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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1.1887

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Nr. 2
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Gude, Hans: Am Bache
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Kiesel, Konrad: Atelierbesuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.48045#0023

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MODERNE KUNST.

BILDERERKLÄRUNGEN.

IX.

• w* A M B A C H E -

VON
HANS GUDE.

Von den vielen nordischen Malern, welche
in Deutschland eine zweite Heimat gefunden
haben, ist Hans Gude einer der bedeutendsten
und bekanntesten. Sein grosses Talent ist von
allen Seiten rühmlichst anerkannt, seine Theil-
nahme an den deutschen Ausstellungen stets
freudig begrüsst worden. Geboren am 13. März
1825 zu Christiania, ging Gude 1841 nach
Düsseldorf, wo er zunächst ein Jahr lang Schüler
von Andreas Achenbach war, dann in die
Akademie eintrat und dort als Schüler J. W.
ndete. Von 1847—1854 lebte er abwechselnd
in Norwegen und in Düsseldorf, bis die Berufung als Nachfolger Schirmers
zum Professor der Landschaftsklasse ihn auf längere Zeit (bis 1862) an
Düsseldorf fesselte. Gesundheitsrücksichten veranlassten Gude, die Lehr-
thätigkeit aufzugeben; er ging 1862 nach England, übersiedelte aber bereits
1864 nach Karlsruhe, wo er wiederum Nachfolger Schirmers an der
dortigen Kunstschule wurde. In dieser Stellung verblieb Gude bis 1870,
ln welchem Jahre er als Vorsteher des akademischen Meisterateliers für
Dandschaftsmalerei nach Berlin berufen wurde. Mit zahlreichen Orden
geschmückt, ist Gude Mitglied der Akademien von Amsterdam, Rotterdam,
Stockholm, Berlin und Wien.
Gudes Arbeiten (Landschaften und Seestücke) sind ebenso naturwahr,
als poetisch, vollendet in Zeichnung, Colorit und Beleuchtung. Die
norwegischen Berge, Wälder und Fjorde und die deutschen Küsten haben
dem Maler die Motive zu einer grossen Zahl von Meisterwerken geboten,
unter denen wir besonders hervorheben: „Birkenwald“ (National-Galerie,
Christiania); „Hafen von Christiania“ (ebenda); „Norwegische Gebirgsland-
schaft“ (Königl. Palais in Berlin); „Nothafen an der norwegischen Küste“
(Stadtgalerie in Bremen); „Marine“ (Wallraff-Richarz-Museum in Köln);
»Norwegische Küste mit landenden Fischern“ (National-Galerie in Berlin);
»Gebirgslandschaft“ (früher Tuilerien in Paris); „Fischfang bei Fackellicht“
(Galerie Belvedere in Wien); „Chiemsee in Bayern“ (Kais. akad. Samml. in
Wien); „Nothafen an der norwegischen Küste bei Sturm“ (Grossh. Kunsthalle
111 Karlsruhe); „Lootsenhafen und stürmische See“ (Königl. Galerie in Kopen-
hagen) ; „ Strandleben auf Rügen “ (Prov. Museum in Breslau); „ Fischerhütte
arn Bodensee“ (Stadt. Museum in Stettin); „Brandung am Strande von
Ahlbeck bei Heringsdorf“ (Königl. Galerie in Dresden); „Meeresstille“
(Königl. Galerie in Stuttgart) etc.

Hans Gude.


Schirmers seine Studien

X.
AT E LI E RB E SU CH
VON

CONRAD KIESEL

Conrad Kiesel.


Es gab eine Zeit, wo sich die Majorität
der Menschen die Schriftstellerinnen und Male-
rinnen immer nur in der Gestalt etwas rampo-
nirter, älterer Jungfrauen, die ihren Beruf ver-
fehlt haben, vorzustellen vermochte. Diese An-
schauung ist längst nicht mehr der Wirklichkeit
entsprechend. Auch den bildenden Künsten
sehen wir heute, so gut wie zu allen Zeiten
der Musik und dem Gesänge, manche durchaus
tadellos gewachsenen, anmutigen und in jeder
Hinsicht liebenswürdigen jungen Fräulein und

Frauen ein ganz ernstliches Studium, ihre Hauptzeit und eifervolle Thätig-
keit widmen, wenn auch die Malerinnen von so exotischer, wundersamer.

ätherischer, schlanker Schönheit und Grazie, wie die Heroine des Ateliers,

das uns Kiesels Bild zeigt, selbst in unserer Zeit noch immer zu den Selten-
heiten und Ausnahmen gehören dürften. Sie ist in jeder Hinsicht ein
Liebling des Glückes. Verbindet sie doch mit dieser beglückenden Gabe
der Schönheit und des bestrickenden Liebreizes ersichtlich ein ebenso

ungewöhnliches Talent, das sie zu grossen künstlerischen Unternehmungen
befähigt, wie das dort von ihr begonnene Bild des Raubes der Europa
zeigt, und den reichlichen Besitz der irdischen Güter, gleichviel, ob sie
dieselben ererbt von ihren Vätern oder selbst sich erst ermalt hat. Zu

alledem geniesst sie noch die Freundschaft und den intimen Verkehr
ähnlich glücklich situirter junger Damen von einer Schönheit, einer Eleganz
und von einer Schlankheit des Wuchses, an der sich das Künstlerauge der
Malerin neidlos erfreuen kann, da die gleichen, von jedem Mädchen aufs
innigste zu wünschenden Vorzüge sie selbst in mindestens gleichem Maasse
zieren. Der Maler dieser Malerin, ihres Ateliers und ihrer Freundinnen
dessen Farbe und Mal weise der fremdartigen, fesselnden Anmut und Ele-
ganz seiner weiblichen Gestalten durchaus entspricht, ist erst auf einem
weiten Umwege zur Wahl dieser Kunst als Lebensberuf gelangt. Er ist
zu Düsseldorf 1846 geboren. Seine künstlerische Laufbahn begann er als
Architekt. Er machte den vorschriftsmässigen Studiengang durch, besuchte
die Bau-Akademie zu Berlin und bereitete sich zum Bauführerexamen vor,
als er zu erkennen glaubte, nicht zum Baukünstler, sondern zum Bildhauer
berufen zu sein. Nun entsagte er dem architektonischen Studium, trat als
Schüler in die Werkstatt Fritz Schapers ein, und erlernte bei diesem ver-
hältnissmässig rasch das Handwerk der Skulptur.
Er hatte bereits manche selbständige plastische Arbeit, Statuen,
Gruppen, Porträtbüsten ausgeführt, als er sich unter den Eindrücken einer
Reise durch Holland bewusst wurde, dass seine eigentliche Begabung ihn

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