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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0492

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488

Gerhard Bott

enthalt in Rom eine Villa [die Villa Malta] gemiethet, die in einer der gesündesten Gegenden liegt, über
Trinita di Monte, hinter der Angelica kleinem Garten am Hauß, diese werden wir gleich bey der retour
von Neapel beziehen, und derweilen einrichten lassen. Die Besorgung davon hat Verschaffelt über-
nommen, der, wie Du selbst weißt, ein äußerst dienstfertiger, braver, gescheiter Mann ist . . .“10 Goethe
beglückwünschte die Herzogin zu ihrer neuen Wohnung und freute sich über Verschaffelts Hilfe: „Sie
werden Nachbarin von der Angelica. Dazu wünsche ich Ihnen viel Glück. Die Villa ist herrlich gelegen,
bewohnen Sie das Paradies gesund und froh und gedenken mein ... Es freut mich, daß der gute Ver-
schaffelt für Sie in der Villa arbeitet . . A11
Der seit 1782 in Rom weilende Architekt und Bildhauer fertigte für den Freiherrn von Einsiedel 1790
eine Ansicht der von ihm eingerichteten Villa Malta, die sich heute im Schloß Tiefurt bei Weimar befindet.
Im Jahre 1793 kehrte Verschaffelt nach Mannheim zurück, wo er als Nachfolger seines Vaters die von
diesem begründete Mannheimer Akademie übernahm.
Mehr noch als Verschaffelt oder der junge Bury trat der Frankfurter Maler Johann Georg Schütz in
Beziehung zur Herzogin, jener Maler, den Goethe ihr als seinen römischen „Hausgenossen“ genannt
hatte. Dieser wohnte mit den Malern Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Johann Heinrich Lips und
Friedrich Bury in Rom bei dem Kutscher Serafino Collina12. Der Künstlergruppe hatte sich Goethe im
Jahre 1786 als „Philipp Möller, Kaufmann aus Leipzig“ zugesellt. Er wohnte bei ihnen bis zu seinem
Abschied aus Rom im Juli 1788. Für seinen aus dieser Zeit stammenden, berühmt gewordenen Aufsatz
„Das Römische Carneval“ zeichnete der Landsmann Schütz Maskenbilder, die der ebenfalls aus Frank-
furt stammende Georg Melchior Kraus „in Quarto radiert und nach den Originalen illuminiert“ hat13.
Die Bildchen waren keine großen Kunstwerke, aber als Illustrationen eines Buches waren sie wohl-
gelungen. So konnte Goethe Schütz mit gutem Gewissen empfehlen.
Johann Georg Schütz war am 16. Mai 175514 in Frankfurt am Main als Sohn des Malers Christian Georg
Schütz geboren. Den ersten Unterricht erhielt er bei dem damals als Landschafts- und Architektur-
maler geschätzten Vater. Er war neben dem Vater nicht das einzige künstlerisch begabte Mitglied der
Familie15 16. Sein älterer Bruder Franz wurde wegen seiner Schweizer Landschaftsbilder bekannt, und sein
jüngerer Bruder Heinrich Joseph versuchte sich hauptsächlich in der Aquatinta-Manier. Auch seine
Schwester Philippine war eine eifrige Landschaftsmalerin. Der Vetter Christian Georg Schütz kam eben-
falls schon früh zu seinem Oheim und Taufpaten in die Lehre und wurde Maler. Als Einundzwanzig-
jährigen finden wir Johann Georg Schütz an der Düsseldorfer Akademie, wo er mit Kopieren und Akt-
10 Otto Harnack, Zur Nachgeschichte der Italienischen Reise, a. a. O., S. 116 Nr. 50, Brief vom 27. Dezember 1788.
Verschaffelt unterrichtete Goethe in Rom in der Perspektive; Otto Harnack, Zur Nachgeschichte der Italienischen Reise,
a. a. O.; S. 40, Nr. 18, Brief vom 23. Juli 1788. Goethe, Zweiter Römischer Aufenthalt, Brief vom 11. August 1787, W. A. Abt. 1,
Bd. 32, S. 56f.
11 Otto Harnack, Zur Nachgeschichte der Italienischen Reise, a. a. O., S. 138 Nr. 58, Brief vom 6. Februar 1789.
12 Diese Künstlergemeinschaft schildern Friedrich Noack, Das Deutsche Rom, Rom 1912, S. 87, und Otto Harnack, Deutsches
Künstlerleben in Rom, a. a. O., S. 55.
13 In Goethes Reisebericht über die „Italiänische Reise“ heißt es im Februar 1788: ,,. . . Hierauf notierte ich mir die einzelnen
Vorkommnisse der Reihe nach, welche Vorarbeit ich später zu dem soeben eingeschalteten Aufsatz benutzte, bat auch zugleich
unsern Hausgenossen, Georg Schütz, die einzelnen Masken flüchtig zu zeichnen und zu kolorieren, welches er mit seiner gewohnten
Gefälligkeit durchführte. Diese Zeichnungen wurden nachher durch Melchior Kraus von Frankfurt am Main, Direktor des freien
Zeicheninstitutes zu Weimar, in Quarto radiert und nach den Originalen illuminiert zur ersten Ausgabe bei Unger, welche sich
selten macht.“ Unter dem Titel „Das Römische Carneval (von J. W. Goethe), Berlin, gedruckt bey Johann Friedrich Unger.
Weimar und Gotha. In Commission bey Carl Wilhelm Ettinger“ war der Aufsatz 1789 erschienen. — Das Städelsche Kunstinstitut
in Frankfurt am Main bewahrt von Tafel IX, XVII, XVIII und XIX aus dem Nachlaß des Malers Georg Melchior Kraus die
Schützschen farbigen Zeichnungen und eine sorgfältig kolorierte Ausgabe des Buches auf (Inv.JN. 6010, JN. 6009, JN. 6006,
JN. 6007, JN. 6008).
14 Das Geburtsdatum wird nicht überall gleich angegeben. Bei der Bürgerrechtseintragung des Vaters Christian Georg Schütz
am 30. Dezember 1779 wird der 19. Mai 1759 als Geburtsdatum des Sohnes Johann Georg Schütz aufgeführt. Im Taufbuch des
Dompfarramtes Frankfurt ist aber im Mai 1759 kein Taufeintrag mit diesem Namen vorhanden; dagegen ist im Taufbuch 1754
bis 1785, pag. 13, eingetragen, daß Johann Georg Schütz am 16. Mai 1755 geboren und am 19. Mai des gleichen Jahres getauft
worden ist (frdl. Auskunft des Frankfurter Stadtarchivs).
16 Über die Malerfamilie Schütz siehe: Henr. Seb. Hüsgen, Artistisches Magazin, enthaltend das Leben und die Verzeichnisse der
Werke hiesiger und anderer Künstler, Frankfurt am Main 1790, S. 371 ff., und: Ph. Friedr. Gwinner, Kunst und Künstler in
Frankfurt am Main , . ., Frankfurt am Main 1862, S. 318ff,; Thieme-Becker, Bd. XXX, S. 317.
 
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