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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0473

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Cornacchinis Reiterstatue Karls des Großen in St. Peter

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Zahlungen für die Modelle22
Das große Modell wurde an Ort und Stelle gearbeitet. Das geht
mit wünschenswerter Klarheit aus der „Relazione“ hervor,
wo es heißt: „Posta dunque la mano al modello in grande
dentro la Nicchia medesima, ove dovea collocarsi la statua.“
Auch aus den Dokumenten ist dieser Tatbestand ersichtlich.
Der Grund für diese ungewöhnliche Maßnahme war zum Teil,
daß es unmöglich zu sein schien, ein geeignetes Atelier für den
Riesenauftrag zu finden23.
Die Zahlungen für die Modelle beginnen am 22. März 1720:
„Al Sig.re Agostino Cornacchino scultore scudi cinquanta
m.ta a conto de modelli della Statua Equestre di Carlo Magno
ehe dal medemo si fanno per ser.vo della Re.da fab.a . .
Bis zum 18. November erhielt Cornacchini 400 scudi.
15. Dezember 1720: „Al Sig.re Agostino Cornacchini sc.
100:75 m.ta per suo rimborso delle spese fatte per il p.mo
Modello di Creta, e per il 2do di Cera, et altro della Statua
Equestre di Carlo Magno . . .“ Das Verhältnis des „primo
modello di creta“ zum „secondo di cera“ ist nicht klar. Die
erheblichen Ausgaben sprechen dafür, daß es sich um große
Modelle handelt.
Reguläre Zahlungen für die Modelle laufen bis zum 29. Juli
1721 und dann wieder vom 5. Januar bis zum 11. Juli 1722.
Im ganzen erhielt Cornacchini 1460.73 scudi.
Schon am 31. Juli 1720 erhält der Schmied Giovanni Battista
Bussetti eine Zahlung für das Gerüst des Modells: ,,A m.ro
Gio Batt.a Bussetti ferraro sc. 130 m.ta a conto de lavori ad
uso di sua Arte fatti, e da farsi, compresovi il prezzo de ferra-
menti dati per lavorare li stucchi fatti nel Portico di S. Pietro,
quanto per l’armatura del Modello della Statua Equestre di
Carlo Magno . . .“ Eine zweite Zahlung erfolgt am 15. Dezember
1720. Insgesamt werden ihm 250 scudi ausgezahlt. Am 15. De-
zember empfängt auch der Agent Filippo Valeri eine größere
Zahlung für die Arbeit von neun Leuten an der Armatur und
den Gerüsten.
,,15. Dezember 1720: Al S.e Filippo Valerij fattore ... sc.
284:30 simili per n.o nove Manuali ehe hanno lavorato a fare
a sodisfattione dello scultore ehe lavora la Statua Equestre
di Carlo Magno, diversi Ponti, et alcune armature per l’ossatura
di d.a Statua, e Cavallo . . .“
Um Platz für die Fronleichnams-Prozession des Jahres 1721
zu schaffen, mußten die Gerüste vor dem Modell abmontiert
werden.
24. Juli 1721: „Al S.e Filippo Valerij fatt.re . . . sc. 243:47
(für verschiedene Arbeiten) . . . e fatto, e disfatto li Ponti
avanti la Statua . . . per la processione del Corpus Domini . . .“
Das Modell blieb an Ort und Stelle bis zum Juli 1722, aber es
war schon über 20 Monate früher vollendet.
Papst Clemens XI. besichtigt das große Modell am
28. Oktober 1720
Die Beschreibung in dem päpstlichen Organ „Cracas“ (N.516,
p. 9f.) beweist, daß an diesem Tage das große Modell bereits
fertig war. Der Papst befand sich auf einer Inspektionstour
durch St. Peter, und während er sich im Portikus auf hielt,
,,fu all’improviso aperto lo steccato, ehe copriva il modello
della Statua equestre di Carlo Magno, e parve appunto ehe si

