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Bibliotheca Hertziana [Editor]; Bruhns, Leo [Honoree]; Wolff Metternich, Franz [Honoree]; Schudt, Ludwig [Honoree]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0137

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S. Lorenzo Maggiore in Neapel und die süditalienische Architektur unter den ersten Königen aus dem Hause Anjou 133



79. Neapel, S. Lorenzo Maggiore, Blick in das nördliche
Querschiff und den Umgangschor

80. Neapel, S. Lorenzo Maggiore, Blick aus dem Chor
nach Westen auf die Südwand des Schiffes

kern mit vier starken, halbrunden Vorlagen besteht, besitzt über den seitlich hochgeführten zusätzlichen
Eckdiensten schräggestellte Kapitel]deckplatten, die aber nur gegen das Polygon zu für Diagonalrippen
ausgewertet wurden. Gegen das Vorjoch zu tragen sie dagegen nur das äußere Profil des Gurtbogens,
während die Diagonalrippen des Kreuzgewölbes ein Stück höher auf einer kleinen Konsole aufruhen.
All dies sind deutliche Anzeichen dafür, daß die Überhöhung des Vorjoches erst in Abänderung des
französisch orientierten Chorplanes erfolgt ist. Für das Auffangen der Diagonalrippen auf kleinen
Konsolen bediente man sich einer schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Süditalien mehrfach
geübten Gepflogenheit13. Abweichungen vom ursprünglichen Plan sind auch bei den Pfeilern der west-
lichen rechteckigen Umgangskapellen zu erkennen: sie haben auch gegen das Querschiff halbrunde
Vorlagen mit Kapitellen, die aber funktionslos bleiben. Ursprünglich sollten sie wohl die Gurtbogen der
Joche eines östlichen Nebenschiffes zum Querhaus aufnehmen. Überdies zeigen noch die Vorlagen des
Triumphbogens gegen das Querhaus eine vom Pfeilersystem des Chores abweichende Form, da bei ihnen
die sonst deutlich vortretenden Kanten des Pfeilerkernes verschleiert werden und der Eindruck durch
relativ schlanke, runde Dienste bestimmt ist; sie haben etwas niedrigere Sockel als die Chorpfeiler und
sind letzteren gegenüber durch eingemeißelte Halbkreisbogen bereichert. Ferner sitzt das Profil des
Triumphbogens, der im Gegensatz zum halbkreisförmigen Gurtbogen des Apsispolygons spitz gebildet
ist, sehr unorganisch auf den Kapitellen der Vorlagen. Am Außenbau spricht die gleiche Anfallshöhe
aller Strebebogen des Chores für eine nachträgliche Überhöhung des Vorjoches; die Strebebogen am
Vorjoch scheinen nachträglich verstärkt worden zu sein. Es ist somit festzuhalten, daß man in S. Lorenzo

13 Ähnliche Lösungen finden sich etwa in Atri oder in S. Bartolomeo in Carpineto della Nora (Gavini, a. a. O.).
 
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