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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 1.1887

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Nr. 11
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Panorios, Konstantinos: Das Täubchen
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Hellqvist, K. G.: Disputation zwischen P. Galle und O. Petri zu Upsala 1524
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https://doi.org/10.11588/diglit.48045#0128

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MODERNE KUNST.

43

noch zu erraten vermag. Dies gilt besonders auch von einigen Malern
griechischer Abstammung, die seit Jahren in München thätig sind und sich
eines geachteten Namens erfreuen; so hat sich Nikolaus Gysis, ein Schüler
Pilotys, durch seine „Sedansnachricht“ und andere gemüt- und humorvolle
Schilderungen in Deutschland nicht minder Heimatsrecht erworben, als
durch seine griechischen Sittenbilder eine anerkannte Stellung in der Kunst
seines klassischen Vaterlandes; von dem Lesbier Georg Jakobides, der sich
bei Löfftz und Gabriel Max ausbildete, brachte unser Sammelwerk bereits
mehrere treffliche Genrebilder, die uns vertraut anmuten wie Schöpfungen
von einem der Unseren. Ein talentvoller jüngerer Landsmann der beiden
eben Genannten ist Konstantin Panorios, den allerdings bis jetzt sein
Münchener Aufenthalt als Künstler noch nicht zu germanisiren vermocht
hat; zum Beweise dafür dient auch die anmutige Gestalt der jugendlichen
Taubenfreundin, deren Urbild offenbar manchen Breitengrad südlich von
München zu suchen ist.
Im Jahre 1857 auf der griechischen Insel Sifues geboren, begann
Konstantin Panorios seine Studien 1875 auf der Akademie zu Athen unter
Leitung des Historien- und Genremalers Prof. N Lytras, der seinerseits
bei Karl von Piloty seine Ausbildung empfangen hatte. Obwohl die
akademischen Statuten eine Studienzeit von acht Jahren vorschrieben, wurde
dem rasch sich entwickelnden jungen Künstler die Hälfte derselben erlassen,
da er alljährlich auf Grund seiner Prüfungsarbeiten den ersten Preis davon-
getragen hatte. Von seinen Lehrern auf das wärmste befürwortet, erhielt
er von der griechischen Regierung zu seiner weiteren Ausbildung ein
Stipendium und siedelte im Jahre 1879 nach München über, woselbst er
unter Meistern wie Gabriel Max, Liezen-Mayer und Ludwig Löfftz mit
ebensoviel Glück wie Eifer seine Studien förderte. Auch ein längerer
Aufenthalt in Italien, namentlich in Venedig und Rom, war von erspriess-
lichstem Einfluss auf seine künstlerische Entwickelung und nährte in ihm
jenen feinen Formensinn, von welchem die in gegenwärtiger Lieferung
vor geführte Arbeit so beredtes Zeugnis ablegt. Von seinen Genrebildern
sind mehrere, darunter auch das „Täubchen“, nach Amerika, sowie nach
England gewandert; höchst beifällige Aufnahme fanden auch einige von
ihm gemalte Porträts, so die vor kurzem in Neumanns Kunstsalon zu
München ausgestellten Pastellbildnisse der Königin Olga von Griechenland
und ihrer Tochter, der Prinzessin Alexandra, an welchen neben grosser
Treue und lebendiger Auffassung ein tiefes Formenverständnis und die
strenge Zeichnung gerühmt wurde; das erstere derselben wurde von Sr.
Kgl. Hoheit dem Prinz-Regenten von Baiern für seine Tochter, die Prin-
zessin Therese, angekauft, die jüngst bekanntlich die griechische Königs-
familie besuchte. Auch von der Gemahlin des österreichischen Gesandt-
schafts-Attaches Ritters von Pusswald vollendete Panorios unlängst ein
Porträt, das sich gleicher Anerkennung zu erfreuen hatte. Zur Zeit arbeitet
der Künstler an einem umfangreichen Historienbilde, welches die Ein-
mauerung einer vestalischen Jungfrau zum Gegenstand hat und für die
nächste grosse Kunstausstellung in München bestimmt ist. S.

LXXVII.
DISPUTATION ZWISCHEN P. GALLE
UND
0. PETKI ZU UPSALA 1524.
VON
K. G. HELLQVIST.

nter den zahlreichen Künstlern skandinavischer Abkunft, die in
dem stammverwandten Deutschland eine zweite Heimat ge-
funden haben, hat sich Karl Gustav Hellqvist auf dem Gebiete
der Historienmalerei in verhältnismässig kurzer Zeit eine hervor-
ragende Stellung zu erringen gewusst. Im Jahre 1851 zu Kungsör in
Schweden geboren, begann er bereits 1863 bei einem Dekorationsmaler
seine Studien und bezog sodann die Akademie zu Stockholm, wo er für
eines seiner ersten Historienbilder eine Medaille davontrug. Wie in diesem
schöpfte er auch in seinen folgenden Werken mit Vorliebe aus der Ge-


