glaube nicht, daß
Aert de Gelder (dem der Katalog es zuschreibt) schon
geboren war, als es gemalt wurde. Alle Werke de Gelders

verraten den Einfluß der Werke Rembrandts aus seiner
letzten Zeit, wovon hier nichts zu spüren ist. Wenn ich
an das von Bode in »Art in America II« publizierte Bild
einer alten Frau und an Lord Pembrokes »Lesende Frau«
denke, wage ich dieses Bild Rembrandt zuzuschreiben in
seiner frühesten Periode — vor 1630.

Trotz der etwas gedrungenen Komposition (siehe Ab-
bildung) offenbaren die freie Behandlung der Farben, die
schon ganz Rembrandtsche Lichtwirkung und die delikaten,
transparenten Schatten Qualitäten, welche weder Lievens,
Dou noch andere holländische Maler in der Zeit auf-
 
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