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Bibliotheca Hertziana [Editor]; Bruhns, Leo [Honoree]; Wolff Metternich, Franz [Honoree]; Schudt, Ludwig [Honoree]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0330

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326

Klaus Schwager


236. S. Maria Maggiore, Einblick in den Innenraum (aus De Angelis, fol. 99)

jedenfalls aber im neunten Jahrzehnt des Jahrhunderts unter dem damaligen Kardinal und Erzpriester
der Basilika Rodrigo Lenzuoli-Borgia, dem späteren Alexander VI.. ausgeführt12 - legte schließlich folge-
richtig die uralten Proportionen des Hauptraums im Sinne der Renaissance greifbar und anschaulich
fest (Abb. 236).
Die Kassettendecke blieb bis zu Sixtus V., das heißt ein Dreivierteljahrhundert lang, der letzte den
Gesamtbau mitformende Eingriff. Vor diesem Zeitpunkt bestanden die hervorstechenden Leistungen
des neuen Jahrhunderts in der Errichtung von großen Familienkapellen. Sie glichen jedoch wie die
Cappella Cesi (etwa 1540-1568)13 und vor allem die Cajpella Sforza (nach 1556 bis 1572-1580)14 in ihrer
architektonischen Durchformung fast selbständigen kleinen Kirchen, bei denen in keinem Falle eine
für die Erscheinung des Gesamtkomplexes der Basilika fruchtbare Zuordnung versucht wurde. Im
Außenbau (Abb. 254) trugen ihre ungegliederten Wände zwischen SW-Seitenschiff und Palazzo nur
noch weiter zur Verunklärung der Erscheinung der Basilika bei, während im Inneren die noch bei
De Angelis (Abb. 2L6) erkennbaren kleinen autonomen Fassaden an der Seitenschiffstraße hcchstens in
der Grundeinteilung auf den sichtbaren Ordnungsträger der Basilika, die Interkolumnien, Rücksicht
nahmen15. Daneben beschränkte man sich weitestgehend auf die Fertigstellung von Begonnenem und
12 Zu diesem in den Guiden immer wieder als Schöpfung Alexanders VI. gerühmten Werk: Biasiotti, Melanges, p. 36; B. hält
den Beginn der Arbeiten schon unter dem ersten Borgia-Papst Calixt III. für möglich.
13 Anscheinend nach einem der hl. Katharina geweihten Vorgängerbau Paolo Cesis (f 1537) durch Kardinal Federico Cesi errichtet.
Baglione, p. 68, vermutet durch M. Lunghi; G. Giovannoni, Saggi sull’Architettura del Rinascimento, Chiese della seconda
meta del Cinquecento, Roma 1931, pp. 179ff., schreibt sie mit guten Gründen Guidetto Guidetti zu. Als terminus ante der Fertig-
stellung könnte die Bulle Pius’ V. vom 11. Aug. 1568 gelten, in der die Kaplaneien Paolo Cesis und zwei neue Federico Cesis
bestätigt wurden (Ms. Bianchini, VI, p. 159).
14 1556 nach Plänen Michelangelos für Kard. Ascanio Sforza begonnen, der seit 1541 Erzpriester der Basilika war. Vollendung,
vermutlich durch Giacomo della Porta, unter Kardinal Alessandro Sforza (von 1572—1581 Erzpriester). 1572 war die Kapelle
mindestens im Rohbau fertig (Inschrift s. Ciacconius, Vita et Res Gestae Pontificum Romanorum et S. R. E. Cardinalium. . .,
Roma 1677, III, Sp. 961). Endgültige Fertigstellung wohl erst 1580, als am 15. Juli fünf Kaplaneien eingerichtet wurden (Ms.
Bianchini VI, p. 63). Lit. u. a.: De Angelis, pp. 63, 72; D. Frey, Michelangelo-Studien, Wien 1920, p. 64f.; V. Fasolo, La
Cappella Sforza di Michelangelo, Architettura e Arti decorativi III, 1923/24, p. 433ff.; A. Schiavo, La Vita e le opere archi-
tettoniche di Michelangelo, Roma 1953, pp. 243ff.; Ch. de Tolnay, Michelangelo, Firenze 1951, p. 197f.
15 Bei der Cappella Sforza standen die vier Fassadenpilaster jeweils vier Mittelschiffsäulen gegenüber; bei der Cappella Cesi war
nur der Eingang direkt auf das Interkohunnium gegenüber bezogen; bei der älteren Cappella del Gonfalone (Abb. 241) stand
mitten vor dem Eingang eine Mittelschiffsäule. Viele der kleinen bei De Angelis schematisierend dargestellten Kapellen dürften
eigentlich überhaupt ohne Bezug auf die Grundeinteilung des Hauptschiffes gewesen sein (vgl. De Angelis, tav. 56, u. Biasiotti,
 
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