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Bibliotheca Hertziana [Hrsg.]; Bruhns, Leo [Gefeierte Pers.]; Wolff Metternich, Franz [Gefeierte Pers.]; Schudt, Ludwig [Gefeierte Pers.]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0503

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Das ,,Pio Istituto Catel“ in Rom und sein Stifter

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369. Franz Catel, Sonnenunter-
gang bei Albano. Öl. Museum

Lübbenau


und zur katholischen Kirche übertrat, obwohl gerade er vor seinem Weggang aus Berlin ein großes
Aquarell gemalt hatte, das dort Aufsehen erregte und Anerkennung fand. Es stellte die Szene dar, wie
Martin Luther vor den Toren Wittenbergs die Bannbulle verbrennt3.
In Rom widmete sich Catel fast ausschließlich der Landschaftsmalerei und der Darstellung des italie-
nischen Volkslebens; nur wenige Bildnisse und ein Altarbild entstanden, letzteres durch Vermittlung
Schinkels im Auftrag des Prinzen Heinrich von Preußen, der es einer Charlottenburger Kirche zum
Geschenk machte. Das nicht besonders gut gelungene Bild wurde 1944 durch Bombenwurf zerstört.
Catel wurde neben seinem französischen Kollegen Leopold Robert der Begründer des italienischen
Sittenbildes im 19. Jahrhundert. Seine anfangs meist figurenlosen oder staffagearmen Veduten aus Rom,
der Campagna und vom Golf von Neapel verkaufte er zu guten Preisen an die vermögenden Italien-
reisenden, die nach der Beendigung der napoleonischen Kriege vornehmlich aus Rußland, England
und Deutschland zahlreich nach Rom kamen. Viele von diesen suchten den Maler in seinem Atelier
auf, erwarben vorhandene Bilder oder gaben lohnende Bestellungen auf. Als die Gräfin von Kielmanns-
egge mit ihrer bildhübschen Tochter, die Catel in der kleidsamen Tracht eines nettunesischen Mädchens
malte, für zwei Jahre nach Rom kam, beauftragte die aus Dresden kommende kunstliebende Frau den
Maler, ihr eine „Sammlung zu malen von verschiedenartigen Lufterscheinungen und Lichteffekten in
bezug auf verschiedene Gemütsstimmungen“ - eine höchst romantische Idee, ganz im Sinn der Dresdner
Maler Caspar David Friedrich oder Carl Gustav Carus. Und tatsächlich erinnern diese Catelschen Werke,
von denen uns vier erhalten sind, sehr an die Bilder der norddeutschen Romantiker, obwohl sie als
südliche Landschaften natürlich viel farbiger als die oft düsteren Werke der Dresdner gehalten sind
(Abb. 369}.
Als der bayerische König Ludwig I. als Kronprinz nach Rom kam und in enge freundschaftliche Be-
ziehungen zu vielen deutschen Malern trat, da - so erzählt die (wahrscheinlich wahre) Fama - stellte
Catel seinerseits beste Beziehungen zu dem Fürsten her, indem er eines Morgens eine leichte Staffelei
3 Das Blatt wurde einmal als Kupferstich und zweimal als Lithographie vervielfältigt, es sind aber in öffentlichen und privaten
Sammlungen nur noch ganz wenige Exemplare erhalten - und dies ist sehr auffallend. Das Original ist verschollen. Auf der Wart-
burg, aus deren Fremdenbuch zu ersehen ist, daß Catel sie im Jahre 1821 besucht hat, ist eines der uns bekannten lithographierten
Exemplare wohl vorhanden, aber die Signatur scheint mit Hilfe eines Federmessers beseitigt zu sein -, auch dies ist auffallend.
Kurz nach 1821 malte nun Catel in Rom Papst Pius VII. nach dem Leben. Sollte er die Reise nach Deutschland unternommen
haben, um möglichst viele Exemplare der erwähnten Vervielfältigungen aufzukaufen und seinen Namen auf dem Blatt in der
Wartburg auszulöschen? Vielleicht tut man ihm mit dieser Vermutung allerdings bitter unrecht.

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