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Bibliotheca Hertziana [Editor]; Bruhns, Leo [Honoree]; Wolff Metternich, Franz [Honoree]; Schudt, Ludwig [Honoree]
Miscellanea Bibliothecae Hertzianae: zu Ehren von Leo Bruhns, Franz Graf Wolff Metternich, Ludwig Schudt — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 16: München: Schroll, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.48462#0505

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Das „Pio Istituto Catel“ in Rom und sein Stifter

501

erster Etage sich noch heute die Büroräume des
Pio Istituto Catel befinden. Sowohl in den Arbeits-
räumen wie in dem großen Sitzungszimmer, in dem
ein von dreizehn Stühlen umgebener grüner Kon-
ferenztisch steht, hängen Bilder und Studien
Catels6.
Im Sitzungszimmer stehen die Marmorbüsten des
Stifters und seiner Frau, die ihr restliches Vermö-
gen ebenfalls testamentarisch der Stiftung ihres
Mannes zufügte. Ein bossiertes Wachsrelief zeigt
das Künstler-Ehepaar, eine Darstellung, die wir
auch auf den Medaillen wiederfinden, welche an
lebende Künstler aus besonderen Anlässen ver-
geben werden. Auf dem Platz jedes Verwaltungs-
ratsmitglieds liegt ein rosafarben gebundenes Heft
mit den gedruckten Statuten der Stiftung, die
seit dem Tode Catels und seiner Frau an die dies-
bezüglichen Gesetze des italienischen Staates an-
geglichen wurden. Obwohl mehrere Inflationen und
andere den Geldwert verändernde Ereignisse ein-
getreten sind, obwohl ein Teil der Liegenschaften
verkauft werden mußte, kann das Pio Istituto
Catel noch heute in Rom seiner segensreichen
Aufgabe gerecht werden. Im Gegensatz zu früher
ist jetzt die Anzahl der unterstützten Künstler
klein. Der im Jahre 1902 niedergeschriebene
Bericht über die Tätigkeit der Stiftung sagt, daß


370. Julius Troschel, Büste von Franz Catel auf dessen
Grab in S. M. del Popolo in Rom

in neunundzwanzig Jahren ungefähr 2500 Personen, italienische und deutsche Künstler und ihre Fami-
lien, Hilfe gefunden haben. Heute werden kleine Unterstützungsgelder gezahlt, alljährlich wird ein
Wettbewerb veranstaltet, dem sich eine Preisverteilung anschließt; in einem Jahr wird er für Maler
ausgeschrieben, im folgenden für Bildhauer, im dritten für Architekten. Zu diesem Wettbewerb sind nur
Jugendliche, nicht unter 18 und nicht über 28 Jahre alt, zugelassen, welche in Rom geboren sind und
der Familie eines italienischen oder deutschen Künstlers angehören.
Nicht nur der Maler Franz Catel war also eine in der deutschen Kunstentfaltung der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts markante und erfolgreiche Persönlichkeit, auch der Mensch Catel verdient, nachdem
hundert Jahre seit seinem Tode vergangen sind, ein ehrendes Gedenken all derer, die das Glück haben,
der Kunst oder Kunstforschung in irgendeiner Weise dienen zu dürfen, jener höchsten Form mensch-
lichen Schaffens, die geheimnisvoll in göttlichen Sphären verankert ist. Ein Zeitgenosse Catels, der Maler
Ludwig Richter, sagte von ihr, sie sei eine Art Heimweh.

6 Hinter dem Stuhl des Präsidenten grüßt uns ein ausgezeichnetes großes Ölgemälde, auf dem sich der Künstler selbst an der
Staffelei mit seiner jungen Frau dargestellt hat. Daneben hängt ein Alters-Selbstbildnis, welches Catel im Profil mit einem roten
Käppchen zeigt, ein malerisch höchst reizvolles Bild. Meist sind es aber Landschaften und Figurenstudien, die dort hängen; im
Vorraum finden wir ein großes Porträt der Vittoria Caldoni, einem berühmt gewordenen Modell der Künstler der damaligen Zeit.
Das schöne Mädchen wurde mehr als vierzigmal hauptsächlich von deutschen Künstlern gemalt oder modelliert.
 
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