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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0243

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DIE PAEPSTLICHE VILLA BEI ARACELI
Ein Beitrag zur Geschichte der kapitolinischen Bauten
von Jacob Hess
Wie viele Jahre hast du? — Es hat sie niemand gezählt.
(Goethe, Lehrjahre I, 2. Buch, 4. Kapitel)
Die kurze Erwähnung durch Baglione bot den Anlaß zur Beschäftigung mit der Geschichte dieses längst
verschwundenen Bauwerks1; die Vernachlässigung durch die Autoren von zwei jüngsterschienenen,
bedeutenden Studien2 rechtfertigt vielleicht den Versuch, eine vor mehr als zehn Jahren geschriebene,
kurzgefaßte Anmerkung zu erweitern und dem Gegenstand derselben die Stellung zuzuweisen, welche ihm
unter den auf die Erneuerung des Kapitols gerichteten Arbeiten zukommt.
Der Wunsch, den als gesundheitsschädlich geltenden Aufenthalt im Vatikan zu unterbrechen, hatte dazu
geführt, daß die Päpste im Sommer nach einer anderen Residenz übersiedelten. Seit dem späten 15. Jahr-
hundert stand der Palast bei S. Marco zur Verfügung, der jedoch klimatisch keine ganz befriedigende
Lösung bot3. Paul III. hatte ein paarmal in der Villa Caraffa auf dem Quirinal gewohnt; Hügellage und
Garten brachten Erfrischung, aber die Hofhaltung konnte hier nicht Platz finden4. Ein anderer, geschicht-
lich viel interessanterer Hügel war in nächster Nähe: das Kapitol. Die päpstliche Villa, genannt „Il
Palazzo di Araceli“, auch, vielleicht später, ,,La Torre di Paolo III“ oder ,,La Rocca Paolina“, erstand
auf dem Areal des Klosters von S. Maria in Araceli5 und wurde, um den Aufruhr zu vermeiden, welchen
das Erscheinen des Papstes in der Öffentlichkeit zu erregen pflegte, durch einen Korridor mit dem
„palazzetto“ bei S. Marco verbunden, der sich damals beinahe am Fuß des kapitolinischen Hügels
befand6. Auf dieselbe Weise gelangte der Papst vom Vatikan zum Belvedere7 oder zur Engelsburg8;
die Anordnung war ihm vertraut und erwünscht, denn sie bot nicht nur die Verbindung zwischen
Amtsräumen und Privatwohnung, sondern auch einen von ihm bevorzugten Spaziergang.
Nach dem Tode Pauls III. (1549) hatte das Bauwerk wechselvolle Schicksale. Pau] IV. (1555-1559) gab
es den Franziskanern, Pius IV. (1559-1565), der sich gelegentlich der Schenkung des Palastes bei S. Marco
von den Venezianern das Wohnrecht für die Päpste ausbedungen hatte, bediente sich der Villa und ließ
dort durch Taddeo Zuccari die von Vasari und Baglione erwähnten Gemälde ausführen9. Gregor XIII.
(1572-1585) wohnte zwar in den ersten Sommern seines Pontifikats im Palazzo di S. Marco, scheint aber
nie in die Villa gekommen zu sein, vielleicht weil ihm, dem vornehmen und hochkultivierten Mann, die
Nähe der als ungeschliffen verschrieenen Franziskaner nicht zusagte10. Unter seinem Pontifikat begannen
1 Giovanni Baglione, Le Vite . . . Rom 1642, S. 121: ,,Fece parimente con Taddeo nel palagio d’Aracaeli a fresco in una di quelle
sale im fregio.“ - Die Nachricht stammt von Vasari (Milanesi VII, S. 90); über das Bauwerk vgl. Carlo Cecchelli, Viatico della
Roma ehe fu, in: Capitolium III, 1927, S. 240f.; Emma Amadei, Le Torri di Roma, Rom 1932, S. 71 ff.; dies., Roma turrita,
Rom 1943, S. 137ff.; L’,,Ara Primogeniti Dei“ e la residenza di Paolo III sul Campidoglio, in: Illustrazione Vaticana 1933,
S. 677ff.; Silvio Negro, Album Romano, Florenz 1956, Abb. 128; vgl. Ann. 9.
2 Pio Pecotttat, II Campidoglio nel Cinquecento, Rom 1950; Herbert Siebenhüner, Das Kapitol in Rom; Idee und Gestalt,
München (1954).
3 Philipp Dengel, Max Dvorak und Hermann Egger, Der Palazzo di Venezia in Rom, Wien 1909, S. 78ff.
4 P. Adinolfi, Roma nell’etä di mezzo, Rom 1881, Bd. II, S. 325f.; L. v. Pastor, Geschichte der Päpste, Bd. V, S. 763.
5 P. F. Casimiro Romano, Memorie istoriche della chiesa e convento di S. Maria in Araceli, Rom 1736; Rodolfo Lanciani,
Storia degli Scavi, Bd. II, Rom 1903, S. 55ff.
6 Giuseppe Zippel, II Palazzetto di Venezia, conferenza tenuta in Roma, presso l’,,Associazione artistica fra i Cultori di architet-
tura“ il 14 maggio 1910, in: Conferenze e Prolusioni, Anno III, Nr. 11, S. 3-15.
7 James S. Ackerman, The Cortile del Belvedere, Biblioteca Apostolica Vaticana, 1954.
8 Giovanni Zanetti,I1 „Passetto“ del Vaticano, in: Illustrazione Vaticana IV, 1933, S. 841-843; Ermanno Ponti, II Corridore,
in: Capitolium 1934, S. 247-256. Der von Adriano Prandi am 29. März 1951 in der Pontificia Accademia di Archeologia gehaltene
Vortrag scheint nicht im Druck erschienen zu sein (s. Archivio della Societä romana di Storia patria, A. LXXIV [1951], Terza
Serie, vol. V, Fase. I-IV, p. 150, nota 1); s. ferner: Deoclecio Redig de Campos, Indice cronologico e bibliografico dei lavori
eseguiti dal Laboratorio Vaticano per il Restauro delle Opere d’Arte dal 1939 al 1957, in: Triplice omaggio a Sua Santita Pio XII
. . . vol. II, Cittä del Vaticano, 1958, S. 324.
9 s. Anm. 1; Casimiro, a. a. O., S. 468ff.; Dengel, a. a. O.; Baglione, a. a. O., Vita di Federico Zucchero, Pittore.
10 ..non essendo mai stato in nessun secolo, amenitä, stile, poesia, spirito, e giudizio dentro il cappuccio ...“ (Passeri, Vite, ed.
 
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