schichte seines Vaterlandes; so brachte die Münchener Ausstellung des
Jahres 1879 ein Gemälde von ihm, welches den schimpflichen Einzug des
Bischofs Sonnanväder und des Propstes Knut in Stockholm behandelte.
Es folgten dann die Kompositionen „Ludwig XI. und Tristan in Plessis
les Tours“, „Sten Stures Tod auf dem Eise des Mälarsees“ und das in
vorliegender Lieferung reproduzirte Gemälde, welches der Künstler von
Paris aus 1883 auf die internationale Kunstausstellung in München sandte,
woselbst es einen Glanzpunkt der skandinavischen Abteilung bildete. Steht
man im allgemeinen den dogmatischen Streitigkeiten früherer Jahrhunderte
zur Zeit ziemlich kühl gegenüber, so ist es Hellqvist doch gelungen, die hohe
Bedeutung des dargestellten Ereignisses zur vollen Geltung zu bringen, das
in hervorragender Weise dazu beitrug, der Reformation in dem nordischen
Reiche zum Siege zu verhelfen.
Gustav Wasa, auf dessen Veranstaltung die Disputation zwischen den
beiden Hauptvertretern des alten und neuen Glaubens erfolgte und welcher
derselben inmitten der zahlreichen Versammlung mit so regem Anteil
beiwohnt, war bekanntlich mit Umsicht und Eifer darauf bedacht, die
kirchliche Reformation, die bei seiner 1523 erfolgten Thronbesteigung in
Deutschland bereits ihre entscheidenden Schritte gethan hatte und der er
persönlich aufrichtig zugeneigt war, zugleich als festen Stützpunkt für seine
Herrschaft zu verwerten, die zu Anfang nur zu sehr einer sicheren Grund-
lage entbehrte. Zeigte sich doch weder der schwedische Adel gewillt,
sich seiner Autorität zu beugen und die von ihm in Besitz genommenen
Krongüter wieder herauszugeben, noch duldete der verarmte Bauernstand
eine Erhöhung der Steuern, und so sah sich der König darauf angewiesen,
den reichen und mächtigen Klerus, der während der vorausgegangenen
Wirren auf dänischer Seite gestanden und das Stockholmer Blutbad mit
verschuldet hatte, seiner überflüssigen Schätze zu entäussern, indem er,
mit der Reorganisation des Staates zugleich die Umgestaltung der kirch-
lichen Verhältnisse durchführend, die lutherische Lehre zur Herrschaft er-
hob. Die Verbreitung derselben war bereits von zwei unmittelbaren
Schülern Luthers, den Brüdern Olaus und Laurentius Petri begonnen wor-
den, und Gustav Wasa förderte, ohne vorerst offen auf ihre Seite zu treten,
nach Kräften ihre Wirksamkeit, indem er sie gegen die Anfeindungen der
katholischen Partei in Schutz nahm. Als offener Schirmherr der Refor-
mation zeigte sich der König zuerst durch die Vertreibung des Domini-
kanerordens, durch welche die inneren religiösen Wirren zum Ausbruch
kamen. Um den Vertretern des Volkes ein Urteil zu ermöglichen, ward
im Dezember 1524 von dem König ein Religionsgespräch zu Upsala ver-
anstaltet, in welchem Olaf Petri gegen den Kanonikus Peter Galle die
neuen Grundlehren zu verfechten hatte; unter den Gegenständen, die der
König selbst für die Disputation ausgewählt hatte, befanden sich nament-
lich die Rechtfertigung durch den Glauben, die guten Werke, die Sakra-
mente, der Heiligenkultus und der Ablass. In den meisten Fragen er-
rang Petri den Sieg, liess sich indess in seinem Eifer zu so heftigen
persönlichen Ausfällen hinreissen, dass der König befahl, den Redekampf
einzustellen und ihm die Ausführungen der Gegner schriftlich vorzulegen.
Wie vorauszusehen, trug die Schrift Petris den Sieg davon, die unter
anderem die weltliche Herrschaft der Kirche als unberechtigt hinstellte und
damit der Politik des Königs besonders entgegenkam, der die Arbeit im
ganzen Lande verbreiten liess. Er begann nun seine praktischen Schritte
mit der Aufhebung der Klöster und verlangte den gesamten Kirchen-
zehnten , der ihm auch bewilligt ward. Petri brach nunmehr völlig mit
Rom und bekundete dies auch, dem Beispiel des deutschen Reformators
folgend, durch seine Verheiratung. Die Kluft zwischen den beiden Par-
teien erweiterte sich mehr und mehr, aber standhaft hielt Gustav Wasa
an Luthers Lehre fest und berief im Juni 1527 zu Westeräs einen Reichstag,
auf dem nicht nur wie früher Adel und Klerus, sondern auch der Bürger-
und Bauernstand vertreten war. Dem Widerstande der Geistlichkeit be-
gegnete der redegewaltige König auf das wirksamste, indem er schliess-
lich sich zur Niederlegung der ihm freiwillig vom Volke übertragenen
Herrschaft bereit erklärte und nur durch inständige Bitten sich zur Fort-
führung derselben bewegen liess. Auch vor dieser Versammlung musste
Petri mit Galle über die wichtigsten Unterscheidungslehren einen Kampf,
diesmal nicht in lateinischer, sondern vaterländischer Sprache ausfechten
und gewann durch seine lichtvollen Auseinandersetzungen die versammelten
Stände völlig für die Sache der Reformation, für die er auch ferner in
 
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