alzasse la tenda d’un sontuoso Teatro alla vista di numeroso
popolo tratto dalla curiositä di vedere un Opera, ehe sarä una
delle piü insigni ehe illustri la maestä di quel gran Portico.
Si vidde adunque sopra basamento di squisita proporzione,
e simetria un generoso Cavallo in atto di passegiare, cosi bene
ideato daU’eccellente Scultore Agostino Cornacchini, e cosi
al vivo imitato in ciascheduna delle sue parti, ehe non li
manca altro ehe il moto. Campeggia questa Statue Colossea
avanti un Arco Trionfale d’ottima architettura, nel di cui
fregio, o sia cartellone si leggono le sequenti parole, Carolo
Magno Sedis Apostolicae vindici.“
Ankauf des Marmors
Zahlungen für den Ankauf des Marmors beginnen am 23. Juli
1720. Am 31. August dieses Jahres erhält Cornacchini 23.30
scudi Unkostenerstattung „per diverse speditione per il tratto
della compra per la Statua Equestre . . .“ Weitere Zahlungen
erfolgten am 5. November 1720, 2. Januar und 13. Mai 1721.
An diesem Tage: „Al S.e Giuseppe Berte di Carrara e per esso
a Giuseppe Ant. Fontia ... in conto di d.to marmo . . .
sc. 493:75.“ Es vergingen aber noch Monate, bis der Marmor
sich auf dem Weg von Carrara nach Rom befand. Cornacchini
reiste selbst nach Carrara, um den Marmor zu inspizieren und,
wie es scheint, dafür zu sorgen, daß das Gewicht reduziert
würde.
Am 4. September 1721 erhält er folgende Zahlung: „Al Sig.re
Agostino Cornacchini sc. 100 m.ta li medemi serviti per andare
a Carrara per riconoscere, e sgravare il marmo della Statua
Equestre di Carlo Magno ehe dal med.mo si fä per serv.o della
R.va fabrica . . .“ Die Zahlungen an Giuseppe Berte laufen
bis zum 21. April 1722. Einen Monat vorher, am 17. März,
erhält er: „sc. 136:661/2 per prezzo et intiero pagamento di
quattro pezzi di marmo ehe assieme fanno carrettate 13 . . .“
Aber die endgültige Abrechnung erfolgt am 21. April:
„sc. 524 per resto et a compimento delli sc. 3000 prezzo del
marmo per la Statua sudetta . . .“ Das Geld ging durch die
Hände des Schatzmeisters (depositario) Giulio Cesare Quaran-
totto, dem zwischen dem 20. Juli und 25. Oktober 1722 600
scudi zurückerstattet wurden, die er an Giuseppe Berte
ausgezahlt hatte.
Es scheint, daß nach diesem Datum noch weitere Marmor-
ankäufe von einem Mitglied der bekannten Familie Baratta
getätigt wurden und daß Cornacchini selbst am Marmorhandel
beteiligt war.
27. Juli 1724: „Al Sig.re Giulio Cesare Quarantotto scudi
473:40 per suo rimborso d’altrettanti da esso pag. . . . per
resto e saldo di tutti li marmi da detto Baratta proveduti sino
al p(rese)nte g(ior)no . . .“
5. August 1726: „Al S.e Agostino Cornacchino scultore, e
Prov(edito)re de Marmi sc. 1853 m.ta sono per prezzo et
intiero pagam.to di tutti li marmi da esso provisti sino al
p.te giorno . . .“
Transport des Marmors
Im März 1722 traf der Marmor in Rom ein. Büffel zogen die
Barke mit dem großen Block stromaufwärts von Fiumicino
zum römischen Hafen der Ripa Grande. Dort angelangt, wurde

22 In der Sammlung Gabburri in Florenz befanden sich viele Zeichnungen von der Hand des Cornacchini; einige waren Studien
zu Karl dem Großen (Campori, op. cit„ pp. 570, 578, 582f.). Über den Verbleib dieser Zeichnungen ist mir nichts bekannt.
23 Relazione, p. 3. Später wurde ein Atelier für Cornacchini gebaut; siehe unten, Zweifellos wollte man auch die Wirkung des
Modells an Ort und Stelle kontrollieren.
 
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